Tödlicher Badeunfall in Haag:Unglückliche Umstände

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MIt einem Rettungsbrett wie diesem können auch nicht ganz so geübte Schwimmer versuchen, einem Ertrinkenden zu helfen. (Foto: Günther Reger)

Der kürzliche Tod eines jungen Mannes im Haager Weiher lässt vielen Menschen keine Ruhe. Laut Polizei und Wasserwacht haben die Zeugen alles richtig gemacht: Ertrinkenden helfen zu wollen, ist gefährlich.

Von Katharina Aurich, Landkreis

Der Tod des jungen Mannes, der vor einer Woche im Haager Badeweiher ertrunken ist, beschäftigt die Menschen. Allein die Wasserwacht Moosburg zählte bis Dienstag 8000 Klicks von Usern auf ihrer Facebookseite, die sich über den Unfall informierten und Kommentare schrieben. Offensichtlich suchen die Bürger nach Erklärungen, warum innerhalb eines Jahres drei Menschen in dem Weiher ertrunken sind. Doch mit dem Weiher hätten diese Unfälle nichts zu tun, versichern Stefan Aigner, Chef der Wasserwacht im Landkreis, und Stefan Kühnel, Hauptkommissar bei der Kripo Erding, der mit allen drei Fällen betraut war.

Es habe sich vielmehr um Unglücksfälle gehandelt, eine Verkettung unglücklicher Umstände. Es lägen auch keine Erkenntnisse vor, das Alkohol im Spiel gewesen sei, betont Kühnel. Haags Bürgermeister Anton Geier ist erschüttert über den erneuten Unfalltod in dem See. Er kenne den Weiher sehr genau, sagt er, Strömungen gebe es dort keine und dass es unter Wasser trüb sei, sei für einen natürlichen Weiher normal. Er werde mit der Polizei alle drei tödlichen Unfälle nochmals genau analysieren und überlegen, welche Maßnahmen man ergreifen könnte, versichert Geier. Eine permanente Überwachung des Weihers sei jedoch nicht zu leisten.

Die Badegäste, die am Samstag das Unglück beobachtet haben, haben offenbar alles richtig gemacht: Sie merkten sich den Ort, wo der junge Mann plötzlich untergegangen war. Mehr, als sich die Unglücksstelle einzuprägen und sofort einen Notruf abzusetzen, könne man nicht tun, so Aigner. Er warnt eindringlich davor, einem panischen Ertrinkenden, der um sich schlage, alleine zu Hilfe kommen zu wollen. Denn damit bringe man sich selbst in große Gefahr und werde als nicht ausgebildeter Rettungsschwimmer unter Umständen mit in die Tiefe gezogen. Stattdessen solle man aus sicherer Entfernung beruhigend auf den Ertrinkenden einreden und ihm einen Gegenstand, etwa ein Rettungsbrett reichen, empfiehlt Aigner. So ein Brett gebe es auch am Ufer des Haager Weihers. Rettungsschwimmer würden regelmäßig Befreiungsgriffe üben, um sich selbst bei Einsätzen nicht zu gefährden.

Beim jüngsten Unglück hatte der jungen Mann nur kurz die Arme hoch gerissen und war dann bewegungslos untergegangen. In so einem Fall könne man versuchen, hinterher zu tauchen, aber bei einer Sichtweite von maximal zehn Zentimetern sei es aussichtslos, dass selbst ein trainierter Schwimmer in einem natürlichen Weiher einen Ertrinkenden finde, so Aigner. Wenn ein Badegast untergehe, könne das ganz verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel eine allergische Reaktion, ein Herzinfarkt, ein Schwächeanfall, plötzliche Panik, weil das Ufer weit entfernt sei, ein Kälteschock oder Eigenüberschätzung, zählt Kriminalkommissar Kühnel auf. Deshalb gebe es Baderegeln, die jedes Kind bereits im Grundschulalter lerne. Dazu gehöre unter anderem, nur als sicherer, gesunder Schwimmer in tiefe Gewässer zu gehen, in denen man nicht stehe könne, sich vor dem Baden abzukühlen, natürlich nicht alkoholisiert zu schwimmen und auch nicht direkt nach dem Essen.

Wer es sportlich mag und beispielsweise zwei Kilometer durch den Moosburger Aquapark schwimmen möchte, dem empfiehlt die Wasserwacht, sich mit einer Rettungsboje oder einem aufblasbaren Rettungsbrett für den Notfall auszurüsten. Denn wenn man mitten im See einen Krampf bekomme, komme niemand zu Hilfe. Am besten wäre es allerdings, gar nicht erst alleine weit in einen See hinauszuschwimmen, so Aigners Rat.

Im Landkreis sind seit 2007 neun Menschen beim Baden in Seen und Flüssen ertrunken. Eine besondere Häufung an einem bestimmten See oder in einem Jahr gab es nicht, wie Kühnel sagt. Die Ertrunkenen waren zwischen zehn und 60 Jahre alt, die meisten waren deutsche Staatsbürger. In einem natürlichen Gewässer zu schwimmen, berge immer ein Risiko, darüber sollte sich jeder Badegast im Klaren sein, warnen Aigner und Kühnel.

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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