Standortsuche für Realschulen:Heimat gesucht

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Die Zeit drängt: Freising und die Gemeinden in der Hallertau müssen Standorte für neue Realschulen finden. Bedeutet dies das Aus für die Hauptschule in Nandlstadt?

Peter Becker

Die Ferien sind vorbei, die Zeit drängt: Die Gremien in der Stadt Freising und am Landratsamt müssen sich im Herbst mit der Standortfrage einer neuen Realschule befassen. Ebenso die Gemeinden in der Hallertau, für die Kultusminister Ludwig Spaenle ein Kooperationsmodell zwischen einer Realschule und zweier Hauptschulen in den Landkreisen Freising und Kelheim vorgeschlagen hat. Im Norden des Landkreises und über seine Grenzen hinweg herrscht aber seit Wochen Funkstille zwischen Au und Mainburg. Unterdessen hat sich die Ortsgruppe der Freien Wähler (FW) klar für eine Realschule in Au ausgesprochen. Diese solle mit der Hauptschule in Nandlstadt kooperieren, teilt Vorsitzende Erika Wittstock-Spona mit.

In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat sich der Kreistag für den Neubau einer Realschule in Freising oder Zolling ausgesprochen. Dringendstes Problem ist nun die Frage nach dem geeigneten Standort. Dies sei jetzt in den Gremien der Stadt, des Landkreises und der Gemeinde Zolling zu klären, sagt Siegfried Pollner vom Hochbauamt des Landkreises. Diese Behörde ist auch für dessen Schulen zuständig. Die Planer müssten auch einen Blick auf die Busverbindungen richten und die Linien je nach Standort der neuen Schule ausrichten. Pollner hofft, dass die Standortfrage bis zum Jahresende geklärt ist.

Weitaus schwieriger ist die Frage zu lösen, wo eine Realschule in der Hallertau entstehen könnte. Kultusminister Spaenle empfahl ein bezirks- und landkreisüberschreitendes Modell. Diesem zufolge könnte eine Realschule in Au oder Mainburg entstehen. Diese würde dann mit je einer Hauptschule im benachbarten Landkreis kooperieren. Die Freien Wähler in Au plädieren für eine Realschule in ihrer Marktgemeinde. Diese soll mit der Nandlstädter Hauptschule zusammenarbeiten. "Damit kann den Kindern und Jugendlichen im nördlichen Landkreis Freising ein wohnortnahes und ausgewogenes Bildungsangebot gemacht werden", argumentiert Erika Wittstock-Spona.

Die Freien Wähler aus Au halten den Vorschlag Spaenles für "wenig praktikabel". "Ein Vorteil für die Kinder in unseren Heimatgemeinden erschließt sich für uns nicht", stellt die FW-Vorsitzende fest. Außerdem sehen die Freien Wähler schulstrategische Ziele in Frage gestellt, sollte es zu einer Kooperation der Marktgemeinde Au mit Mainburg kommen: Dann käme ein geplanter Schulverband zwischen Allershausen, Au, Nandlstadt und Zolling sowie dessen Ernennung zur Bayerischen Mittelschule wohl nicht zustande. Die Freien Wähler fürchten überdies, dass dem Schulstandort Nandlstadt "das Wasser abgegraben" werden solle. Die Hauptschule, die für derzeit für über eine Million Euro aufwendig saniert wird, spiele nach Auffassung der FW in den aktuellen Überlegungen keine Rolle mehr.

Die FW in Au sehen mit Argwohn, dass die Mainburger Hauptschule schon als "Hallertauer Mittelschule Mainburg" ins Schuljahr gestartet ist - ohne Unterstützung einer weiteren Schule. Der Eindruck verstärkt sich, dass die Nachbarstadt im Landkreis Kelheim ihr eigenes Ding durchziehen will. Der Auer Bürgermeister Karl Ecker (FW) hat jedenfalls seit geraumer Zeit kein Telefonat mehr über einen Realschulstandort mit seinem Amtskollegen Josef Reiser geführt. Vielleicht sei das ja auch den Ferien geschuldet, sagt Ecker vorsichtig. An der Kooperationsbereitschaft der Auer lässt der Bürgermeister der Marktgemeinde keinen Zweifel aufkommen. "Wir stellen demnächst unsere Präsentation im Kultusministerium vor", sagt Ecker. Über die Auer Vorstellungen zum Kooperationsmodell werde man selbstverständlich die Mainburger informieren.

Gegen den Bau einer Realschule in Mainburg haben die Landräte und Rektoren aus den Landkreisen Pfaffenhofen und Landshut ihre Stimmen erhoben. Sie fürchten um den Bestand ihrer Realschulen in Geisenfeld und Rottenburg. Zumindest könnte dort das Angebot an Wahlpflichtfächern zurückgehen, sollte die Schülerzahl schrumpfen. Kultusminister Spaenle beschwichtigte jüngst in einem Brief, die betroffenen Schulleiter müssten sich keine Sorgen machen.

Ecker glaubt, dass diese Diskussion auch in die Entscheidung um die Standortfrage miteinfließt. Und dass am Ende auch das Finanzministerium des Freistaats ein Wort mitspricht. Es sei jedenfalls billiger, die Auer Hauptschule zu einer Realschule umzufunktionieren als in Mainburg einen kompletten Neubau hinzustellen, stellt er fest. Deshalb, glaubt Ecker, habe die Marktgemeinde gar nicht so schlechte Aussichten in der Frage nach einem Standort für eine Realschule in der Hallertau.

© SZ vom 23.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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