Freisinger Stadtmagazin:Futter für den "Fink"

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Das Stadtmagazin Fink finanziert sich durch Werbung. Herausgeber ist der Freisinger Stadtrat Reinhard Fiedler (Freisinger Mitte). (Foto: privat)

Der Stadtrat Reinhard Fiedler ist Herausgeber des Magazins, das sich über Anzeigen finanziert. Ein Werbekunde inseriert regelmäßig: die öffentliche Hand, die Stadt Freising sowie deren Tochterunternehmen.

Von Vinzenz Neumaier, Freising

Am Freisinger Bahnhof liegen die Hefte direkt hinter dem Haupteingang in einer grauen Pappschachtel. Das Magazin Fink (Eigenbezeichnung: "das Magazin aus Freising") buhlt am Bahnhof um Leser. Diese können den Fink mitnehmen, ohne zu zahlen. Das Gratisblatt finanziert sich durch Werbung. "Unser Magazin ist interessant für Werbekunden aller Art, die ihre Informationen in einem redaktionell hochwertigen Umfeld verbreiten wollen. Viele unserer Werbekunden begleiten den Fink seit der ersten Ausgabe im Jahr 2007", sagt Reinhard Fiedler, Herausgeber des Finks.

Ein Werbekunde inseriert regelmäßig: die öffentliche Hand. Die Stadt Freising sowie deren Tochterunternehmen zahlten in den vergangenen drei Jahren knapp 60 000 Euro für Werbung in Fiedlers Magazin. Der Fink hat eine Auflage von knapp 10 000 Stück und erscheint elf Mal im Jahr. Im Durchschnitt flossen von der Stadt und deren kommunalen Firmen pro Ausgabe etwa 1800 Euro Werbegeld an den Fink.

Das meiste Geld aus öffentlicher Hand stammt von den Stadtwerken

Das meiste Geld für Werbung der öffentlichen Hand stammt aus dem Budget der Freisinger Stadtwerke. In den vergangenen drei Jahren investierten die Stadtwerke etwa 36 000 Euro für Inserate im Fink. Die Stadtwerke und deren Tochterunternehmen gehören zum Großteil der Stadt Freising und damit dem Steuerzahler.

Mit knapp 15 000 Euro Werbegeld engagierte sich im selben Zeitraum die Sparkasse Freising. Gesellschafter der Sparkasse sind die Stadt und der Landkreis Freising. Die Stadt Freising selbst zahlte etwa 7300 Euro für Inserate, um das Theater und das Stadtmuseum im Fink zu bewerben.

Reinhard Fiedler, der Herausgeber des Fink-Magazins, sitzt für die Freisinger Mitte im Stadtrat. Fiedlers Parteifreund ist der Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Fiedler und Eschenbacher hatten den Fink gemeinsam gegründet, mittlerweile ist Eschenbacher aus dem Verlag ausgeschieden.

Er nehme keinen Einfluss auf redkationelle Inhalte und Auswahl der Werbekunden, sagt Fiedler

Die Stadt würde nicht vermehrt in seinem Magazin inserieren, sagt Fiedler auf Anfrage der SZ: "Als Herausgeber des Magazins nehme ich keinen Einfluss auf die Frage, welche redaktionellen Inhalte und welche Werbekunden Platz im Fink bekommen." Das Magazin sei zudem nicht auf die Werbung der öffentlichen Hand angewiesen, meint Fiedler, da andere Inserenten die Lücke füllen würden, wenn sich die Stadt Freising zurückzöge.

Er nehme keinen Einfluss darauf, ob die Stadt Geld für Inserate bei seinem Parteifreund Fiedler investiert, sagt Oberbürgermeister Eschenbacher. "Warum, wo und in welchem Umfang die Stadt, die Stadtwerke sowie die Sparkasse Anzeigen schalten, kann ich nur mutmaßen, da diese Anzeigenschaltungen dezentral laufen und ich in diese operativen Vorgänge weder detaillierten Einblick habe noch Einfluss nehme."

