Seniorenbetreuung:Leichte Kost und Sonnenschutz

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Die Bewohnerinnen und Bewohner zum Trinken zu animieren, das ist an heißen Tagen eine wichtige Aufgabe der Seniorenheime. Das darf dann auch mal ein Eiskaffee sein. (Foto: Marcel Laskus)

Besonders ältere und pflegebedürftige Menschen sind bei extremen Temperaturen gefährdet. Um sie zu schützen, arbeiten die Seniorenheime im Landkreis Freising an neuen Konzepten. Neben einem Ausbau der Klimatisierung gehören dazu auch einfache Maßnahmen wie der Verzicht auf Schweinebraten.

Von Victoria Hehle, Freising

In diesem Sommer rollt eine Hitzewelle über Europa, auch der Landkreis bleibt davon nicht verschont. Bisher gab es in diesem Jahr acht sogenannte Tropentage in Freising, an denen die Lufttemperatur auf über 30 Grad Celsius gestiegen ist. Extreme Hitzeperioden werden in Zukunft zunehmen und sind dabei eine Gefahr für die menschliche Gesundheit. So steigt laut Statistischem Bundesamt mit höheren Temperaturen die Sterblichkeit. Besonders betroffen sind Seniorinnen und Senioren sowie pflegebedürftige Menschen, weil sie oft körperlich geschwächt sind und an chronischen Erkrankungen leiden. Gefordert sind deshalb gerade auch Senioren- und Pflegeheime.

Ältere Personen können sich oft nur schwer an die Hitze anpassen, das Durstgefühl nimmt im Alter ab. Dadurch erhöht sich das Risiko einer Dehydration oder eines Hitzschlags. Um die vulnerable Gruppe zu schützen, müssen sich Senioren- und Pflegeheime eigene Hitzeschutzkonzepte überlegen. Im Landkreis Freising haben die Einrichtungen dafür ähnliche Ansätze.

Um die Zimmer zu kühlen, setzen die meisten Heime auf einen Lüft- und Verdunklungsrhythmus. Nachts und morgens werden die Fenster geöffnet, tagsüber werden die Rollläden heruntergelassen, um Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Heime wie das Senioren-Zentrum St. Martin in Marzling oder das Pichlmayr Senioren-Zentrum in Hallbergmoos nutzen zusätzlich Ventilatoren und Standlüfter, um die Luft zum Zirkulieren zu bringen.

Wassermelone statt Schweinsbraten

Die wohl wichtigste Maßnahme, um Seniorinnen und Senioren vor einem Hitzschlag oder Austrocknung zu schützen, ist, sie regelmäßig zum Trinken nicht-alkoholischer Getränke zu motivieren. Im Seniorenzentrum Hallbergmoos werde etwa ab 28 Grad Lufttemperatur ein Trinkprotokoll für die Bewohnerinnen und Bewohner angefertigt, bei dem die Menge der eingenommenen Flüssigkeit dokumentiert wird, erklärt Einrichtungsleiterin Anja Korell. Man versuche, ein breites Angebot an Getränken zur Verfügung zu stellen, damit für jeden Geschmack etwas dabei ist. Die Bandbreite reiche dabei von Tee bis Buttermilch.

Allen, die nicht mehr im Stande sind, selber zu trinken, würden stündlich Getränke eingegeben, erzählt Björn Kummerow-Fuchs, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums Freising. In Marzling versucht man außerdem, die Angehörigen mit einzubeziehen, damit diese bei ihren Besuchen die Seniorinnen und Senioren zum Trinken motivieren.

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Auch bei der Ernährung setzen die Freisinger Pflegeeinrichtungen auf wasserhaltige und kühlende Speisen. Suppen, Obst und Eis stehen in den Heimen hoch im Kurs. "Schweinsbraten wird derzeit keiner mehr angeboten", erklärt Anja Korell vom Pichlmayr Senioren-Zentrum in Hallbergmoos. Stattdessen werden leichtere Gerichte mit Putenfleisch oder Salate serviert.

Der AWO-Seniorenwohnpark Moosburg setzt bei der Hitzebewältigung auch auf Abkühlung von außen, etwa mit Planschbecken. Der Seniorenpark Schönblick in Nandlstadt bietet einen schattigen Garten, das Seniorenzentrum Freising verwendet Markisen, also Outdoor-Sonnenschutz. Mehrere Heime empfehlen ihren Bewohnerinnen und Bewohnern, das Haus generell nur morgens oder abends zu verlassen, um der prallen Sonne zu entgehen. Insgesamt sind die Heime bisher mit ihren Hitzeschutzstrategien offenbar gut durch den Sommer gekommen. Die Wärme sei bisher noch "handlebar" gewesen, meint Carla Streifeneder vom AWO-Seniorenwohnpark Moosburg.

Kreislaufbeschwerden durch Wetterumschwünge

Allerdings haben die Einrichtungen mit anderen Problemen zu kämpfen. "Die Bewohner merken vom Kreislauf her eher die Wetterumschwünge, die jetzt immer mehr geworden sind", sagt Björn Kummerow-Fuchs. Im Seniorenzentrum Freising will man nun die Gänge mit Klimaanlagen ausrüsten, um eine konstante Innentemperatur halten zu können. Dadurch sollen die Umschwünge von einem Wetterextrem ins andere für die Bewohnerinnen und Bewohner weniger spürbar werden. Nach einer Renovierung ist das Seniorenzentrum nun nicht nur besser gedämmt, sondern hat auch Solarpaneele am Dach, welche künftig Klimaanlagen mit Strom versorgen sollen.

Die Klimatisierung ausbauen will auch der AWO-Seniorenwohnpark Moosburg: "Baulich war das nicht so vorgesehen, aber wir wollen nachrüsten", sagt Carla Streifeneder. In anderen Seniorenwohnheimen wird ebenfalls über den Einbau von Klimaanlagen nachgedacht. Allerdings hieß es in einer Einrichtung, dass man derzeit mit größeren Problemen, etwa dem Personalmangel, zu kämpfen habe.

Damit auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz physischer Anstrengung während der Hitzewellen gut weiterarbeiten können, haben manche Seniorenheime erste Maßnahmen ergriffen. So werden im Senioren-Service-Zentrum Allershausen an die Beschäftigten Eis und Wassermelonen verteilt, zum Ausruhen steht laut Pflegedienstleiterin Michaela Eppelsheimer ein Schattenbereich zur Verfügung. Der Dresscode wurde gelockert, damit sich die Angestellten luftiger kleiden können. Kostenlose Getränke gibt es im Seniorenzentrum Freising, in den Mitarbeiterräumen sind Klimaanlagen installiert.

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