Startbahn-Gespräch mit Seehofer:Verdächtig unbeholfen

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Im Mai gab es zuletzt die Gelegenheit zu einem - wenn auch kurzen - Gespräch: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (rechts) mit Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner. (Foto: Dominik Osswald/ SZ Freising)

Warum die Art und Weise, wie Aufgemuckt von der Staatskanzlei eingeladen wurde, die Betroffenen so entzürnt.

Von Kerstin Vogel

Es fällt zunehmend schwer zu glauben, Ministerpräsident Horst Seehofer wäre wirklich an den Sorgen und Nöten der Menschen im Flughafenumland interessiert. Den versprochenen Dialog "auf Augenhöhe" kann man so jedenfalls nicht beginnen: indem man die Einladung dazu zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt einfach irgendwo hinschickt, hofft, dass sie schon bei den richtigen Leuten ankommt und die extrem kurz gesetzte Frist für die Zusage dann trotzdem eingehalten wird.

Dass man in der Staatskanzlei auf der Homepage nur die Postadresse der Lehrerin Doris Kraeker gefunden hat, mag richtig sein. Jedes Kind aber kann Hartmut Binner im Adressbuch finden oder die auf der Homepage angegebenen Telefonnummern der Aufgemuckt-Sprecher wählen. Das sollte auch Mitarbeitern der Staatskanzlei möglich sein - und wenn man dafür einen Praktikanten einspannt.

Viel verdächtiger ist aber ohnehin der von der Staatsregierung gewählte Zeitpunkt. Warum muss so eine Einladung mitten in den Ferien verschickt werden? Mit einer Antwortfrist von nur vier Tagen? Die Staatskanzlei sagt, das sei urlaubsbedingt - und meint wohl, dass in ihren Büros viele Mitarbeiter im Urlaub weilen und sich Dinge deshalb verschleppen.

Dass das auf der anderen Seite auch bei den Bürgerinitiativen so sein könnte, scheint sich dem Vorstellungsvermögen an der Spitze der Regierung zu entziehen - oder eben auch nicht.

Denn vielleicht wurde ja doch absichtlich so agiert. Um den Startbahngegnern die Vorbereitung zu erschweren oder um zu provozieren, was nun tatsächlich passiert ist: Dass nämlich die Bürgerinitiativen den Termin ablehnen, im Übrigen auch, weil sie an dem avisierten 17. September bereits eine Mitgliederversammlung angesetzt hatten. Inwieweit diese Überschneidung Zufall ist, sei dahingestellt. Sollte der "Dialog" nun aber nicht zustande kommen, kann Seehofer jede Schuld daran von sich weisen.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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