Riesenfest in Freising:Grenzen überwinden

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Beim "Mitanand"-Kulturfestival dreht sich an diesem Wochenende alles um Gemeinschaft, Kreativität und Inklusion

Von Katharina Aurich, Freising

Zum vierten Mal organisieren Freisinger Vereine, Gruppen und Einrichtungen ein Wochenende lang ihr "Mitanand"-Kulturfestival, bei dem sich alles um Gemeinschaft, Kreativität und Inklusion dreht. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf dem Austausch zwischen den Religionen, es gibt aber auch vieles andere zu entdecken. Ziel des Festivals sei es, neue kulturelle und integrierende Präsentationsformen auszuprobieren und benachteiligte Mitbürger stärker in das Zentrum der Stadtgesellschaft zu rücken, sagte Freisings Bürgermeisterin Eva Bönig zur Eröffnung des Festes am Donnerstag.

Um die Teilnahme an diesem bunten Kulturwochenende hätten sich heuer neun Partner aus der Kultur und sieben aus dem Bereich des Freisinger ökumenischen Tisches beworben, sagte Bönig, die sich über die große Zahl der Beteiligten freute. "Wenn Menschen aufeinander zugehen, dann überwinden wir auch alle anderen Grenzen", betonte sie.

Man wolle nicht mehr übereinander, sondern miteinander reden, so beschrieb Bönig den Charakter des "Mitanand"-Festes. Dafür bestehe jetzt am Wochenende für alle entweder beim gemeinsamen Kaffeetrinken, beim Kennenlernen unterschiedlicher Tischkulturen aus der ganzen Welt oder im christlich-muslimischen Gesprächskreis Gelegenheit, in dem sich Menschen über Bräuche und Rituale ihrer Religionen austauschten. Natürlich widmet sich das "Mitanand" wie in jedem Jahr auch der inklusiven Kultur. Zur Einstimmung sangen die Schüler der fünften Klasse des Freisinger Camerloher-Gymnasiums, anschließend hatte jeder beim Projekt "Singen baut Brücken, Geschichten verbinden Welten" die Möglichkeit, selbst Lieder mit anzustimmen. Am Freitag las dann die blinde Autorin Franziska Sgoff in der Stadtbibliothek aus ihrem Buch "Wozu sind Jungs da?" und beantwortete die Fragen der Zuhörer, zum Beispiel wie man ohne Sehkraft ein Buch schreiben könne.

"Singen baut Brücken, Geschichten verbinden Welten" war das Motto bei der "Mitanand"-Eröffnung im Caritas-Zentrum. (Foto: Bert Willer)

Ins Gespräch miteinander kamen die Besucher auch während der Vernissage der Ausstellung "Kostbare Verluste". Fünf Freisinger Künstlerinnen zeigen mit ganz unterschiedlichen Stilmitteln ihre Sorge um unsere Umwelt, machen aber auch Hoffnung für Veränderungen. Die Kostbarkeit von Insekten versinnbildlicht Elisabeth Seitzl mit ihren filigranen, bunten Insekten aus Altpapier, die sie in eine Art Schmuckkästen setzt. Darüber hängen leere Kokons aus Gips, die vermuten lassen, dass dort Insekten ausgeschlüpft sind. Dazu korrespondierend hängen an der Wand die Collagen von Maria Kiess, sie hat auf Tywerk-Folien mit dicken, schwarzen Strichen große Insekten und Vögel gemalt und mit kalligrafischen Effekten versetzt.

Gegenüber plätschert es aus einem Lautsprecher als akustische Untermalung einer blauen Wand, an deren Fuß mit Wasser gefüllte Kristallgläser stehen. Gabriele Abs will damit auf die schmelzenden Gletscher aufmerksam machen und gleichzeitige auf die Ausbreitung der Wüsten weltweit hinweisen.

Helma Dietz vom Kulturverein "Modern Studio" hat seit 2018 Überschriften von Artikeln aus der Süddeutschen Zeitung gesammelt, die sich alle mit Umweltthemen beschäftigen, sie ausgedruckt und zu einer Collage verarbeitet. "Es geht so vieles verloren", sagte Helma Dietz, aber wir wollten das nicht drastisch zeigen, sondern mit diesen Überschriften an das Mitgefühl des Betrachters appellieren und unsere Trauer ausdrücken." Aber Dietz wollte nicht nur Betroffenheit erzeugen, sondern stellte in einer weiteren Collage Hoffnungs- und Nachdenksätze zusammen. Die Fünfte im Bunde der Künstlerinnen, die Architektin Ingrid Hartert-Müller, weist in ihrem Objekt, einer Art Weltkugel aus biegsamen Holzleisten, auf den Verlust unberührter Flächen und die fortschreitende Versiegelung der Landschaft hin.

In der Ausstellung "Kostbare Verluste" beschreiben fünf Freisinger Künstlerinnen mit ganz unterschiedlichen Stilmitteln ihre Sorge um die Umwelt. (Foto: Bert Willer)

Doch nicht nur nachdenkliche Stimmung ist auf dem "Mitanand" angesagt. An diesem Samstag spielen die Musiker der integrativen Band Süße Lotte auf, zu deren Klängen sich 15 Tänzer unter der Anleitung der Lehrer des Tanzsportzentrums Freising aufs Parkett wagen. Natürlich können auch die Zuhörer das Tanzbein schwingen. Das Motto lautet: Süße Lotte meets Tango. Los geht es um 20 Uhr im Furtner, Obere Hauptstraße 42, der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen zum Festival gibt es auf der Internetseite der Stadt (www.freising.de). Das Programmheft liegt auch in der Touristinfo aus.

© SZ vom 26.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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