Preissteigerung beim Schulbedarf:Teure Tintenkiller

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Collegeblöcke sind im Vergleich zum Vorjahr um 13,6 Prozent teurer geworden. (Foto: Marco Einfeldt)

Eltern müssen im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr für die Schulmaterialien ihrer Kinder ausgeben. Die Leidtragenden sind einkommensschwache Familien, die Zahl der Anfragen in der Sozialberatung der Caritas steigt.

Von Gudrun Regelein, Freising

Bleistifte, Füller, Hefte, Ordner und Malkasten: Die Einkaufsliste am Anfang eines neuen Schuljahres ist lang. Die Eltern werden für die Schulmaterialen in diesem Jahr laut Verbraucherpreisindex für Deutschland des Statistischen Bundesamts deutlich mehr bezahlen müssen als noch 2022. So stiegen die Preise für Papierprodukte wie Collegeblöcke oder Schulhefte im Juli um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zeichenmaterial wie Buntstifte, Füller und Farbkästen verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 7,6 Prozent.

Vor allem die einkommensschwachen Familien trifft das hart - denn für die Erstausstattung für die Grundschule kommt schnell eine hohe dreistellige Summe zusammen. Geld, das diese Familien oft nicht haben, wie Markus Mehner von der Sozialen Beratung der Caritas Freising weiß. "Viele können das nur sehr schwer stemmen", sagt er. Gerade vor dem Schulbeginn ist das häufig ein Thema in der Beratung: "Es gab deshalb zwar schon immer Anfragen, aber in diesem Jahr nehmen sie deutlich zu."

Die Kosten für Schulmaterialien sind deutlich gestiegen, gerade für die Erstausstattung zu Beginn des Schullebens kommt schnell eine dreistellige Summe zusammen. (Foto: Marco Einfeldt)

Zwar gebe es das Bildungspaket des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Familien, die beispielsweise Kinderzuschlag, Sozialgeld oder Asylbewerberleistungen beziehen, können daraus Zuschüsse beantragen. Für den Schulbedarf gibt es derzeit jährlich einen Betrag von 174 Euro, davon 116 Euro vor dem Schuljahresbeginn, 58 Euro dann Anfang Februar. Aber diese Unterstützung reiche nicht wirklich aus, um davon alle notwendigen Schulmaterialien kaufen zu können, sagt Mehner. In Einzelfällen unterstützt die Caritas Freising deshalb mit Geld aus Stiftungen bedürftige Familien in Notlagen.

Für viele Familien sei die Hürde um Hilfe zu bitten allerdings sehr groß, sagt Sandra Paretzke, Leiterin der Grundschule St. Korbinian in Freising. "Viele wollen es selber schaffen." Zumindest gebe es nicht viele Eltern, die sich an ihrer Schule wegen einer Unterstützung für die Schulmaterialien melden. "Die, die es wirklich bräuchten, kommen oft nicht", sagt Paretzke. Man könne es bei einigen Familien zwar vermuten, wisse es aber nicht sicher. Wenn ein Kind aber einige Zeit nach Schulbeginn beispielsweise noch immer nicht alle Sachen habe und als Begründung angebe, die Eltern hätten vergessen, diese zu besorgen, sei das ein Hinweis, dass sich die Familie den Kauf nicht leisten könne. Dann werde auf das Bildungspaket hingewiesen.

Unbürokratische Hilfe dank der Bürgerstiftung

Unbürokratisch Hilfe leisten könne die Schule aber auch dank eines Geldtopfes der Bürgerstiftung Freising, mit dem einkommensschwache Familien unterstützt werden können. Verwendet werde das Geld beispielsweise für Ausflüge, an denen Kinder sonst nicht teilnehmen können - oder eben auch für Schulmaterialien. Die Höhe der Summe sei immer eine Abwägungsfrage, sagt die Schulleiterin. Grundsätzlich sei der Topf für Kinder, die in Freising Bürger sind, und deren Familien es finanziell nicht gutgehe, gedacht. "Wir versuchen, keine Hürde aufzubauen, auch bedürftige Kinder sollen teilhaben können", erklärt Paretzke.

Anspruch auf "Leistungen für Bildung und Teilhabe", das sogenannte Bildungspaket, haben grundsätzlich diejenigen Familien, die Sozialleistungen beziehen, erklärt Claudia Ilmberger, Sachbearbeiterin im Sozialamt. Die Schulbedarfspauschale sei für Kinder und Jugendliche gedacht, die eine Schule besuchen - das muss auch nachgewiesen werden. Der Betrag werde jährlich angepasst, derzeit sind es 174 Euro im Jahr. Dass aber gerade für die Erstausstattung bei der Einschulung mehr Geld notwendig wäre, sei offensichtlich.

Schulbedarfspauschale wird gut nachgefragt

"Die Schulbedarfspauschale wird gut in Anspruch genommen", berichtet Ilmberger. In diesem Jahr seien viele neue Kinder und Jugendliche dazugekommen. Von Jahresbeginn bis zum September (Stichtag: 5. September) wurden vom Sozialamt im Freisinger Landratsamt bereits etwa 1270 Anträge bewilligt - 2015 waren es im gesamten Jahr dagegen nur 1025 gewesen. "Wir rechnen mit Schulbeginn aber noch einmal mit etlichen Anträgen", sagt Ilmberger.

Zu den 1270 Familien, die beim Sozialamt diese Pauschale beantragt haben, kommen noch die Kinder und Jugendlichen dazu, die Bürgergeld nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) beziehen. Für diese ist nämlich das Jobcenter Freising zuständig. Im Mai waren 1522 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im Leistungsbezug, wie viele Familien dann auch die Schulbedarfspauschale beantragt haben, konnte bis Redaktionsschluss nicht ermittelt werden.

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