Über anonyme Accounts:Unerwünschte Botschaften

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Joho erstattet Anzeige wegen Instagram-Memes über Lehrer

Von nadja Tausche, Freising

Wie soll eine Schule reagieren, wenn sie und die dort angestellten Lehrer und Lehrerinnen Inhalt von Veröffentlichungen in sozialen Medien werden? Mit dieser Frage musste sich kürzlich das Josef-Hofmiller-Gymnasium in Freising beschäftigen. Auf zwei Instagram-Seiten wurden sogenannte Memes veröffentlicht, also Bilder mit lustigen Sprüchen. Die Accounts wurden anonym erstellt: "Wir wissen nicht, wer das war", berichtet dazu die Schulleiterin Susanna Räde. Die Schule geht aber davon aus, dass es sich um Schüler handelt. Weil auf den Seiten auch Namen und Bilder von Lehrern veröffentlicht wurden, stellte das Josef-Hofmiller-Gymnasium Strafanzeige bei der Polizei.

Mittlerweile wurden die beiden Seiten "joho_memes" und joho_freising" gelöscht. Ob es sich bei den Inhalten um harmlose Sprüche handelte oder ob die Botschaften in den Bildern unter die Gürtellinie gingen, lässt sich deswegen nicht mehr beurteilen. Für Susanna Räde ist die Sache klar: "Die Persönlichkeitsrechte der Kollegen wurden verletzt", sagt sie. Das Ziel der Seiten sei es wohl gewesen, lustig zu sein - die Schüler hätten aber nicht verstanden, dass hier rechtliche Dinge passierten. Schließlich kursieren im Internet unzählige Memes über Personen des öffentlichen Lebens, etwa über Politiker - so könnte man argumentieren, dass auch Lehrer in gewisser Form Personen des öffentlichen Lebens sind. Unklar ist, ob die Memes über das Josef-Hofmiller-Gymnasium öffentlich einsehbar waren oder ob es sich um private Accounts handelte, in denen nur Schüler als Abonnenten zugelassen wurden und damit Zugang zu den Posts hatten.

Was nun aus der Strafanzeige wird, ist Susanna Räde zufolge Sache der Polizei beziehungsweise der Justiz. Zusätzlich wandte sich die Schule auch per E-Mail an alle Schüler der Oberstufe, wie die Schulleiterin berichtet: Ziel sei es gewesen, dass die Seiten offline gestellt würden, was daraufhin auch geschah. Zudem sei ihr wichtig, den Schülern bewusst zu machen, dass Persönlichkeitsrechte verletzt würden: Das habe auch einen pädagogischen Hintergrund. Dabei sei klar kommuniziert worden, was man von den Schülern erwarte: Man sei bereit, den Vorgang rückgängig zu machen, so Susanna Räde, etwa im Falle einer Entschuldigung.

Es gebe schließlich auch die Möglichkeit des Verweises oder Disziplinarausschusses - denn eigentlich wolle man das Ganze schulintern klären. Fraglich ist, ob sich die Verantwortlichen vor diesem Hintergrund freiwillig melden werden. In jedem Fall dürfte das Thema Inhalt von Memes Schulen und die Polizei in Zukunft noch häufiger beschäftigen - dass die lustigen Bilder aus dem Internet verschwinden, davon ist jedenfalls nicht auszugehen.

© SZ vom 20.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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