Krisendienst:Telefonnummer für seelische Hilfe

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Bezirkstagspräsident Josef Mederer nennt den Krisendienst einen Meilenstein bei der Versorgung. (Foto: Neubauer)

Der "Psychiatrische Krisendienst" nimmt am 1. Dezember auch im Landkreis Freising seine Arbeit auf. Menschen, die unter starken seelischen Belastungen stehen, finden dort telefonisch einen ersten Ansprechpartner.

Von Peter Becker, Freising

Trübe Gedanken kreisen im Kopf der Frau. Sie hat gesundheitliche Beschwerden, lag lange im Krankenhaus. Ihren Hobbys konnte sie deshalb nicht nachgehen. Warum ausgerechnet immer ich?, hadert sie mit ihrem Schicksal. Einer Freundin gegenüber lässt sie beiläufig die Bemerkung fallen, sie habe keine Freude mehr am Leben und wolle Schluss machen. Die Frau macht eine seelische Krise durch. Um sich Rat und Hilfe zu holen, braucht sie bald nur noch die Telefonnummer 01 80/6 55 30 00 anzurufen. Dann meldet sich der Psychiatrische Krisendienst, der am 1. Dezember für die Landkreise Freising und Dachau seine Arbeit aufnimmt. Das hat Kristina Kluge-Raschke in der Vollversammlung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) bekannt gegeben.

In München gibt es den Krisendienst Psychiatrie bereits seit dem Jahr 2007, im Landkreis seit Juni 2016. Anfang Dezember folgen nun die Landkreise Freising, Dachau, Ebersberg, Erding und Starnberg. Der Krisendienst ist dann täglich von 9 bis 24 Uhr für Menschen, die gerade eine seelische Krise durchmachen, erreichbar. Sie können dort selbst um Rat und Hilfe nachfragen. Falls sie dazu aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands nicht mehr in der Lage sind, können sich auch Verwandte oder Freunde an den Krisendienst wenden, der bei Bedarf wohnortnahe Hilfsangebote vermittelt.

"Meilenstein für die Versorgung psychiatrischer Notfälle"

Der Bezirk Oberbayern finanziert den psychiatrischen Krisendienst. Dessen Präsident Josef Mederer bezeichnet ihn als "Meilenstein für die Versorgung psychiatrischer Notfälle". Er wird zunächst für fünf Jahre in der Praxis erprobt. Sein Aufbau, sagte Mederer anlässlich der Inbetriebnahme im Landkreis München, sei eine riesige Kraftanstrengung für den Bezirk.

"Das ist eine echte Verbesserung für den Bürger", kommentiert Constanze Mauermayer, Pressesprecherin beim Bezirk Oberbayern, die Einrichtung des Krisendienstes. Wichtig sei vor allem, dass im Notfall eine Fachkraft zur Stelle ist. Bisher sei es ja so, schildert Constanze Mauermayer, dass ein Angehöriger oder der Betroffene selbst den Notdienst alarmiert. "Dann kommt irgendein Arzt", erläutert die Pressesprecherin des Bezirks.

Jetzt stehen Fachärzte zur Verfügung

Mehr oder weniger Zufall wäre es, wenn der zu Hilfe eilende Notdienst jemand ist, der Erfahrungen mit seelischen Krisen hat. Es kann aber auch passieren, dass sein Hals-Nasen-Ohren-Arzt bei dem Betroffenen ankommt und sich nicht zu helfen weiß. "Der ist nicht vom Fach und holt die Polizei, schildert Constanze Mauermayer. Die Folge ist vielleicht eine Zwangseinweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus.

Jetzt stehen Fachärzte zur Verfügung. "Wir wollen möglichst wenig Eskalation", betont die Pressesprecherin des Bezirks. Vielmehr soll ein stationärer Aufenthalt des Klienten vermieden, sondern möglicherweise eine in Betracht kommende ambulante Behandlung, etwa in einer Tagesklinik, vermittelt werden. Die Erfahrungen mit dem Münchner Krisendienst haben gelehrt, dass die meisten Probleme am Telefon gelöst werden können. In den wenigsten Fällen waren Einsätze von Fachärzten an Ort und Stelle nötig. Wichtig ist den Hilfesuchenden, dass ihnen jemand zuhört und ihnen dann Ratschläge gibt, an wen sie sich wenden können.

18 bis 20 neue Mitarbeiter für den Krisendienst

"Die größte Hürde ist das Personal", bestätigt Constanze Mauermayer die Schilderung von Kristina Kluge-Raschke von der Caritas-Geschäftsstelle in Freising in der PSAG-Vollversammlung. Die Organisatoren des Krisendienstes für die Landkreise Freising und Dachau sind seit vergangenem Mai auf Personalsuche. Bis zum Start am 1. Dezember wolle man 18 bis 20 Mitarbeiter akquirieren. Derzeit verfüge man über 14. Aber: "Der Dezemberplan steht", versicherte Kristina Kluge-Raschke

Die Notrufe gehen bei einer Leitstelle in München ein, die dann das weitere Vorgehen veranlasst. In den Landkreisen sind die Träger der Freien Wohlfahrtspflege Partner für Einsätze. Kreis- und Bezirksrätin Marianne Heigl (Freie Wähler) hob in der Versammlung hervor, dass der Landkreis Freising einer der ersten in Oberbayern sei, der die Einrichtung des Krisendienstes in Angriff genommen habe.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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