Reinhard Fiedler besitzt neben seinem Sitz im Stadtrat zudem einen Posten im Verwaltungsrat der Sparkasse Freising. Oberbürgermeister Eschenbacher hat den Vorsitz des Verwaltungsrats der Sparkasse inne. Die Sparkasse schaltet Werbung im Fink. In seiner Funktion als Verwaltungsrat soll Fiedler die Geschäfte der Sparkasse kontrollieren. Besteht hier ein Interessenskonflikt, weil die Sparkasse Geld in Inserate des Finks pumpt? Fiedler bestreitet das. Er mische sich als Herausgeber nicht in die Anzeigengeschäfte ein. "Auf die Auswahl der Anzeigenkunden nehme ich als Herausgeber keinen Einfluss und bin in der Regel darüber auch nicht vorab informiert. Als Verwaltungsrat der Sparkasse ist es nicht meine Aufgabe, bei operativen Geschäften mitzureden oder zu entscheiden."

Die Stadt füllt mehrere Seiten mit einer eigenen Rubrik

Die Stadt Freising kooperiert nicht nur bei Werbung mit dem Fink - die Stadt füllt zudem mehrere Seiten des Magazins mit einer eigenen Rubrik. Unter der Überschrift "Hier schreibt die Stadt Freising" publiziert die Stadt in nahezu jeder Ausgabe einen Artikel auf mehreren Seiten im Fink. Der Landkreis Freising steuert das Pendant "Hier schreibt der Landkreis" bei. Geld zahle man für die Veröffentlichung nicht, teilen Landkreis und Stadt auf Anfrage mit. Die Volkshochschule Freising besitzt ebenfalls eine eigene Rubrik. "Da sowohl die VHS, als auch die Stadt und der Landkreis wichtige Informationen mitteilen können, die für die Leserinnen und Leser aus Freising interessant sind, drucken wir diese Informationen gerne ab", sagt Fiedler.

Weitere Seiten füllt die Redaktion des Finks mit eigenem, redaktionellem Inhalt. Oft handelt dieser von Baumaßnahmen in der Stadt Freising oder Kunstausstellungen im Landkreis.

In der Vergangenheit versuchte Fiedler offenbar das publizistische Gewicht seines Magazins zu nutzen, um Geschäfte mit der Stadt Freising einzutüten. Zusammen mit zwei Kompagnons bewarb sich Fiedler bei der Stadt im Jahr 2011 um die Pacht des Freisinger Lindenkellers. Tobias Eschenbacher war damals noch nicht Oberbürgermeister.

Bei der Bewerbung um die Pacht des Lindenkellers verwiesen Fiedler und seine Partner einst auf den Fink

Fiedler bewarb sich mit einem Konzept bei der Stadt. Darin wuchern die Bewerber um Fiedler mit dem Fink. Mit dem Magazin könne man auf "hervorragende (und für andere Personen kaum zu bezahlende) Werbemöglichkeiten zurückgreifen", heißt es. Weiter schreiben Fiedler und seine Partner: "Wir bieten dem Kulturamt an, zukünftig in jeder Ausgabe des Finks auf einer Doppelseite alle Veranstaltungen im Lindenkeller redaktionell zu bewerben. Wir sind uns sicher, dass wir damit die Besucherzahlen im Unterhaus erheblich erhöhen können." Über Fiedler selbst heißt es: "Als Geschäftsführer des Stadtmagazins Fink kann er die Gastronomie bestens in Freising und Umgebung bewerben."

Vermengte Stadtrat Fiedler redaktionelle Interessen des Finks mit seinen privaten Geschäften? Fiedler bestreitet das. "Redaktionelle Inhalte und Anzeigen werden nicht vermischt. Welche Veranstaltungen besonders redaktionell hervorgehoben werden, entscheidet die Redaktion. Natürlich macht es für jeden Kulturveranstalter Sinn, Veranstaltungen möglichst gut zu bewerben", sagt Fiedler auf Anfrage. Den Zuschlag für den Lindenkeller erhielten Fiedler und seine Partner damals nicht.

© SZ vom 08.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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