Sorge vor Präzedenzfall in Moosburg:Festung am Stadteingang

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Der niedrigere Teil der "Länd", rechts im Bild, soll aufgestockt und höhenmäßig an das restliche Gebäude angepasst werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Für die Pläne, den Hotel-Gasthof "Zur Länd" aufzustocken, findet sich im Bauausschuss eine knappe Mehrheit

Von Alexander Kappen, Moosburg

Das Gebäude des Hotel-Gasthofs "Zur Länd" soll nach Wunsch der Eigentümer erweitert werden. Aufgrund der prominenten Lage, direkt am Stadteingang neben der Isarbrücke, findet das im Bauausschuss des Stadtrats nicht jeder gut. In der jüngsten Sitzung des Gremiums, in der zwei unterschiedliche Varianten vorgestellt wurden, fand sich am Ende aber doch eine knappe Mehrheit für das Vorhaben. Der entsprechende Vorbescheid wurde mit 6:5 Stimmen angenommen.

Das Hotel samt Wohnhaus soll im hinteren Teil des Gebäudes aufgestockt werden. Der bisher zweigeschossige Trakt mit einer Grundfläche von zwölf mal 16 Metern soll höhengleich an das vordere Eckgebäude, das sich Richtung Staatsstraße 2350 befindet, angepasst werden. Im unteren Teil des Gebäudes sind laut Sitzungsvorlage der Verwaltung Funktionsräume für das Hotel geplant. Oben sind Wohnräume der Eigentümerfamilie vorgesehen. Die nötigen Stellplätze können an der Nordwestecke des Grundstücks nachgewiesen werden, die man über eine Durchfahrt durch das Gebäude erreicht.

Das Hotel stehe "also Solitär im Eingangsbereich zur Stadt und sticht durch seine Höhe und städtebauliche Position besonders heraus", hieß es in den Erläuterungen der Moosburger Bauverwaltung. Aus ihrer Sicht sei eine Aufstockung aber durchaus möglich. "Die Blickbeziehung zu den Kirchtürmen bei Einfahrt in die Stadt von der höher gelegenen Isarbrücke wird nicht beeinträchtigt", lautete das Urteil des Bauamts.

Vorgeschlagen wurden vom Antragsteller zwei Varianten. Eine mit einem geraden Giebel und eine, in welcher der nördliche Giebel, analog zum Eckgebäude Richtung Staatsstraße, als Walm dargestellt ist. Letztere fand im Bauausschuss schließlich eine Mehrheit.

Bürgermeister Josef Dollinger (Freie Wähler) machte von Anfang an deutlich, dass er ganz klar die Variante mit Walm bevorzugt, "weil dann der Nachbar später nicht in der gleichen Kubatur dran bauen kann und so kein Riesenklotz entsteht". Evelin Altenbeck (Grüne) konnte das jedoch nicht überzeugen. "Das schaut wie eine Wand aus, das hat Festungscharakter", kritisierte sie. Die Grünen-Stadträtin schlug vor, "die Einfahrt nicht überbauen zu lassen - und falls schon, dann würde ich die Höhe des Gebäudes um ein Stockwerk herabsetzen". Sie könne "so nicht zustimmen, das ist ein sensibler, ortsbildprägender Bereich". Zudem trieb sie die Sorge um, einen Präzedenzfall zu schaffen. "Das weckt Begehrlichkeiten, wenn der Nachbar mal genauso hoch bauen will, können wir das dann fast nicht ablehnen."

Manfred Tristl (CSU) wollte Altenbecks Kritik nicht teilen. Er hatte praktisch schon einen Selbsttest gemacht, wie er berichtete. "Wenn man über die Brücke Richtung Stadt fährt, sieht man das Gebäude durch das Geländer fast gar nicht", argumentierte er. Sehr wohl sehe man aber die beiden Türme von Kastulusmünster und Johanneskirche. "Ich werde zustimmen", sagte er. Eine knappe Mehrheit tat es ihm gleich.

© SZ vom 28.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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