Wer im Netz nach der Postfiliale in Kirchdorf an der Amper sucht, findet gleich mehrere Adressen, aber keinen aktuellen Standort. Doch seit 13. August, nach dreieinhalbmonatiger Pause, gibt es in Kirchdorf wieder eine Filiale an der Hauptstraße 11. Geöffnet hat diese montags bis freitags von 15 bis 17 Uhr und samstags von 11 bis 12 Uhr. Postsendungen werden unter der Woche gegen 15.15 Uhr abgeholt, ein Briefkasten hängt jedoch nicht am Gebäude. Der befindet sich nach wie vor an der Kurve schräg gegenüber der Kirche und wird montags bis samstags morgens um 8 Uhr geleert.
Die jüngere Geschichte der Post in Kirchdorf gleicht einer Odyssee. Denn am "neuen" Standort war diese bis 2010 schon einmal beheimatet, damals noch in einen Laden integriert und zu regulären Betriebszeiten geöffnet. Doch die Inhaberin sei zunehmend unzufrieden mit dem Modell gewesen: Es hätten sich Retourpakete gestapelt, die Bezahlung durch die Post sei mies gewesen, schließlich habe sie gekündigt. So berichtet es zumindest Lothar Schönhärl. "Jahrelang waren das ganz ärgerliche Zustände, weil die Post nie was mieten wollte", sagt der Kirchdorfer, "die kümmern sich überhaupt nicht darum."
Eine Spurensuche fördert eine Reihe weiterer Standorte zutage. Am 1. Juni 2010 zog die Filiale an die Römerstraße 10, die von der Post als "Interimsstandort", so deren Sprecher Erwin Nier, betrieben werden sollte. Die Übergangslösung wurde zur zweijährigen Bleibe. Ende Juli 2012 ging die Reise weiter an die Sternstraße 7, dort war die Filiale die folgenden fünf Jahre in einem Container untergebracht. Der hatte täglich eine Stunde geöffnet und wurde von einem Post-Angestellten aus Au betrieben, der dafür extra nach Kirchdorf fuhr - laut Nier ein übliches Vorgehen. Am 18. Juli 2017 folgte der Umzug an die Keltenstraße 6, dort übernahm das Team im Vehicle-Store der Rottenkolber Umwelttechnik GmbH als neue Partner-Agentur der Post. Fast postwendend, im April dieses Jahres, dann das zwischenzeitliche Aus: Wegen der Geschäftsaufgabe musste die Filiale schließen. Seitdem fuhren die Kirchdorfer nach Allershausen oder Freising, um ihre Päckchen abzugeben und abzuholen.
In der Post-Universaldienstleistungsverordnung vom 15. Dezember 1999 sind die Pflichten der Post klar geregelt. Demnach muss sie grundlegende Dienstleistungen in Gemeinden ab 2000 Einwohnern gewährleisten, dazu zählt eben auch die Beförderung von Brief- und Paketsendungen. In einer Selbstverpflichtungserklärung hat die Post die Regelung auf zusammenhängende Wohngebiete und Ortsteile ausgeweitet. Laut der Gemeinde zählt Kirchdorf Stand 1. Juli 2018 rund 3300 Einwohner.
Post-Sprecher Erwin Nier sagt zur derzeitigen Situation in Kirchdorf: "Das ist die Lösung, wenn es mit der Nachfolge nicht so reibungslos funktioniert." Mit Nachfolge ist die Kooperation mit Einzelhandelsbetrieben gemeint. "Es sieht halt mit der Infrastruktur dort nicht so glorreich aus", erklärt Nier und bittet die Bürger um Hilfe: "Wir sind dankbar für jeden Hinweis."
Dank dem Vermieter des zuletzt leer stehenden Häuschens an der Hauptstraße 11 und der Gemeinde hat die Post nun wieder einen Standort in Kirchdorf. "Wir freuen uns, dass die lästige, zeit- und spritaufwendige Fahrerei endlich vorbei ist", sagt Lothar Schönhärl. Auch im Rathaus ist man zufrieden. Die neue Filiale sei "zu vernünftigen Zeiten" geöffnet, sagt Geschäftsleiter Hans Rieger. Insgesamt stellten die derzeitigen Umstände "auf jeden Fall eine Verbesserung" dar. Solange sich kein Betrieb finde, der die Filiale integriere, solange hoffe man, dass das so weiterlaufe.
Etwas Positives hat der Umzug in die neue alte Umgebung außerdem: Dort, wo früher Regale im Laden standen, bleibt nun mehr Platz für Retourpakete.