Die Kranzberger schätzen an ihrer Gemeinde, dass sie ihren dörflichen Charakter bisher bewahrt hat. Mit Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans sorgen sich einige nun, dass sich dies ändern könnte. Andere wiederum fordern vehement neue Baugebiete, damit die jungen Leute nicht wegziehen müssen. Etwa 130 Kranzberger waren am Mittwoch zur Sonderbürgerversammlung auf den Pantaleonsberg gekommen, um mehr über die Planungen zu erfahren - und um ihre Bedenken loszuwerden.
Der Bund Naturschutz hatte im Vorfeld eine "Los-Angeles-sierung", also eine massive Ausbreitung, befürchtet. Landschaftsplaner Dietmar Narr und Bürgermeister Hermann Hammerl betonten aber, dass Kranzberg weiterhin "moderat wachsen" solle. Die Prognose des Planungsbüros NRT sieht bis 2030 einen Zuwachs von 400 Einwohnern vor, derzeit leben in der Gemeinde etwa 4130 Bürger. Dafür sei ein Platzbedarf von 16,6 Hektar erforderlich, rechnete Narr vor. Michael Besch störte sich daran, dass im Vorentwurf tatsächlich 23,5 Hektar vorgesehen sind. Doch Hammerl betonte, dass sich nicht alles werde verwirklichen lassen. Druck zu verkaufen werde auf niemanden ausgeübt, versicherte er. Rainer Pilz vermisst im Flächennutzungsplan trotz der vorgestellten Prognose eine schriftlich niedergelegte Marschrichtung. "Wollen wir das Wachstum so bestreiten, dass wir mit der Infrastruktur zurechtkommen?", fragte er.
In Kranzberg selbst sieht der Vorentwurf des Flächennutzungsplans größere neue Baugebiete an der Ringstraße (4,1 Hektar), im Sebastiansfeld am Ende der Kirchbergstraße (2,1) und im Bereich Frauenberg (1,9) vor. Am nördlichen Ortsrand von Thalhausen sind 3,2 Hektar berücksichtigt, weitere Flächen gibt es in Hohenbercha und Gremertshausen. Gestrichen wurde nach Einwänden der Fachbehörden ein Areal beim Pantaleonskindergarten. Deutlich verkleinert, von 11,8 auf 6,6 Hektar, wurde aus dem gleichen Grund die Erweiterung des Gewerbegebiets in Kranzberg im Anschluss an den Gewerbepark. In Thalhausen sind 3,5 Hektar für Betriebsansiedlungen vorgesehen. Insgesamt habe der Plan bei der ersten Runde der Behördenbeteiligung "gute Noten" erhalten, sagte Narr. Damit könne man zukunftsweisend Flächen ausweisen.
Deutliche Kritik kam in der Versammlung von Anton Kißlinger. Die Bürger seien nicht befragt worden, wie schnell Kranzberg tatsächlich wachsen solle, monierte er. Robert Lauff begrüßte es dagegen, dass neuer Wohnraum entstehen soll. "Das wird uns seit 15 Jahren versprochen." Über eine Gewerbeerweiterung aber sollte man gut nachdenken. Schon jetzt sei das Pendleraufkommen enorm. Am Kinderhaus an der Ringstraße donnerten die Lastwagen vorbei, ergänzte Sabine Reiff. "Da fährt keiner 30." Für Kindergarten- und Hortkinder sei das eine Bedrohung. "Wir sollten uns nicht noch mehr Verkehr herholen." Hammerl erwiderte, dass man versuche, die Fahrzeuge nach Norden abzuleiten. Von Osten her aber fahren die Lastwagen den Gewerbepark durch Kranzberg an, wie mehrere Redner betonten.
Ändern könnte dies erst eine Südumfahrung von Allershausen.
Während er mit den Wachstumszielen für Kranzberg leben kann, hält Altbürgermeister Robert Scholz die Pläne für Thalhausen für überzogen. Das vorgesehene Gewerbegebiet "gehört dort nicht hin", kritisierte er. Auch das Wohngebiet im Norden hält er für zu groß. Er kündigte bereits an, eine Einwendung zu verfassen. Besch missfiel, dass der Feldweg hinter dem Kirchbergviertel ausgebaut und ein Teil des Verkehrs dann über die Hohenbachernstraße geführt werden solle. Das sei ein Spazierweg Richtung Forst, sagte er. Hammerl sagte, dass es schon bisher schwierig sei, weil lediglich eine Straße Richtung Kirche und in das Wohngebiet gehe. Die sei bei Veranstaltungen zudem häufig zugeparkt. "Wir brauchen dringend eine zweite Erschließungsstraße."