Situation vor dem Schulstart im Landkreis:Mehr Schüler, zu wenig Lehrer

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Auch an den Grundschulen sind die Stellen nicht mehr einfach zu besetzen. Integration bleibt die Herausforderung.

Von Alexandra Vettori, Freising

Der Lehrermangel ist bei den Grundschulen angekommen. Hatte das Freisinger Schulamt bisher vor allem bei den Mittelschulen Probleme, Stellen zu besetzen, trifft es jetzt auch die Grundschulen, nicht nur im Landkreis, sondern bayernweit. Mittlerweile bekommt jeder Absolvent, der nur eine Abschlussnote von 3,5 geschafft hat, einen Job als Lehrer. Trotzdem hat es nicht gelangt - und so gibt es kommendes Schuljahr im Landkreis erstmals 15 Gymnasial- und Realschullehrer, die für den Grundschulunterricht nachqualifiziert wurden. Insgesamt besuchen ab September 9231 Grund- und Mittelschüler die Landkreisschulen, im Vorjahr waren es noch 9021. Erstklässler sind es 1599, 65 mehr als 2015.

Die große Herausforderung für Schulamt und Lehrer ist aber nicht die bloße Zahl, sondern die Unterschiedlichkeit der Schülerschar. Vor allem Flüchtlingskinder und Migranten, die kein Deutsch sprechen, machen es nötig, neue Wege zu gehen. Individualisierung heißt hier die Devise, für Lehrer und für Schüler, wie die Freisinger Schulamtsleiterin Irmingard Wienerl bei der jährlichen Pressekonferenz zum Schulstart erklärte. Gemeint ist damit, dass es immer mehr spezielle Klassenformen gibt. Schon im Vorjahr hat man gute Erfahrungen mit jahrgangskombinierten Klassen gemacht, in denen Erst- und Zweitklässler oder Dritt- und Viertklässler gemeinsam lernen, zumindest in Fächern wie Heimat- und Sachkunde.

Ab kommendem Schuljahr gibt es auch drei jahrgangskombinierte Klassen an der Grundschule Attenkirchen und eine in Hohenkammer. Auch die Integration von Kindern mit Behinderungen schreitet voran, zwölf so genannte Kooperationsklassen gibt es bereits, ebenso fünf Partnerklassen der Fröbelschule. Neu ist eine Grundschulklasse von St. Lantpert in Freising, die von September an als Partnerklasse an die Fröbelschule umzieht. "Sie arbeiten punktuell mit Klassen der Fröbelschule zusammen und können sämtliche Materialien und Einrichtungen nutzen, die natürlich vielfältiger sind, als wir sie an einer Regelschule haben", erklärte Wienerl.

Vorwärts geht es auch beim gebundenen Ganztagesunterricht. Sie selbst halte viel von dieser Form, so Wienerl, weil sich die auf den ganzen Tag verteilten Schulstunden, die sich mit Entspannung und Bewegung abwechseln, positiv auswirken würden. Bisher gab es an Grundschulen im Landkreis nur zehn gebundene Ganztagesklassen - in Freising und Eching - jetzt kommt Neufahrn dazu, mit je einer Klasse an den beiden Grundschulen. Weiter verbreitet ist die Schulform bereits an den Mittelschulen, wo es 26 Klassen mit 507 Schülern in Eching, Moosburg, Neufahrn und Lerchenfeld gibt. Dazu bieten die Mittelschulen Neustift und Paul-Gerhardt in Freising, Allershausen, Hallbergmoos, Nandlstadt und Zolling sowie die Freisinger Montessorischule offene Ganztagsklassen an. Auch an Grundschulen gibt es die offenen Ganztagesklassen jetzt, etwa an den Grundschulen St. Lantpert, Paul Gerhardt und der Montessori-Grundschule.

Viel Wert legt das Freisinger Schulamt auf die Sprachförderung der Kinder mit Migrationshintergrund. So werden 59 Vorkurse an Kindergärten gehalten, mit rund 500 Kindern. Dazu fördert man gezielt an Grund- und Mittelschulen mit zusätzlich 233 Lehrerwochenstunden, sowie in drei Deutschförderklassen an den Grundschulen Hallbergmoos, Neufahrn-Jahnweg und Moosburg Anton Vitzthum.

Auch die Übergangsklassen, in denen Kinder und Jugendliche Unterricht erhalten, die gar kein Deutsch sprechen, sind ausgeweitet worden. Neben den beiden Klassen an der Paul-Gerhardt-Schule in Freising und den beiden an der Mittelschule Moosburg wird von September an eine Klasse für Fünft- bis Achtklässler an der Mittelschule Lerchenfeld eingerichtet. Damit, hofft Wienerl, sei der Bedarf weitgehend gedeckt, zumal die Flüchtlingszahlen stagnierten. Die mobile Reserve, eine Lehrerin, die je nach Bedarf Schulen im Landkreis zwecks Sprachförderung anfährt, bleibt auf jeden Fall erhalten.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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