Unmut gegen Landrat Michael Schwaiger regt sich in der Hallertau. Die nördlichen Gemeinden des Landkreises haben ihn im Verdacht, sich nicht mit voller Kraft für eine Realschule in Au einzusetzen. Es wurde sogar der Vorwurf laut, das Landratsamt drehe sich die Zahlen so hin, wie es der Behörde gerade am besten passe.
Dies weist Landrat Schwaiger in einem Pressegespräch strikt zurück und ist bemüht, Emotionen aus der Debatte zu nehmen. Er stellte klar, dass es nun an den Bürgermeistern aus Au, Nandlstadt, Rudelzhausen und Hörgertshausen liege, ob es zu einer Kooperation zwischen Real- und Hauptschulen in den Landkreisen Freising und Kelheim komme. Dieses Modell hatte Kultusminister Ludwig Spaenle bei einem Gespräch im Landratsamt vorgeschlagen. Es wäre einzigartig in Bayern.
Die Quintessenz des Schulbedarfsplans lautet, dass die Realschulen in Freising und Eching Entlastung brauchen. "Da brennt es an allen Ecken und Enden", betont Schwaiger. Doch die Hallertauer Bürgermeister geben sich sperrig. Es wurde der Ruf nach einer dreizügigen Realschule in Au laut, weil die Region in dieser Hinsicht "ein weißer Fleck" sei. Der Landrat weicht jedoch keinen Fingerbreit von seinem Standpunkt ab. "Die Wünsche aus der Hallertau sind nachvollziehbar", gesteht er zu. Doch selbst bei wohlwollender Prüfung halte das Begehren den Anforderungen nicht Stand. Eine Realschule in Au sei auf lange Sicht nicht dreizügig und entlaste die Standorte in Freising und Eching kaum.
Schwaiger räumte in der vergangenen Woche den Vorwurf aus, der Landkreis operiere nur mit den ihm genehmen Zahlen. Im Gespräch mit Bürgermeister Konrad Schickaneder stellte sich heraus, dass dieser in seiner Kalkulation unter anderem Gastschüler miteinberechnet hatte. "Es hat sich eine Eigendynamik entwickelt", stellt Landrat Schwaiger fest.
Erweiterung offenbar nicht möglich
Die Situation habe sich auch verschärft, weil die Behauptung aufgestellt worden sei: Falls eine neue Realschule in Zolling gebaut werde, gehe die Hallertau leer aus. Der Landrat stellt klar, dass dem nicht so sei. Spaenle habe ausdrücklich betont, dass ein Kooperationsmodell trotz eines Neubaus in Freising oder Zolling möglich sei. Dieses sieht eine zweizügige Realschule entweder in Mainburg oder Au vor, die jeweils mit einer Hauptschule aus den Landkreisen Freising und Kelheim zusammenarbeitet.
Dieses Projekt soll parallel zu einem eventuellen Neubau einer Realschule vorangetrieben werden. Der wird immer wahrscheinlicher, weil die Stadt Freising signalisiert, dass eine Erweiterung des bestehenden Gebäudes nicht möglich sei. Die Kosten dafür betragen etwa 22 Millionen Euro plus den eventuellen Grundstückserwerb. Dazu kämen möglicherweise Ausgaben für einen Neubau einer zweizügigen Realschule in Au oder der Ausbau der bestehenden Hauptschule. Bei einer Erweiterung auf 20Klassen würden die Kosten dafür etwa 6,4 Millionen Euro betragen plus die Kosten für eine wahrscheinliche Sanierung des Gebäudes. "Das ist alles nur über Kredite finanzierbar", sagt Schwaiger.
Am 22. Juli stimmt der Kreistag über den Neubau einer Realschule und das Kooperationsmodell ab. Bis dahin werden die Unterschriftenaktionen in der Hallertau weitergehen. 564 Befürworter hätten sich in Au am Sonntag eingetragen, sagt Bürgermeister Karl Ecker. Sein Amtskollege Jakob Hartl aus Nandlstadt bestätigt, dass die Aktion sehr gut laufe. Am Montag hat der Nandlstädter Schulverbandsausschuss die Entscheidung getroffen, das Gremium um die Gemeinden Au und Rudelzhausen zu erweitern, falls eine Realschule nach Au komme. Dies sei eine der Voraussetzungen, die geschaffen werden müssten, erläutert Hartl.