Selbst die obere Mittelschicht hat Probleme:Überhitzter Wohnungsmarkt

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde Eching sucht nach einem gerechten Einheimischenmodell, bei dem auch Normalverdiener zum Zug kommen

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wie soll das neue Einheimischenmodell der Gemeinde Eching aussehen? Und vor allem: wem soll es zugute kommen? Vor der Erschließung von vier Neubaugebieten im Gemeindegebiet ist sich der Gemeinderat über die Vergabekriterien der kommunalen Parzellen noch völlig uneins. Soll der Fokus primär darauf gelegt werden, Einheimischen Bauland zu ermöglichen und damit auch begüterte Häuslebauer mit Steuergeld zu fördern, oder soll der Schwerpunkt mehr auf einer sozialen Unterstützung liegen, mit der möglichen Konsequenz, dann nur eine geringe Echinger Zielgruppe überhaupt zu erreichen?

Der ohnehin historisch einzigartig überhitzte Wohnungsmarkt der Region wird in Eching noch zusätzlich befeuert durch einen jahrelangen Rückstau an Baulandausweisungen. Seit dem Neubaugebiet westlich der Frühlingsstraße in den 1990er Jahren wurde gerade ein Quartier in Dietersheim erschlossen, dazu gab es gelegentliche Lückenschließungen in Eching. Bei zwei weiteren Neubaugebieten in Dietersheim geht nichts weiter, weil sich der Aufteilungsschlüssel unter Dutzenden Eigentümern extrem schwierig gestaltet.

Konkret baureif wird nun aber Anfang nächsten Jahres das Neubaugebiet in Eching zwischen Einkaufsmärkten und Bahnlinie östlich der Böhmerwaldstraße. Das komplette Areal ist im Besitz der Gemeinde. Hier sollen Doppelhäuser im Einheimischenmodell verkauft werden, Reihenhäuser in Erbpacht vergeben und dann soll noch ein Teil von potenziell mehr als hundert Wohnungen in Wohnblöcken entweder im sozialen Wohnungsbau oder in einem Genossenschaftsprojekt realisiert werden.

Während besonders SPD und "Bürger für Eching" fordern, Rabatte vom Marktpreis von bis zu 50 Prozent einzuräumen und über eine Einkommensobergrenze den Zugriff für eine wohlhabendere Klientel zu begrenzen, sehen es CSU und FWG realitätsnäher, auch größeren Einkommen den Zugang zum Einheimischenmodell zu ermöglichen und dafür den Abschlag vom Richtwert geringer zu halten. Egal wie günstig der Grund werde, so ihr Gedankengang, die ebenso exorbitant hohen Baukosten würden in der Folge dann doch wieder exakt die Klientel ausschließen, die mit einer Einkommensobergrenze bevorzugt werden sollte.

Der Markt sei so überdreht, dass selbst die "obere Mittelschicht" öffentliche Unterstützung beim Erwerb eines Eigenheims brauche, so die Formulierung und Argumentation im Gemeinderat. Die SPD hielt dagegen, dass in ihrem Verständnis eines Einheimischenmodells die Fokussierung auf Einheimische und der soziale Aspekt ausgewogen Hand in Hand gehen müssten. Ein Lösungsansatz war auch bei der mittlerweile dritten mehrstündigen Beratung nicht erkennbar. Die Rathausverwaltung soll nun ein Modell vorlegen, wie sich eine Staffelung der Preisabschläge anhand der Einkommenssituation eventuell realisieren ließe und welche Konsequenzen dies dann für einen konkreten Bauwunsch habe.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: