Uferlos-Bandporträts:Hüftschwung in der Heimat

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Der frühere Camerloher-Gymnasiast Rainer Gärtner kehrt mit dem Indie-Folk-Projekt Impala Ray auf das Freisinger Uferlos-Festival zurück. Dort spielt auch Michael Fenzl, einst Musiklehrer in Allershausen. Er will mit seinen Mundart-Songs zum Tanzen anregen

Von Laura Dahmer und Thilo Schröder, Freising

Stolz zieht Michael Fenzl die orangefarbene CD aus seiner Jackentasche. "Das hier ist genau das, wo ich hinwollte", sagt Fenzl und hält lächelnd das Album hoch, von dessen Cover er selbst einem entgegenlächelt, mit Gitarre in der Hand in einer Münchner U-Bahnstation. Es ist das neue, zweite Album des Rosenheimer Musikers Fenzl, dessen Songs er auf dem Uferlos-Festival in Freising spielen wird.

Und es geht in die Richtung, in die der 40-Jährige sich gerne musikalisch weiter entwickeln würde. Es ist bayerische Mundart, voll von Features mit anderen Musikern, etwa von Bands wie LaBrassBanda oder Bananafishbones. Neben Fenzls Instrument, dem Kontrabass, finden sich dort zum Beispiel Posaune und Geige, es sind lockere Songs mit gut gelaunten Beats. "Es ist weniger Kopfnickerrock, sondern geht in die Hüften und regt zum Tanzen an", stellt der Musiker fest. Und genau das gefällt ihm an den neuen Songs besser im Vergleich zu seinem ersten Album oder zur vorherigen Arbeit. Denn Fenzl ist eigentlich ein recht erfahrener Musiker, bis 2017 war er ein Teil der Folkrockband "Django 3000", die im deutschsprachigen Raum mit ihrer Musik in Mundart einen gewissen Bekanntheitsgrad hat.

"Es war eine super Zeit mit Django, aber irgendwann musste ich mehr eigenes machen", sagt Fenzl über die Trennung. Die Findungsphase nach Django war für den Musiker nicht leicht. "Wenn du aus einer namhaften Band kommst, erwarten die Leute was. Ich glaube, das konnte ich am Anfang nicht ganz liefern", gibt Fenzl zu. Umso mehr genießt er jetzt aber die Freiheit, die ihm das Dasein als Solokünstler gibt. "Habe ich jetzt eine Idee, kann ich sie einfach umsetzen. Früher war das immer ein langer Entscheidungsprozess, und die anderen haben noch ihre Meinung dazugegeben, Sachen verändert." Der 40-Jährige schreibt all seine Songs selbst, ihm ist wichtig, dass dort Herzblut drinnen steckt. "Ich würde nichts spielen, wo ich nicht 100 Prozent dahinterstehe."

Bayerische Lieder in Mundart will Michael Fenzl auf dem Uferlos-Festival präsentieren. Zuletzt spielte er bei der Folkrockband "Django 3000" mit. (Foto: Privat)

Bis vor ein paar Wochen hat der Musiker und Songwriter viel Zeit in Studios und zu Hause verbracht, jetzt geht es wieder "raus auf die Bühne". Der Auftritt beim Uferlos ist einer der ersten mit dem neuen Album, "Mit scharfem Zett". "Da freu ich mich sehr drauf. Mir macht aber auch die Arbeit im Studio wahnsinnig viel Spaß, man kann dort einfach viel ausprobieren und endlos Instrumente auffahren", erzählt er begeistert. Die ganzen Features und die Instrumentenkombinationen, das alles sei eigentlich beim Aufnehmen aus dem Prozess heraus entstanden. In Freising wird Fenzl nur Schlagzeug, Gitarre und Posaune mitnehmen. "Live muss man das natürlich etwas reduzieren, ich kann auf der Bühne kein Orchester auffahren. Aber dadurch wirkt die Musik live auch irgendwie ehrlicher, authentischer."

Gerade mit Freising hat Fenzl eine besondere Verbindung. Der Rosenheimer war vor seiner eigenen musikalischen Karriere einige Jahre lang Musiklehrer in Allershausen. "Ich mag die Freisinger Gegend und freue mich auch aufs Uferlos, weil es immer schön ist, die Leute wiederzusehen", so der Musiker. Es sei außerdem ein gemütliches Festival und wie die Mundart: "Ehrlich und kompakt."

Rainer Gärtner hat es geschafft: vom Altmühltal an die Isar. "From the Valley to the Sea" heißt nicht von ungefähr das zweite Album seines Indie-Folk-Projekts Impala Ray. "Nach vorne schauen, angreifen, alles zurücklassen", darum gehe es ihm, sagt Gärtner. Anfang des Monats ist seine neue Single "New Shoes" erschienen. Ein Song "für alle, die einen Neustart hinlegen wollen", sagt Gärtner. Neben ihm (Gesang, Gitarre) sind Carmen Unterhofer (Hackbrett, Gesang), Nicola Missel (Tuba, Synthesizer, Gesang) und Dominik Haider (Schlagzeug, Percussion) Teil des Projekts.

Rainer Gärtner tritt beim Uferlos-Festival mit seiner Folkrock-Band Impala Ray auf. (Foto: Privat)

Für das Video zur Single ist Gärtner in Kenias Hauptstadt Nairobi geflogen. Vor 15 Jahren sei er, heute "über 30", schon einmal dort gewesen, um drei Monate an einer Schule zu arbeiten. Für den Dreh habe er Massai besucht, Markenturnschuhe bemalt und die Menschen vor Ort einen eigenen Tanz auf seine Musik tanzen lassen. Ein Ballett-Projekt für Kinder im Vorort-Slum Kibra habe er gefilmt; die Teilnehmer sollen Selbstvertrauen gewinnen, lernen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und nicht abzustürzen.

Die Single ist Teil des im Herbst erscheinenden Albums "Jangwar Summers", das dritte Album von Impala Ray. Der Projektname leite sich von einer Antilopenart und seinem Spitznamen Ray ab, sagt Gärtner. Im Landkreis Eichstätt geboren und in München wohnend, sei er jedoch eng mit Freising verbunden. Er habe das Camerloher-Gymnasium besucht, sei mit 15 erstmals in einer Schülerband gewesen, die im Lindenkeller ihren ersten Auftritt hatte. Von der Musik zu leben, sei aber nicht geplant gewesen, zunächst habe er darum in einem Bürojob gearbeitet. 2014 dann die Gründung von Impala Ray, im folgenden Jahr gleich ein Uferlos-Auftritt.

"Uferlos ist Heimat", sagt Rainer Gärtner. Im Herbst geht es mit dem neuen Album auf Tour durch Europa, den Abschluss bildet ein Konzert in der Münchner Muffathalle am 21. Dezember.

Impala Ray spielt Mittwochabend um 22 Uhr, Fenzl Donnerstagabend um 19 Uhr im Vimpay-Zelt auf dem Uferlos-Festival. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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