Südostring in Lerchenfeld:Zu teuer, zu wenig Entlastung

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Zum jetzigen Zeitpunkt wäre eine Umgehung, wie sie die Freien Wähler fordern, weder erforderlich, noch zu rechtfertigen. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung. Ganz verabschieden will man sich davon indes nicht.

Von Kerstin Vogel, Freising

Schon im Februar 2014 hatten die Freien Wähler erstmals den Antrag gestellt, den Bau eines "echten Südostrings" in Lerchenfeld zu prüfen - ein Thema, mit dem man damals sicher auch im Wahlkampf punkten wollte, das seither aber immer wieder hochkocht. Zuletzt hatte die wochenlange Sperrung der Isarstraße zu einem ausgewachsenen Verkehrschaos in dem größten Freisinger Stadtteil geführt und die Rufe nach der Fortführung des Südrings bis zur Staatsstraße 2053 (früher B 11) wieder lauter werden lassen. Doch die Entlastung, die mit dieser Umgehungsstraße verbunden wäre, ist nach Einschätzung der Freisinger Stadtverwaltung und einiger Stadträte nicht besonders groß.

Inzwischen nämlich hat man im Freisinger Rathaus - auch auf Antrag einiger Anlieger der Erdinger Straße - eine Verkehrsuntersuchung durchführen lassen und diese aktuell sogar noch einmal überarbeitet. Bekanntlich plant die Stadt in den Clemensängern die Ansiedlung des Großlogistikers "Transgourmet", der unzweifelhaft eine weitere Zunahme des Verkehrs nach sich ziehen dürfte.

Die Ergebnisse der Untersuchung sagen - knapp zusammengefasst - für 2030 voraus, dass auf einem eventuellen Südostring in 24 Stunden etwa 4600 Fahrzeuge unterwegs sein würden. Für die Erdinger Straße würde das auf dem Teilstück bis zur Katharina-Mair-Straße eine Entlastung um 3700 Fahrzeuge pro 24 Stunden bedeuten, im weiteren Verlauf würde dieser Effekt jedoch abnehmen, bis er sich zur Kirche hin langsam sogar umkehrt. Groß wäre die Entlastung der Katharina-Mair-Straße durch einen Südostring um bis zu 5200 Fahrzeuge in 24 Stunden und selbst die Anwohner der Isarstraße würden noch profitieren (1200 Fahrzeuge weniger).

Gleichzeitig allerdings würde durch Verlagerungseffekte der Verkehr in einigen kleineren Wohnstraßen in Lerchenfeld zunehmen, was in den Augen der Verwaltung ebenso eher gegen einen Südostring spräche wie die enorm hohen Baukosten von geschätzt 20 Millionen Euro. Außerdem wären laut Rüdiger Jürgens vom Tiefbauamt "flankierende Maßnahmen" nötig: Weil die Nutzung des Südostrings doch einen kleinen Umweg darstellen würde, müsste man Katharina-Mair- oder Jagdstraße wohl zu einer Tempo-30-Zone umfunktionieren und möglicherweise auch kleinere bauliche Maßnahmen umsetzen, so Jürgens. Seine Folgerung: zum jetzigen Zeitpunkt wäre ein Südostring weder erforderlich noch zu rechtfertigen. Sollten sich die Rahmenbedingungen durch die anstehende Flächennutzungsplanung ändern, müsse man die Notwendigkeit eines Südostrings eben neu bewerten.

Mit dieser Einschätzung konnten sich die Mitglieder des Planungsausschusses am Mittwoch einstimmig anfreunden, selbst den Freien Wählern reichte ein entsprechender Beschlussvorschlag aus. Man habe ja nie gefordert, dieses Straße in zwei oder drei Jahren zu bauen und dafür 20 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, sagte FW-Stadtrat Robert Weller, der auch Mobilitätsreferent des Gremiums ist. Seiner Wählergruppierung sei es lediglich darum gegangen, diese Verkehrsfläche im Flächennutzungsplan vorzuhalten. "Wir wollen, dass man weiter über diese Straße spricht", so Weller.

Auch die Grünen stimmten dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zu, weil der Bau der Straße damit ja noch nicht beschlossen sei "und es soll ja keine Denkverbote geben", wie Fraktionssprecher Sebastian Habermeyer sagte. Gleichwohl wendete er sich gegen den "bekannten Reflex", auf zunehmenden Verkehr immer mit dem Bau neuer Straßen zu reagieren. Die künftige Verkehrsbelastung in Lerchenfeld hänge natürlich auch davon ab, wie die Stadt das Gewerbegebiet weiter entwickele, gab Habermeyer mit Blick auf die von den Grünen abgelehnten Transgourmet-Pläne zu bedenken: "Wenn wir verkehrsintensive Betriebe ansiedeln, müssen wir uns nicht über mehr Verkehr wundern."

Habermeyers Fraktionskollegen Manfred Drobny und Charlotte Reitsam riefen dazu auf, sich auch Gedanken darüber zu machen, wie man den Verkehr auf andere Art in den Griff bekommen könne, während Rudi Schwaiger (CSU) eher fatalistisch argumentierte. Jeder müsse zugeben, dass der Verkehr weiter zunehmen werde, sagte er: "Eine theoretisch denkbare Lösung ist diese Straße, also denken wir doch auch jetzt über einen Bau nach."

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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