Stetig steigende Preise:Moosburg ist keine Insel der Seligen

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SPD und Mieterverein wollen Preisbremse und Mietspiegel endlich einführen. Der Stadtrat bleibt bisher aber passiv

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Zahlen, die bei der Veranstaltung des SPD-Ortsvereins auf den Tischen auslagen, sind alarmierend: Im April gab es in Moosburg 1218 Mietgesuche für Wohnungen, dem gegenüber standen aber nur sechs Angebote. Ein ähnliches Ungleichgewicht tat sich in anderen Bereichen auf. So gab es 250 Mietgesuche für Häuser (Angebote: 1) sowie 875 Gesuche für den Kauf eines Hauses (8) und 542 für einen Wohnungskauf (20). Der Wohnungsmietpreis hat sich laut der Auflistung, die sich aus Zahlen vom Bayerischen Landesamt für Statistik, von der Immobilien Scout GmbH und von Markt-Navigator ergaben, zwischen 2008 und 2018 rasant entwickelt. Die Quadratmeterpreise stiegen von fünf bis sieben auf acht bis zehn Euro.

Auf diese Entwicklungen gelte es zu reagieren, meinten Volker Zinkernagel, Vorsitzender des Mietervereins Freising, und sein Stellvertreter Markus Grill. Etwa durch die Mietpreisbremse, die Kappungsgrenze für Mieterhöhungen bei bestehenden Verträgen und den Kündigungsschutz nach Umwandlung, die es in Moosburg wegen eines Stadtratsbeschlusses vom September 2015 nicht gibt. Ebenso wenig einen Mietspiegel. Ein Unding, so Zinkernagel. Grill sprach von einer kuriosen Situation. Landshut reklamiere für sich einen angespannten Wohnungsmarkt, der für die Einführung der Mietpreisbremse Voraussetzung ist, Freising ebenfalls. "Und Moosburg, das dazwischen liegt, ist auf dem Papier eine Insel der Seligen", so Grill. Zinkernagel, dessen Verein 300 Mitglieder in Moosburg und 700 mit den umliegenden Gebieten zählt, hatte einst Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) sowie sämtliche Stadträte angeschrieben. Ohne Erfolg. Die Stadt verwies darauf, dass die Mieten in Moosburg unterhalb derer von vergleichbaren Kommunen liegen. Die Stadträte hätten fast ausnahmslos nicht geantwortet.

SPD-Fraktionschef Gerd Beubl sprach sich für die Mietpreisbremse und einen Mietspiegel aus: "Wir brauchen einen Stadtrat, der sich mehr für die Mieterinteressen einsetzt." Das Thema bezahlbarer Wohnraum sei sehr komplex, meinte sein Fraktionskollege Martin Pschorr. Mit dem Bau beziehungsweise der Planung von Sozialwohnungen, etwa im Neubaugebiet Amperauen, "versuchen wir im Stadtrat, einen Teil der Probleme zu beheben". Der Mieterverein nehme sich der Probleme der Mieter an, "und wir schauen, dass es überhaupt Mieter gibt, die sich eine Wohnung leisten können".

Kreisrat Anton Neumaier macht die Entwicklung in der gesamten Region Sorgen. Stadt und Landkreis München zögen große Betriebe an, ohne ausreichend Wohnraum bieten zu können. Der mögliche Bau der dritten Startbahn drohe den Druck auf den Wohnungsmarkt zusätzlich zu erhöhen. Er habe von einem Fall in Moosburg gehört, in dem eine Wohnung frei wurde, deren Vormieter 800 Euro zahlte. "Und dann waren 20 Bewerber da, die meisten aus München, die um die 1200 Euro geboten haben - die kommen zu uns und verdrängen die sozial Schwächeren", so Neumaier.

Zusätzlichen Druck erzeugt laut Grill der geplante Lab-Campus am Flughafen mit 5000 Arbeitsplätzen. Und die erste Generation des Flughafen-Bodenpersonals sehe dem Ruhestand entgegen: "Die haben 30 Jahre hier gelebt und werden hier bleiben - und dann kommt neues Personal aus Norddeutschland oder dem europäischen Ausland, das verschärft die Lage am Wohnungsmarkt zusätzlich." Grill sieht den Freistaat bei Bau und Förderung von neuen Wohnungen in der Pflicht. Auch Bezirkstagskandidat Victor Weizenegger meinte, "das kann keine Kommune alleine lösen". Zinkernagel betonte jedoch, dass Wohnungsbau und Mieterschutz "zwei Paar Stiefel" seien. Bis zum Beschluss für einen Neubau vergingen Jahre, "das Mietrecht kann viel schneller geändert werden". Eine Mietpreisbremse für Moosburg sei erst 2020 wieder möglich, wenn der Freistaat die Gebietskulissen neu bewerte. Die Daten für eine Einstufung als angespannter Wohnungsmarkt müssten jedoch von der Kommune kommen. Die Moosburger SPD möchte das Thema im Stadtrat nun noch einmal forcieren.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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