Schildbürgerstreich:Müllberg verkehrt

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Weil der neue Lastwagen des Entsorgungsunternehmens einen steilen Anstieg in Fürholzen nicht packt, müssen die Anwohner ihre Tonnen zu einer flacheren Stelle bringen. In der Bürgerversammlung machen sie ihrem Ärger Luft

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich: Weil das neue Müllauto die steile Bergfeldstraße in Fürholzen angeblich nicht mehr packt, müssen die Anwohner ihre Mülltonnen selbst bis zu einer flacheren Stelle schieben. Bei einem Gefälle von zehn bis zwölf Prozent sei das eine schwierige Angelegenheit, hieß es in der Bürgerversammlung am Dienstag.

Wenn es im Winter glatt sei, so die Befürchtung eines Fürholzeners, dann könnten volle Tonnen zum gefährlichen "Dum-Dum-Geschoss" und damit auch zu einem haftungsrechtlichen Problem werden. Ein anderer sprach von "Schwachsinn in Potenz" und forderte die Gemeindevertreter eindringlich auf, beim Entsorgungsunternehmen und dem für die Müllabfuhr zuständigen Landratsamt mehr Druck zu machen. Wie bisher nur um Stellungnahmen zu bitten, reiche nicht: "Wie lange wollt Ihr denn noch betteln?"

Hintergrund ist offenbar die Umstellung auf ein größeres Fahrzeug mit nunmehr vier Achsen und fast zwölf Metern Länge. Wenn damit der Übergang in den steilen Teil der Bergfeldstraße nicht mehr zu bewältigen sei, müsse das Unternehmen eben wie früher ein kleineres Fahrzeug einsetzen, meinen die Betroffenen. Und falls die fehlende Wendemöglichkeit das Problem sein sollte, müssten die Müllautos eben wieder rückwärts hochfahren. Ähnlichen Ärger gebe es auch in andere Dörfern und Gemeinden, hieß es. Möglicherweise könne man die Beschwerden "kanalisieren" und auf Kreistagsebene aktiv werden. Sonst gebe es irgendwann in einem Dorf überhaupt nur noch "irgendeinen zentralen Platz, wo wir alle unsere Tonnen hinbringen müssen", schimpfte ein verärgerter Bürger.

Ein Dauer-Ärgernis sind in Fürholzen auch die zugeparkten Straßen. "Die Zahl der Autos explodiert", hieß es in der Versammlung, und als wesentliche Ursache gelten die Boardinghäuser. Neufahrns Bauamtsleiter Michael Schöfer machte einmal mehr deutlich, dass die Gemeinde selbst nur begrenzte Möglichkeiten habe, Boardinghäuser zu verhindern. Oft erfahre man auch gar nichts von einer Nutzungsänderung.

Inzwischen seien jedenfalls vier bis fünf Häuser "nicht mehr der eigentlichen Bestimmung entsprechend vermietet", schätzt ein Dorfbewohner. Die für normale Wohnhäuser vorgeschriebenen Stellplätze reichen dann nicht mehr aus, so die Kritik, und deshalb werde die ganze Umgebung "zugeparkt". Es war sogar von "Parkvandalismus" die Rede. An manchen Tagen sei es an einigen Stellen im Dorf so eng, dass im Ernstfall nicht einmal Rettungsfahrzeuge durchkommen würden. Weiter verschärfen könnte sich die Parksituation, wenn erst das neue Hotel fertig ist, fürchten viele Bewohner.

Deutlich wurde, dass sich viele Fürholzener wenigstens mehr Kontrollen wünschen würden - bei Nutzungsänderungen von Gebäuden und offensichtlich fehlenden Stellplätzen ebenso wie bei den geparkten Fahrzeugen. Es könne doch nicht sein, dass Bürger erst ihre Nachbarn anschwärzen und damit "Aufgaben des Staates übernehmen und für Ordnung sorgen" müssten, so die Kritik.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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