Sport  auf dem Pferd:Waghalsige Figuren

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Die Trick- und Dressurreiter des Cavalluna-Parks, die wegen der Corona-bedingten Zuschauerbeschränkungen derzeit keine regulären Shows präsentieren können, begeistern 20 Kinder bei einem Charity-Event auf Gut Piesing

Von Alexandra Vettori, Freising

Die Kinder aus dem Freisinger Kinderheim St. Klara und vom Kinderdorf Irschenberg hatten die allerbesten Plätze: Ihre Stühle waren in der Reithalle platziert, so waren sie quasi auf Augenhöhe mit den vierbeinigen Stars. Denn am Sonntag wartete das pittoreske Gut Piesing im Nordosten Freisings mit einer besonderen Attraktion auf: Sieben Pferde der bekannten Cavalluna-Pferdeshow traten auf und zeigten mit ihren Herrchen und Frauchen nur für die gut 20 Kinder ihre Kunststücke. Organisiert hatte das Charity-Event der Verein "Cavalluna hilft".

Was man mit einem Pferd noch alles machen kann, als einfach nur reiten, zeigte bei der Sondershow auf Gut Piesing auch Trickreiter James Denny aus Großbritannien, mit Hengst Picasso. Auch die beiden gehören zur Equipe "Hasta Luego" und sind derzeit quasi arbeitslos. (Foto: Marco Einfeldt)

"Wir können wegen der Zuschauerbeschränkungen derzeit keine Shows anbieten und wollen in dieser Zeit wenigstens den Kindern etwas Gutes tun, die haben es gerade ja auch nicht leicht. Abgesehen davon, dass sich unsere Künstler auch freuen, endlich mal wieder vor Publikum aufzutreten", erklärte Siri Paratsch, die bei Cavalluna für die Pferde-Choreografien, die Showentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Dabei hätten es viele der Reiter und Tänzer gerade selbst nicht leicht, berichtet sie. Die Männer und Frauen seien Freiberufler und würden mit ihren Gruppen für Shows gebucht. Doch seit Monaten gibt es keine Auftritte, die Kosten für die Pferde, Stall, Futter, Tierarzt, Hufpflege fallen trotzdem an. "Und viele kommen aus Ländern wie Portugal oder Frankreich, wo sie wenig oder keine staatlichen Hilfen erhalten", so Paratsch. Dass die Cavalluna-Charity-Aktion ausgerechnet auf Gut Piesing im Freisinger Hinterland stattfand, erklärt sie damit, dass sieben der edlen Pferde hier übergangsweise untergebracht sind, seit der Cavalluna-Park in München bis auf Weiteres geschlossen wurde.

Kinder des Kinderheims St. Klara gehen auf Tuchfühlung zu den vierbeinigen Stars der Cavalluna-Show. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Kinder, die mit Getränken, Süßigkeiten und Cavalluna-Stoffbeuteln ausgestattet worden sind, dürften sich über solchen Unbill an diesem Sonntagnachmittag aber keine Gedanken gemacht haben. Denn als die Musik erklang und Trickreiterin Emma mit ihrem prachtvollen Hengst Richie in die Halle ritt, hingen alle Augen gebannt an ihr. Die junge Frau aus England galoppierte im Kreis und vollführte waghalsige Figuren, ritt mit dem Kopf nach unten oder seitlich am Pferd hängend. Zusammen mit Partner James, der diesmal auf dem Hengst Picasso ritt, wenn man das so nennen will, sind sie in der Equipe "Hasta Luego", wie die Trickreit-Gruppe heißt, mit der sie normalerweise durch Europa ziehen. Sophia aus Italien zeigte schließlich mit ihrem schneeweißen Hengst Continue elegante Dressurübungen, immer wieder unterbrochen vom begeisterten Applaus. Zu dem hatte Siri Paratsch als Moderatorin die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer ausdrücklich ermutigt: "Unsere Pferde wissen, dass das etwas Gutes ist und sie keine Angst haben müssen." Lauten Applaus bekam Laury Tisseur aus Frankreich mit seiner "Ungarischen Post". Dabei steht er auf den Rücken zweier Pferde, mit jedem Bein auf einem, und hält gleichzeitig noch zwei vorneweg laufende Pferde am Zügel, das Ganze im Slalom und über Hindernisse springend.

Die Cavalluna-Gesellschaft hofft nun, dass die neue Show "Geheimnis der Ewigkeit" wie geplant im Oktober 2021 starten kann. Für abgesagte Veranstaltungen gibt es Ausweichtermine. Auf die Frage, wie das wirtschaftlich zu schaffen ist, antwortet Paratsch nur, "wir sind schon froh, wenn die Leute nicht darauf bestehen, sofort ihr Geld zurück zu bekommen".

© SZ vom 29.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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