Suchtberatung :Erste Anlaufstelle für Suchtkranke

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Die Freisinger Beratungsstelle Prop hat im vergangenen Jahr insgesamt 914 Klienten und Angehörige betreut

Von Gudrun Regelein, Freising

Im vergangenen Jahr sind bei der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle (Prop) Freising insgesamt 914 Menschen betreut worden. Das entspreche in etwa der Zahl von 2018, sagt Leiterin Bärbel Würdinger. Der Anteil der Männer lag bei 65 Prozent, auch in den Vorjahren war er deutlich höher als der der Frauen. Von einer Suchterkrankung betroffen waren 722 Klienten, 192 Menschen kamen als Angehörige - überwiegend waren das Frauen.

"Die Beratung ist der Eintritt in das Suchthilfesystem", sagt Würdinger. Hier werde informiert, aufgeklärt, niedrigschwellig betreut und in stationäre Einrichtungen vermittelt. "Viele unserer Klienten kamen auch öfters, insgesamt haben wir 1023 Betreuungen durchgeführt." Die Mehrheit, nämlich 80 Prozent, suchte wegen ihrer Suchterkrankung Hilfe. Alkohol ist nach wie vor das am häufigsten konsumierte Suchtmittel (359 Fälle), gefolgt von einer wachsenden Zahl an Cannabiskonsumenten (251 Fälle). "Diese Zunahme ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass THC als Alltagsdroge empfunden wird - und auf der anderen Seite gerade die Justiz THC-Konsumenten an die Suchthilfe vermittelt, um psychoedukative oder suchttherapeutische Maßnahmen einzuleiten", erklärt Würdinger. Eine dieser Maßnahmen ist das Jugend-Projekt "Fred". Die Anzahl der Menschen, die an einer Mehrfachabhängigkeit leiden, aber sei seit Jahren stabil. Neu dagegen sei die Beratung von Menschen, zumeist sind es Jugendliche, die an einem exzessiven Medienkonsum leiden. Gerade aber wenn Eltern ihre Kinder als abhängig erleben, müsse dies suchttherapeutisch nicht unbedingt bestätigt sein, sagt Würdinger.

Neben der Beratung bietet Prop den Betroffenen auch andere Angebote wie eine ambulante Rehabilitation (70 Teilnehmer) und eine ambulante Nachsorge (33 Teilnehmer). Bei dieser werden die Patienten nach einer stationären Therapie noch weiterbehandelt. Das betreute Einzelwohnen haben im vergangenen Jahr 26 Menschen in Anspruch genommen. Dies sei ein wichtiger Baustein in der niedrigschwelligen Versorgung von chronisch Suchtkranken, die Teilnehmer leben dabei weiter in ihrem eigenen Haushalt. 2019 nahmen 17 Frauen und neun Männer an dieser Maßnahme teil. Das Altersspektrum reichte von 18 bis 70 Jahren.

Die Beratungsstelle Prop wird vom Bezirk Oberbayern für die Versorgungsregion des Landkreises Freising finanziert. Vereinzelt kommen aber auch Menschen aus anderen Landkreisen, vor allem aus Erding und München. "Im Großen und Ganzen gelingt es uns, die Freisinger Bürger und Bürgerinnen zu versorgen", bilanziert Bärbel Würdinger.

Auch in der Corona-Krise finden weiterhin Beratungen für Menschen mit Suchtproblemen statt. Prop bleibt für Betroffene und deren Angehörige erreichbar (Telefon: 0 81 61/54 98 90; freising@prop-ev.de).

© SZ vom 15.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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