Mit einem raschen Ausbau der S-Bahn-Strecke S8 im Münchner Osten wollen CSU und FDP im bayerischen Landtag den Flughafen besser an die Münchner Innenstadt anbinden. Bislang steht eine bessere Verbindung zum Flughafen in engem Zusammenhang mit dem geplanten Bau der zweiten Stammstrecke durch die Innenstadt. Nach dem Konzept des Freistaates sollen sogenannte "überregionale Flughafen-Expresszüge" ("Üfex-Züge") die Passagiere aus der Stadt und der Region ins Erdinger Moos bringen. Doch weil absehbar ist, dass die zweite Röhre vor dem Jahr 2018 nicht fertig wird, plädieren CSU und FDP nun für eine "kurzfristige Verbesserung" durch eine "Flughafen-Express-S-Bahn light", wie sie es nennen. Einen entsprechenden Antrag der Parteien wird der Verkehrsausschuss im April debattieren.
Zuletzt hatte auch Flughafenchef Michael Kerkloh für eine bessere Verbindung ins Erdinger Moos plädiert. Denn die Passagierzahlen am Münchner Flughafen wuchsen im Jahr 2010 um 6,2 Prozent auf 34,7 Millionen. Und Kerkloh erwartet weiteres Wachstum - deshalb baut der Flughafen bis 2015 auch ein Zusatzterminal, den Satelliten. Wie die zusätzlichen Fluggäste bequem zum Flughafen kommen sollen, ist indes offen.
CSU und FDP wollen nun mit "kleineren baulichen Veränderungen eine schnellere Anbindung ermöglichen", sagt Erwin Huber, der Vorsitzendes der Landtags-Verkehrsausschusses. Der Knackpunkt sind vor allem die Gleise im Bereich des S-Bahnhofs Daglfing: Dort kommen die Güterzüge, die von der Rosenheimer Trasse zum Bahn-Nordring rollen, den S-Bahnen in die Quere. Diese Engstelle gilt es zu entschärfen. Im Zuge des Konzepts für die zweite Stammstrecke plant der Freistaat, den Bereich viergleisig auszubauen, um die Üfex-Züge zum Airport führen zu können - doch auch dafür ist die Finanzierung bislang ungeklärt. Die Verkehrspolitiker von CSU und FDP wollen nun durch das Verkehrsministerium prüfen lassen, ob dies auch mit kleineren Maßnahmen erreicht werden kann; etwa durch den Einbau neuer Weichen oder die Verlängerung einiger Gleise. Bis zum Herbst, das erwartet Huber, könnte eine erste Studie vorliegen. "Dann wissen wir: Geht es, oder geht es nicht?"
Lob für den Vorschlag kam vom politischen Gegner. "Ich bin immer für kleinere Lösungen", sagte Grünen-Fraktionschef Martin Runge. Zugleich wertete der Gegner der zweiten Stammstrecke den Vorstoß als Zeichen dafür, dass "CSU und FDP nun klar wird, dass der zweite Tunnel ein Phantom ist und niemals kommen wird" - eben weil der Bund im unterfinanzierten Verkehrshaushalt die Mittel nicht aufbringen könne. "Die sehen ihre Felle davonschwimmen", sagte Runge mit Blick auf CSU und FDP. Vertreter beider Parteien widersprachen dem Vorwurf. "Das ist mit Zeil abgestimmt", sagte FDP-Verkehrsexperte Franz Xaver Kirschner. Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) betont stets, die Verhandlungen zur Finanzierung der zweiten Röhre befänden sich auf gutem Weg.
Die Idee für eine Express-S-Bahn zum Airport stammt aus der Zeit, als eine Anbindung mittels Transrapid diskutiert wurde. Die Gegner hatten damals eine schnelle Anbindung über die Strecke der S1 vorgeschlagen. Der damalige Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) hatte dies als "Humpel-Express" verspottet - weil es auf der Strecke mit Regional-, Güter- und S-Bahn-Verkehr ziemlich eng zugeht. Nun sind zwar auch die Gleise auf der S8-Trasse im Osten gut ausgelastet - ob es dennoch geht, soll nun die Prüfung durch den Freistaat ergeben. Grünen-Mann Runge gibt jedoch zu bedenken, dass man für eine Express-S-Bahn auch am Flughafen noch etwas zusätzlich bauen müsste: So könnte es eventuell an der Stelle eng werden, an der S1 und S8 kurz vor dem Besucherpark zusammengeführt werden.