Ugandas Vizepräsident zu Besuch:Überschuhe für Seine Exzellenz

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Milch und Schnaps für Gilbert Bukenya: Der Vizepräsident Ugandas besucht den Grandlhof in Marzling und informiert sich über die hießige Landwirtschaft.

Piotr Grochocki

Maria Grandl ist schon ganz aufgeregt und merkt gar nicht, dass sich das bayerische Wetter am heutigen Freitag so gar nicht von seiner weiß-blauen Seite zeigt. Bei gefühlten Temperaturen um den Gefrierpunkt steht die engagierte Ortsbäuerin mit der Delegation des Bayerischen Bauernverbandes im Hof ihres Marzlinger Betriebes. Sie warten auf den Vizepräsidenten Ugandas, Professor Gilbert Bukenya, ein Agronom und Hobby-Farmer.

Der Vizepräsident von Uganda, Gilbert Bukenya (rechts) besucht den Marzlinger Bauernhof, um sich über Milcherzeugung im Familienbetrieb zu informieren.  (Foto: Marco Einfeldt)

Er macht bei seinem Deutschlandbesuch Halt auf dem Bauernhof in der Nähe von Freising, um sich über die Errungenschaften der hiesigen Landwirtschaft zu informieren. Der Empfang ist sehr herzlich: "Welcome to our farm" begrüßen die resolute Gastgeberin und ihr ältester Sohn Albert den hohen Besuch und führen durch ihren 140-Hektar-Betrieb. Die erste Station ist der Kuhstall. Die von der besorgten Maria Grandl ausgeteilten blauen Überschuhe aus Plastik sind dabei gar nicht nötig, da der Stall mit 50 Milchkühen so aufgeräumt wirkt, als könne man vom Boden essen.

Die Bäuerin erklärt auf Englisch, damit der hohe Besuch auch alles versteht: "Wir bauen Getreide und Mais als eigenes Futter an, außerdem Kartoffeln und Zuckerrüben. Die Milcherzeugung liegt bei 12.000 Liter pro Tag." Ihr Sohn Albert ergänzt: "Der älteste Teil des Stalles ist 60 Jahre alt, mein Großvater hat hier schon Milchkühe gehalten. Nicht mehr viele Betriebe im Münchner Umland haben noch ihre eigene Viehhaltung."

Danach geht es zur Biogasanlage, mit der der Grandlhof seine Energie selbst erzeugt. Dabei erklärt Professor Alois Heißenhuber vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan dem Vizepräsidenten ausführlich die Funktionsweise und die Vorteile der Anlage. Bukenya, der in Schottland Agrarwissenschaften studiert hat, hört sehr interessiert zu und stellt viele Detailfragen. Auf die Frage, was Uganda von Bayern lernen könne, antwortet er: "Mir gefällt hier vor allem die Zusammenarbeit der Bauern. Diese Genossenschaftsmodelle würden auch uns helfen, Innovationen wie Biogasenergie einzuführen. Außerdem ist die Milchviehhaltung in Bayern sehr effizient, das Wissen darüber würde ich gerne in Uganda anwenden."

Gerd Sonnleitner, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, lobt den Gast: "Ich habe selten einen Staatschef erlebt, der so praxisbezogen ist. Demnächst wollen wir mit dem Ministerium für Entwicklungshilfe die Gründung von Genossenschaftsbanken in Uganda fördern, die Minikredite an Bauern vergeben." Nach einem Besuch der Heulagerhalle mit Solaranlage und der hofeigenen Kapelle gibt es noch eine Verkostung der Milchprodukte und des selbstgebrannten Schnapses. Der ist nicht nur süffig, sondern wärmt die inzwischen etwas durchgefrorene Gesellschaft von innen.

Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg, Vorsitzender des Grundbesitzerverbandes und Vermittler des Besuches, richtet zum Abschied das Wort an Maria Grandl: "Vielen Dank für ihre offene Aufnahme, Sie haben Seiner Exzellenz einen unvergesslichen Aufenthalt beschert." Und Professor Bukenya ergänzt in seiner sympathischen Art: "Besuchen Sie uns in Uganda, Sie sind jederzeit willkommen."

© SZ vom 16.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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