Leicht falle die Entscheidung nicht, sagt Freisings Tafelvorsitzender Manfred Schimmerer. "Aber wir sehen einfach keine andere Möglichkeit mehr." Die Zahl der Kunden bei der Tafel Freising ist zuletzt stark gestiegen - so stark, dass nun ein Aufnahmestopp wohl nicht mehr verhindert werden kann. Bereits Anfang September wurde in einer Vorstandssitzung beschlossen, dass bei Überschreiten von 300 Abholern pro Woche dieser verhängt werde, berichtet der Tafelvorsitzende.
Diese Grenze sei nun erreicht, in der vergangenen Woche wurde sie bereits einmal überschritten. "Am Donnerstag kamen sogar so viele Kunden, dass wir unsere Arbeitszeit deutlich verlängern mussten, statt 15.30 Uhr war erst um 17.30 Uhr Schluss", schildert Schimmerer. Mittlerweile seien die Kapazitäten bei der Tafel Freising erschöpft. Zum einen reiche die gespendete Ware nicht aus, um noch mehr Menschen zu versorgen. Zum anderen seien auch die 75 aktiven ehrenamtlichen Helfer - viele von ihnen sind über 70 Jahre alt - am Ende der Belastbarkeit, sowohl physisch als auch psychisch.
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Freising ist kein Einzelfall, die Lage bei den Tafeln ist deutschlandweit angespannt. Schon die Corona-Pandemie habe zu hohen Belastungen geführt, sagte der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn, vor Kurzem. Die hohen Lebenshaltungskosten, die Inflation und die hohe Zahl an Flüchtlinge führten dazu, dass die mehr als 960 Tafeln mittlerweile so viele bedürftige Menschen versorgen wie nie zuvor: Deutschlandweit sind es etwa zwei Millionen. Etwa 40 Prozent der Tafeln mussten bereits einen Aufnahmestopps verhängen.
Auch bei der Tafel in Freising stand man im vergangenen Jahr bereits kurz davor, entschied sich dann aber, einen Zwei-Wochen-Rhythmus einzuführen. In einer Woche werden seitdem die ukrainischen Flüchtlinge versorgt, in der anderen die Altkunden. "Das war die Lösung, sonst hätten wir es nicht mehr handeln können", sagt Schimmerer. Denn sonst hätte die Ware nicht mehr ausgereicht, es wären zu wenige Helfer gewesen und die Warteschlange wäre sehr lange gewesen.
Bei mehr als 300 Abholern wöchentlich ist Schluss
Mittlerweile aber hat sich die Situation zugespitzt. Seit einigen Wochen werden auch dem Landkreis wieder mehr Flüchtlinge zugewiesen, alle 14 Tage sind es etwa 50 Asylsuchende oder ukrainische Schutzsuchende. Derzeit leben etwa 2400 geflüchtete Menschen im Landkreis - und das macht sich auch bei der Tafel Freising bemerkbar. Viele suchen sich dort Unterstützung. "Diese Zahlen können wir nicht mehr stemmen", sagt Schimmerer. Alleine in der neuen Unterkunft in Freising an der Wippenhauser Straße gebe es knapp 200 Plätze. "So wie es ausschaut, wird ein Aufnahmestopp zwangsläufig kommen", befürchtet Schimmerer.
Das passiere, wenn die Zahl von 300 Abholern pro Woche erneut überschritten wird. Bei den sogenannten Altkunden habe man noch etwas Luft, berichtet Schimmerer. "Aller Voraussicht nach aber nicht mehr allzu lange." Bei den ukrainischen Flüchtlingen dagegen sehe es anders aus, dort gebe es mehr Kunden. "Hier reißen wir voraussichtlich bei der nächsten Lebensmittelausgabe die Grenze von 300 Abholern", sagt Schimmerer. Dann habe man keine andere Wahl mehr, als bei diesen einen Aufnahmestopp zu verhängen. Der laufe erst einmal für ein Vierteljahr, dann wolle man weiterschauen. "Bei den derzeitigen Prognosen ist aber zu befürchten, dass es länger dauern wird, bis wir wieder neue Kunden aufnehmen können", sagt Schimmerer.
Bei den beiden anderen beiden Tafeln im Landkreis, der in Moosburg und in Hallbergmoos, wurde schon vor längerer Zeit ein Aufnahmestopp ausgesprochen. In Moosburg wurde bereits Ende 2022 die Notbremse gezogen. Bei der Tafel in Hallbergmoos waren Anfang 2023 die Kapazitäten so erschöpft, dass keine neuen Kunden mehr aufgenommen werden konnten.