Uferlos-Band:Gestrandete Piraten vom Donaukanal

Lesezeit: 2 min

Die Band "Buntspecht" aus Wien will sich in keine Genreschublade stecken lassen. An diesem Dienstag, 28. Mai, wird sie um 21 Uhr im Zelt der Freisinger Bank auf dem Uferlos-Festival auftreten. (Foto: Mona Steinmetzer)

Die Band Buntspecht besteht aus sechs jungen Männern aus Wien. Mit ihren Liedern wollen sie Zuversicht und eine gewisse Leichtigkeit vermitteln. Ihre Musik klingt beim ersten Hören befremdlich

Von Nadja Tausche

"Die Menschen laufen irgendwie alle nebeneinander her", sagt Lukas Klein, Sänger der Band Buntspecht. Und auch man selbst habe im Kopf immer Parallelgeschichten laufen. In dem Lied "Parallel" heißt es: "Alles liegt so nah beisammen, so eng aneinander - und verläuft allzu oft doch nur parallel." Der Zusatz zum Liedtitel: "Epilepsie Warnung".

Den sechs jungen Männern von Buntspecht ist das Träumerische wichtig, sagt Lukas Klein. Die Band aus Wien hat gerade ihr zweites Album herausgebracht, "Draußen im Kopf" heißt es: Jetzt reisen die sechs durch Deutschland und Österreich, um es vorzustellen. Nach Wien und vor Berlin macht Buntspecht am Dienstagabend, 28. Mai, auch einen Stopp auf dem Uferlos-Festival in Freising. Die Band gibt es in der jetzigen Konstellation seit Anfang 2017. Davor seien sie nur zu dritt gewesen, erzählt Klein. Irgendwann habe man am Donaukanal in Wien den Cellisten kennengelernt, Lukas Chytka. "Wir haben die ganze Nacht durchgespielt", erzählt der Sänger: "Das Ganze mit einer rechten Leichtigkeit."

Zuversicht vermitteln und diese Leichtigkeit, sich nicht unterkriegen lassen: Das will Buntspecht mit ihrer Musik erreichen. Die Lieder klingen ungewohnt, wenn man sie zum ersten Mal hört, fast unmelodisch. Gemischt werden Gitarre und Altsaxofon, Kontrabass und Querflöte. Keine Grenzen und keine Genreschubladen kenne die Band, schreibt deren Agentur auf ihrer Webseite: Die Band gleiche "eher gestrandeten Piraten oder verrückten Seiltänzern als einer klassischen Band."

Mit diesem Bild spielt Buntspecht. Die Webseite der Band besteht aus scheinbar wahllos aneinandergereihten Wörtern, ab und an ist eines unterstrichen: "Kontakt" etwa oder "Tourdates". Der Rest? "Ein Sammelsurium von Sachen, die wir gut finden", erklärt Klein: "Bussi" steht da, aber auch "Rauchen" oder "Brennnesseln". Um jeden Preis herausstechen wolle man nicht, meint Klein, aber einer der Jungs aus der Band sei Grafikdesigner: Der wolle die Seite "verspielt angehen".

Dass Buntspecht auf dem Uferlos auftritt, hat sich so ergeben. Man sei schon im vergangenen Jahr oft in Bayern aufgetreten, erzählt der Sänger. Den Nachhaltigkeitsgedanken des Festivals unterstützt er und spricht davon, dass man "in einer düsteren Zeit lebe". "Es ist unmöglich, in der Zeit, in der wir gerade sind, unpolitisch zu sein", findet der Österreicher.

So klar formulieren das Buntspecht in den Liedtexten nicht - mit Absicht, wie Klein sagt: Man habe stattdessen absichtlich viel offen gelassen, damit das Lied bei jedem Mal hören anders klinge. Die Texte schreibt Klein selbst. Vieles sei aber Gruppenarbeit: Jemand hat eine Idee, Klein schreibt sie auf. Auch die Musikvideos dreht die Band selbst. "Wir geistern dann auf Dachböden herum oder in irgendwelchen Wäldern", berichtet der Sänger.

Der nächste Schritt für die Band? Buntspecht wolle einfach weitermachen, "weitersuchen". Größenwahnsinnig sei man nicht: "Wir sind alle nicht so, dass wir sagen: Da müssen wir hinkommen und das müssen wir machen", so Klein.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: