Übergangsweise:Rolle rückwärts

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Obdachlose sollen in Eching jetzt doch in der alten Post unterkommen

Von Klaus Bachhuber, Eching

Im ehemaligen Postgebäude am Echinger "Stachus" richtet die Gemeinde jetzt doch übergangsweise ihre Obdachlosenunterkunft ein. Hatte der Gemeinderat die provisorische Lösung vor Monatsfrist noch abgelehnt, so ließ sich das Gremium im zweiten Anlauf von den Argumenten der Rathausverwaltung überzeugen. Mittelfristig soll für die kommunale Pflichtaufgabe, bei akuter Wohnungslosigkeit ein Obdach anbieten zu müssen, aber eine andere Lösung kreiert werden.

Das Obdachlosenasyl am Dietersheimer Anger ist marode und nach einem Brandschaden obendrein reparaturbedürftig. Im alten Echinger Postgebäude stehen derzeit zwei Etagen über der Kindertagespflegestätte "Spatzennest" leer - für Bürgermeister Sebastian Thaler ist es daher naheliegend, die Einrichtung spontan an die Bahnhofstraße zu verlegen. Mit einem Stimmenpatt in einer früheren Sitzung hatte der Gemeinderat diese Pläne aber abgelehnt, weil das Gebäude in exponierter Lage einerseits für eine spätere prominentere Nutzung vorgesehen ist und andererseits die Ortsmitte nicht unbedingt als geeigneter Ort für ein Obdachlosenasyl empfunden wird.

Die Gemeindeverwaltung legte jedoch nach und berichtete, dass in der Folge des Brandschadens akute Brandschutzauflagen für das Dietersheimer Häuschen umgesetzt werden müssten, die auf Kosten von etwa 12 000 Euro geschätzt würden. Zudem gelte es, ein jetzt eingefordertes Brandschutzgutachten abzuwarten, das möglicherweise noch weitere Maßnahmen nach sich ziehen könnte. Thaler sah darin "wenig Sinn, da jetzt noch was reinzurichten". Das Haus ist bei der anstehenden Umgestaltung und Bebauung des Angers für die Abrissbirne vorgesehen.

Effektiver ist es nach Thalers Meinung, für etwa den gleichen Aufwand das alte Postgebäude zu ertüchtigen, das dann langfristig nutzbar bleibt. Sieben Zimmer im ersten Stock werden nun als Obdachloseunterkünfte hergerichtet. Zuletzt waren hier Asylbewerber untergebracht, davor war eine Pension eingemietet. In der Dietersheimer Unterkunft wohnen derzeit eine dreiköpfige Familie und eine Einzelperson. Bei Wohnungslosigkeit, etwa durch Verlust der bisherigen Wohnung, ist die Gemeinde verpflichtet, kurzfristig und übergangsweise Obdach zu symbolischen Mietpreisen bereitzuhalten.

Dringend mahnte der Gemeinderat aber an, eine dauerhafte Lösung für dieses Pflichtangebot zu suchen und die "ewige Improvisiererei", wie Oliver Schlenker rügte, endlich abzustellen. Die Einrichtung im alten Postgebäude wurde ausdrücklich auf zwei Jahre befristet. War das Projekt vier Wochen vorher noch mit 11:11 Stimmen abgelehnt worden, so wurde es nun mit 21:1 akzeptiert. Dagegen votierte Otmar Dallinger, der sich in der Diskussion für provisorische Lösungen wie Container oder eine Einmietung in günstige Hotels ausgesprochen hatte.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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