Regierung kritisiert erstes Konzept:Den besonderen Charakter bewahren

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Der Gemeinderat in Fahrenzhausen verwirft den Plan, einen Saal anzubauen, um den Alten Wirt für einen Pächter attraktiver zu machen. Vielmehr sollen die Gäste in historischem Ambiente bewirtet werden

Von Klaus Bachhuber, Fahrenzhausen

Eine Sanierung des Alten Wirts in Fahrenzhausen sollte vor allem die Besonderheiten des historischen Gebäudes unterstreichen. So hat das Rathaus vorerst Varianten verworfen, die Gastronomie durch den Anbau eines Saales aufzuwerten. Stattdessen soll der Fokus auf die alten Gewölbe von Wirtsstube und Stadel gelegt werden, dort ist nun auch die gastronomische Nutzung vorgesehen. Ein möglicher Neubau im Hof des denkmalgeschützten Ensembles soll nach den jetzigen Plänen Sanitär- und Lagerräume enthalten - und nach dem neuesten Gedankenspiel vielleicht sogar die Küche.

Um die Gastwirtschaft mit originalen Bauteilen aus dem 17. Jahrhundert wieder rentabel bewirtschaften zu können, braucht sie mehr Betriebsfläche. Dies sollte nach den bisherigen Plänen durch einen Neubau zwischen Gasthaus und Stadel erreicht werden. In drei unterschiedlichen Varianten schloss sich daran ein Ausbau des Stadels von der reinen Sommernutzung als überdachter Biergarten bis hin zum Komplettausbau als Ganzjahresgastronomie mit eigener Küche an.

Die Bezirksregierung, von der Fahrenzhausen üppige Zuschüsse erwartet, hat die Gemeinde nun aber eingebremst, weil ein Neubau aus betriebswirtschaftlichen Gründen eher nicht über die Denkmalförderung unterstützt werde. Ausdrücklich wird in München gefordert, den Denkmalcharakter des Hauses zu unterstreichen und die alten Gewölbe öffentlich zugänglich zu machen. In den ursprünglichen Plänen für einen neuen Saal wären im historischen Stadel Funktionsräume untergebracht worden.

So soll dies nun gedreht werden: Anbau für die Nutzräume, in den Gewölben des Stadels der Saal für die Gaststätte. Ein noch kühnerer Ansatz aus den Münchner Behörden sieht sogar vor, die Küche aus dem historischen Gasthaus zu entfernen und auch diese Räume der Gaststätte zuzuschlagen. Die Küche könnte, größer und moderner, in den Anbau umziehen. Haken an dieser Variante ist allerdings, dass dann im Alten Wirt selbst wieder massiv umgebaut werden müsste. Ansonsten müsste die gut sanierte Gebäudesubstanz nicht angerührt werden.

Für den Umbau und den Neubau der Funktionsräume ließen sich allerdings staatliche Zuschüsse generieren. Und die Variante wird immerhin auf etwa 1,6 Millionen Euro geschätzt. Angesichts dieser Kostendimension stellte Astrid Wildgruber-Bolesczuk (CSU) die Alternative in den Raum, auf eine Sanierung ganz zu verzichten und die Wirtschaftlichkeit dadurch herzustellen, dass man die Pacht reduziere. Auch wenn die Gemeinde dann draufzahle, fahre man immer noch günstiger als mit der Investition, kalkulierte sie.

Bürgermeister Heinrich Stadlbauer (FBL) hielt dagegen, dass die Unwirtschaftlichkeit der bestehenden Gastronomie nicht nur an der Pacht hänge. "Selbst wenn wir das herschenken, werden wir keinen g'scheiten Wirt kriegen", sagte er. Der Gemeinderat entschied sich schließlich mit klarer Mehrheit gegen die Stimmen von Wildgruber-Bolesczuk und Monika Hermann (CSU) dafür, einen Investitionsbedarf von 1,7 Millionen Euro bei der Bezirksregierung anzumelden. Die Varianten mit dem Neubau eines Saales sollen nicht mehr verfolgt werden, nur noch die Option mit einem neuen Funktionsgebäude. Auf dieser Basis soll die Regierung von Oberbayern jetzt mitteilen, für welche Variante wie viel Zuschuss ausgeschüttet werden könne.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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