Runder Radler-Tisch:Schüler als Sicherheitsexperten

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Wie radeln Jugendliche in die Schule? Welche Gefahren und Hindernisse lauern auf dem Weg? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der "Runde Radler-Tisch" und hat dazu 1200 Jugendliche mit GPS-Geräten ausgestattet. Jetzt wurden erste Ergebnisse vorgestellt.

Kerstin Vogel

Seit März 2010 tagt in Freising der Arbeitskreis "Runder Radl-Tisch". Inzwischen hat man sich sechs Mal getroffen und sich unter anderem mit der Schulwegsicherheit aus Sicht der radfahrenden Schüler beschäftigt. Die Idee dahinter: Schafft man es, die Wege zu den Schulen in Freising sicher zu gestalten, hat man damit auch schon viele Alltagsrouten der Radler in der Stadt abgedeckt. Erste Ergebnisse einer Untersuchung dazu wurden am Mittwoch dem Planungsausschuss vorgestellt.

Ausgewählt wurde für die Studie zu den radelnden Schülern die Freisinger Realschule - zum einen wegen ihrer zentralen Lage, zum anderen aber auch, weil von ihren knapp 1200 Schülern mehr als die Hälfte tatsächlich aus Freising stammt, die Wahrscheinlichkeit, dass das Rad für den Schulweg genutzt wird, also relativ hoch ist, wie Christian Fahnberg vom Ingenieurbüro Ingevost erklärte. Die Schulleitung habe die Aktion bereitwillig unterstützt, lobte er. Für die Erfassung der meistgenutzten Radlrouten habe man sich modernster Technik bedient: Man habe die Schüler mit GPS-Geräten ausgestattet, die dann in den Klassenzimmern ausgelesen worden seien. Auf diese Weise habe man etwa 100 Routen erfasst und dabei festgestellt, dass vor allem der Strecke über die Mainburger Straße eine große Bedeutung zukomme. Die Schüler seien zudem nach ihren Einschätzungen zur Sicherheit des Schulweges befragt worden, wobei sich die Kinder und Jugendlichen als "sehr kompetente Beobachter" erwiesen hätten.

Außerdem habe man alle Schüler Fragebögen zur jeweiligen Nutzung des Fahrrads ausfüllen lassen und aus den über 1000 Antwortbögen weitere Erkenntnisse gewonnen. Dazu gehört, dass insgesamt 64,4 Prozent der Freisinger Realschüler mit dem Rad in die Schule fahren, wobei der Prozentsatz bei den Zehn- bis Zwölfjährigen höher liegt, bei den 16- bis 18-Jährigen jedoch deutlich darunter. Von denjenigen, die angegeben hatten, das Rad nicht für den Schulweg zu nutzen, sagten beispielsweise 31,2 Prozent, dass ihnen das zu anstrengend sei. 17,9 Prozent leben einfach zu weit weg von der Schule - und auch fast 18 Prozent erklärten, dass ihnen das Radeln in Freising nicht sicher genug sei. Eine durchaus ernstzunehmende Zahl, wie Ingevost-Mitarbeiterin Bettina Twiehaus sagte.

Speziell kritisiert wurde von den Schülern beispielsweise das für Radfahrer sehr unbequeme Kopfsteinpflaster in der Innenstadt. Ein weiterer Brennpunkt, den die Stadträte bereits aus anderen Zusammenhängen kennen, ist die Unterführung unter der B 11 am ehemaligen Bahnposten 15 neben dem Hotel Mercure. Weil man hier umständlich absteigen und schieben, manchmal sogar warten muss, nehmen viele Schüler, die aus Lerchenfeld kommen, offenbar sogar Umwege in Kauf. Einer davon führt beispielsweise über die große Isarbrücke, doch auch hier ist den Kindern und Jugendlichen nicht wohl: Der Radfahrstreifen entlang der viel befahrenen Straße wird als nicht besonders sicher empfunden.

Doch auch die an sich autofreie Korbiniansbrücke ist für die Schüler nicht das Maß aller Dinge, wenn es um Sicherheit geht: Hier wurde beispielsweise bemängelt, dass die Stadtbusse sehr schnell und oft auch rücksichtslos unterwegs seien. Auf der Erdinger Straße dagegen fühlen sich viele der jugendlichen Radler durch die parkenden Autos behindert und von überholenden Fahrzeugen bedrängt. Aus all diesen Erkenntnissen soll nun in einem nächsten Schritt ein Maßnahmenkatalog unter dem Aspekt der Schulwegsicherheit erstellt werden, wie es am Mittwoch unter allgemeiner Zustimmung im Planungsausschuss hieß.

© SZ vom 28.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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