Überfall auf Rentner:Junge Räuber müssen ins Gefängnis

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Sie traten die Türe einer Wohnung ein, bedrohten einen Rentner und forderten Geld: Jetzt hat ein Gericht vier junge Männer zu Haftstrafen verurteilt.

Andreas Salch

"Sie werden spätestens am Ende sehen, wie todernst die Sache ist", hatte die Vorsitzende Richterin der Jugendkammer am Landgericht München II die vier Angeklagten am ersten Prozesstag ermahnt. Doch Anfang letzter Woche schienen sich Sebastian B., 19, Samuel R., 20, Marcel L., 18 sowie der 21-jährige Stephan B. nicht bewusst darüber zu sein, was sie bei einer Verurteilung erwartet.

Vier junge Männer wurden wegen eines Überfalls auf einen Rentner zu Haftstrafen verurteilt. (Foto: dpa)

Wegen eines Überfalls auf einen Rentner, der im Wohnzimmer seines Hauses in Poing saß und fernsah, verhängte das Gericht gegen die vier jungen Männer, die sich aus einer Wohngruppe des heilpädagogischen Jugendwerks in Hallbergmoos kennen, am Mittwoch langjährige Gefängnisstrafen.

Am 12. Juni vergangenen Jahres waren die vier jungen Männer vom Jugendwerk Birkeneck aus mit der S-Bahn nach Poing gefahren. Dort klauten sie sich Fahrräder und fuhren zu dem Anwesen eines 74-Jährigen. In dessen Haus einzudringen war für die Angeklagten ein Leichtes: Der Senior hatte den Haustürschlüssel von außen stecken lassen.

Doch bevor Sebastian B. und seine Freunde den nichtsahnenden Mann überfielen, gingen sie in den ersten Stock des Hauses. Dort wohnte ein Freund von Marcel L. zur Miete. Gemeinsam mit diesem rauchten sie noch eine Zigarette. Kurz darauf schlichen sie die Treppe hinunter. Der 74-Jährige hatte die Eindringlinge bis dahin immer noch nicht bemerkt. Er lag auf seiner Couch und sah fern. Doch dann trat Stephan B. die Türe ein. Er und seine Komplizen hatten ihre Gesichter vermummt. Stephan B. trug zudem einen Schlagring an einer Hand. Aus diesem Grund werteten die Richter der Jugendkammer die Tat auch als schwere räuberische Erpressung.

"Besonders dreistes Verhalten"

Marcel L. soll die Idee zu dem Überfall gehabt haben. Seinen Freunden hatte er in Birkeneck erzählt, dass bei dem Rentner "5000 bis 6000 Euro Beute" zu holen seien. Doch der Senior hatte nur 185 Euro in seinem Portemonnaie. Nach der Tat waren die Angeklagten mit der S-Bahn wieder zurück nach Hallbergmoos gefahren.

Der Rentner blieb bei dem Überfall unverletzt. Auch psychisch soll er die Tat verarbeitet haben. Als besonders verwerflich wertete es die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, dass Marcel L. und Stephan B. einige Zeit nach dem Überfall in das Haus des Seniors einzogen, dort zur Miete wohnten und den alten Mann auch noch um Geld "angebettelt" hätten. "Das ist ein besonders dreistes Verhalten", sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Sie forderte noch höhere Strafen, als das Gericht sie schließlich verhängte.

Wegen gemeinschaftlicher schwerer räuberischer Erpressung wurde Sebastian B. zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. In die Strafe wurde eine Vorahndung durch das Amtsgericht Freising einbezogen. Samuel R. erhielt zwei Jahre Haft. Marcel L. und Stephan B. wurden zu jeweils vier Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Die beiden hatten sich außer wegen des Überfalls wegen einer Serie von Einbrüchen in Kindergärten, Schulen und Arztpraxen verantworten müssen.

Bei allen vier Angeklagte wandte das Gericht Jugendrecht an. Mit den verhängten Strafen blieb die Kammer jeweils nur knapp unter den Anträgen der Staatsanwaltschaft.

© SZ vom 01.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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