Einkaufen:Wenn einen nachts der Hunger quält

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Einen Smartstore bietet die Freisinger Metzgerei Hack an, einkaufen kann man dort jetzt rund um die Uhr per Smartphone. (Foto: Marco Einfeldt)

Rund um die Uhr einkaufen kann man im Landkreis bereits in vielen Hofläden. Im ersten Smartstore in Freising ist nicht nur das möglich: Dort läuft der Einkauf komplett über das Smartphone.

Von Gudrun Regelein, Freising

Rund um die Uhr einkaufen, davon können die Menschen in Bayern nur träumen. Hier nämlich gibt es wie in drei weiteren Bundesländern eine begrenzte Ladenöffnungszeit von "nur" 6 bis 20 Uhr. In vielen Hofläden und an Verkaufsautomaten im Landkreis ist ein Einkauf von Lebensmitteln zwar schon von 0 bis 24 Uhr an 365 Tagen im Jahr möglich. Einen Smartstore, wie ihn Metzgermeister Steffen Schütze Ende November 2022 an der Erdinger Straße 149 in Freising eröffnete, gab es bislang aber nicht. Zum Smartstore Hack 24 hat der registrierte Kunde 24 Stunden Zugang - und alles, was man dort für den Einkauf braucht, ist ein Smartphone.

Schneller Einkauf mit QR-Code

Nach der Online-Registrierung erhält der Kunde einen QR-Code, mit dem er in den Laden kommt. Der Code dient zugleich als Zahlungsmittel. Der Kunde befüllt seinen Einkaufskorb, geht damit zum Kassensystem, das die Produkte, auf denen sich ein sogenannter RFID-Chip befindet, vollautomatisch scannt. "Das war's dann auch schon, das geht definitiv schneller als im Geschäft", sagt Schütze. Der Einkauf werde dann über die hinterlegte Zahlungsmethode abgebucht.

Der Smartstore solle eine Art Lückenfüller sein, sagt Schütze. Dort gibt es Lebensmittel für den Grundbedarf: Wurst- und Fleischprodukte aus der eigenen Metzgerei, Kartoffeln, Milchprodukte, Tiefkühl-Backwaren, Nudeln, Eier und Mehl aus der Region und sogar fertig zubereitete Gerichte - unter anderem ein veganes Gulasch. Das volle Ladensortiment des Metzgermeisters kann via App vorbestellt und dann dort abgeholt werden.

Bereits 1100 registrierte Kunden

Schütze wollte eigentlich schon seit Langem neben seinem Laden in Neustift einen zweiten in Lerchenfeld eröffnen, erzählt er. Das aber scheiterte am eklatanten Fachkräftemangel. Er habe dann die neue Technik mit dem Chip bei einem Kollegen in München kennengelernt - und war begeistert. "Die Technik funktioniert, das war für mich die Lösung." Der Smartstore werde gut angenommen, sagt Schütze. Über 1100 Kunden hätten sich bereits registriert, von Woche zu Woche würden es mehr.

Ob der Smartstore ohne Personal das Einkaufen der Zukunft ist? Für den Einzelhandel sei es wohl eher schwierig umzusetzen, meint Schütze. "Für einen Supermarkt ist das nicht rentabel." Dort nämlich gebe es viele Produkte im Niedrigpreissegment, die Kosten für die notwendigen Chips seien einfach zu hoch. Für die kommenden zehn bis 15 Jahre werde es wohl noch eine Mischung aus Smartstores und Geschäften mit Personal geben, sagt Schütze. Angesichts des Fachkräftemangels aber würden letztere wohl aussterben. Zuzusperren aber sei für ihn keine Option - da gehe er lieber neue Wege. "Ich bin für alles offen."

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Die Tür zum Hofladen von Johannes Wimmer in der Riegerau steht immer offen. Dort finden sich Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Milch und Butter beispielsweise, Mehl, Eier, Kartoffeln, Salat und Gemüse. Aber auch Marmeladen, Säfte, Liköre und Essig stehen in den Regalen, im Kühlschrank gibt es eine Auswahl an Wurstwaren und abgepackte Fleischstücke. Im Sommer gibt es hier sogar Speiseeis. Alles hat ein Preisetikett, das Gemüse ist abgepackt, fünf Mohrrüben kosten beispielsweise 50 Cent. Bezahlt werden kann bar, mit EC-Karte oder per Paypal. 99,9 Prozent der Kunden seien ehrlich, sagt Wimmer. Das liege vielleicht auch an den Überwachungskameras im Hofladen. Der übrigens gut besucht wird. "Gerade auch an den Wochenenden im Sommer kommen viele mit dem Radl vorbei." Für die Familie bedeute der Hofladen eine gute Einnahmequelle.

Milchtankstelle alleine ist unrentabel

Thomas Schillinger ist Landwirt in Nandlstadt. Und er betreibt seit 2018 den Buama-Hofladen, dort gibt es neben einer Milchtankstelle unter anderem Fleisch, Wurst, Kartoffeln, Zwiebeln und Eier zu kaufen. Zu Beginn sei der kleine Hofladen nicht gelaufen, das habe sich inzwischen aber geändert. "Inzwischen gibt es eine große Nachfrage, wahrscheinlich weil die Kunden wissen, woher die Produkte hier kommen." Die Milchtankstelle alleine aber sei nicht rentabel, man müsse eine große Vielfalt anbieten, "fast schon ein Wocheneinkauf muss möglich sein." Dass es gut laufe, habe aber sicher auch etwas mit den Öffnungszeiten rund um die Uhr zu tun, sagt Schillinger.

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