Trotz aller Rettungsversuche:Grablicht in der Kult-Kneipe

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Rätselraten um die Musikkneipe "Abseits". Am Mittwoch kursierte auf Facebook die Nachricht, das Szenelokal müsse bereits am 1. Oktober schließen. (Foto: Marco Einfeldt)

In Freising macht die Nachricht die Runde, dass das "Abseits" nun doch schon zum 1. Oktober schließen muss. Ob an diesem Donnerstagabend geöffnet werden kann, wird sich zeigen

Von Kerstin Vogel, Freising

Große Aufregung um die Freisinger Musikkneipe "Abseits". Nachdem am Mittwoch im sozialen Netzwerk Facebook die Nachricht kursierte, das beliebte Szenelokal müsse statt zum Jahresende nun bereits am 1. Oktober schließen, war den Tag über nicht wirklich in Erfahrung zu bringen, wie es weitergehen soll.

Offensichtlich haben die Pächter einen Brief erhalten, in dem die vorgezogene Schließung angeordnet wurde. Als Grund soll darin - sinngemäß - angegeben worden sein, dass in dem denkmalgeschützten Gebäude gravierende technische Mängel festgestellt wurden, dass damit Gefahr für Leib und Leben der Gäste bestehe und deshalb unverzüglich zu schließen sei.

So jedenfalls ist dem Freisinger Grünen-Stadtrat Sebastian Habermeyer die Geschichte erzählt worden, als er am Dienstag zu seinem Stammtisch im "Abseits" erschien. Ein ganz normaler Abend sollte es werden, den Stammtisch gibt es seit 34 Jahren, doch auf dem Tisch stand ein Grablicht - und der Wirt klärte den verdutzten Stammgast über den Brief mit der Schließungsanordnung auf. Für Habermeyer ein Unding: "Da würde mit einem Handstreich ein Stück einer bestimmten Kultur aus Freising verschwinden, die auch sonst nirgends Platz hat."

Habermeyer ist nicht der einzige, der sich für die alte Musikkneipe einsetzt. Seit bekannt geworden ist, dass der Pachtvertrag mit dem Eigentümer des Gebäudes, Graf Guy von Moy, Ende des Jahres ausläuft, kämpfen Freunde der Freisinger Kleinkunst und Szenegänger gleichermaßen um den Erhalt des Lokals. Ein eigener Abseits-Chor hat sich zu diesem Zweck zusammengefunden und sogar der Kabarettist Ottfried Fischer gab ein Gastspiel, um sich für die Kulturstätte einzusetzen. Im Juli trafen sich der Graf und vier Mitglieder des Chores, um "in freundschaftlicher Atmosphäre" über die Zukunft der Kneipe zu diskutieren.

Der Freisinger Musiker Norbert Bürger, der sich ebenfalls für das "Abseits" engagiert, hat den Grafen damals so verstanden, als würde der die Liegenschaft durchaus auch verkaufen - und Bürger wüsste auch einen potenziellen Käufer, wie er am Mittwoch noch einmal bestätigte. Mehr kann er mangels aktueller Informationen an diesem Tag nicht sagen; und auch die Pächter sind für die SZ entweder nicht zu erreichen oder wollen sich zur derzeitigen Situation nicht äußern.

Fest steht, dass der Graf als Eigentümer des Gebäudes die Elektrik in der Kneipe hat überprüfen lassen, das hatte er angekündigt. Dabei wurden offenbar Mängel gefunden; und die Frage dürfte nun sein, ob es den Wirten gelungen ist, diese innerhalb der gesetzten Frist - also bis zu diesem Donnerstag - zu beheben. Auch beim Hofbrauhaus als zuständigem Verpächter und bei der Hausverwaltung "Dach und Fach" ist am Mittwoch kein Verantwortlicher zu diesem Thema zu erreichen.

Das ist bei der Stadt Freising anders, dort weiß man allerdings nichts von den Vorgängen um die Kultkneipe: nicht von technischen Mängeln und auch nichts von einer angeordneten Schließung. Nicht widersprochen wird allerdings Gerüchten, nach denen seit Anfang September eine Voranfrage im Bauamt liegt - für den Bau einer Wohnanlage auf dem Areal des "Abseits".

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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