Prominenter Besuch in Freising:Ehering bringt traurige Gewissheit

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Kamera- und Tonmann hatte Armin Maiwald (Mitte) dabei, als er den früheren Ladehof am Freisinger Bahnhof besuchte. Mit dabei waren Zeitzeuge Kurt Wenger, der die toten Soldaten gesehen hat, und Heimatpfleger Ernst Keller. (Foto: Privat)

Armin Maiwald, Erfinder der "Sendung mit der Maus", dreht in Freising einen Film: Sein Vater wurde dort 1945 beim Bombenangriff getötet.

Von Alexandra Vettori, Freising

Er ist Autor, Regisseur und Filmproduzent, am bekanntesten aber ist er als einer der Erfinder der "Sendung mit der Maus" - Armin Maiwald. Kürzlich war der Kölner in Freising, denn dort ist er einem traurigen Kapitel seiner Kindheit auf der Spur: Maiwalds Vater war beim Bombenangriff am 18. April 1945 am Freisinger Bahnhof getötet worden. Jetzt schreibt Maiwald ein Buch über seine Kindheit und weil er dazu auch einen Film dreht, war er gleich mit Kamera- und Tonmann da.

Die erste Station von Maiwalds Besuch im Landkreis war Freising allerdings nicht. Zuerst machte er in Fürholzen Halt, wo der Hobby-Historiker Ernst Keller wohnt. Der hat vor einigen Jahren einen Film über den Bombenangriff auf Freising gedreht und dazu nicht nur die Namen von fast allen 200 Toten recherchiert, sondern auch mit vielen Zeitzeugen gesprochen. Einer davon, Kurt Wenger, war bei dem Treffen dabei.

Als die Bomben auf Freising fielen
:22 Minuten im April

Der Historiker Ernst Keller schreibt ein Buch über den Fliegerangriff auf Freising, der bislang nicht ganzheitlich erforscht wurde. Eine erste Hörprobe gibt es im Radio.

Von Alexandra Vettori

Familie Maiwald war aus Köln evakuiert worden

Vom Freisinger Stadtarchivar Florian Notter habe er von Maiwalds Vater und dem Filmprojekt erfahren und Kontakt zu Maiwald aufgenommen, erzählte Keller hinterher. Maiwald sei höchst interessiert gewesen und habe angekündigt vorbeizuschauen. Das hat er nun getan, schon seine Ankunft und das erste Gespräch mit Keller wurden gefilmt, später seien sie vor laufender Kamera in seinem Büro gesessen, so Keller, dann sei man gemeinsam zum Freisinger Bahnhof gefahren.

Bislang wusste Armin Maiwald von seiner Mutter nur, dass der Vater in Freising umgekommen war. Eigentlich stammt die Familie aus Köln, wurde dort während des Krieges dreimal ausgebombt und dann nach Uffing am Staffelsee evakuiert. Maiwalds Vater, ein Konditormeister, war bei der Wehrmacht in Freising stationiert. Am Tag des Bombenangriffs, eigentlich sein freier Tag, hatte er am Freisinger Ladebahnhof geholfen, Brote einzuladen, mit vier anderen Soldaten. Als die Flieger kamen, flüchteten sich drei unter einen Waggon, Maiwald und ein weiterer Mann suchten Schutz in einem Deckungsloch, wie die Ein-Mann-Bunker genannt wurden. Genau darauf aber fiel eine Bombe.

Nur ein Finger mit einem Ring blieb übrig

Als Maiwalds Mutter 1948 noch einmal nach Freising kam und dort nach ihrem Mann forschte, wusste einer der Bahnbeamten noch, dass damals ein Finger mit einem Ring gefunden worden war. Die Frau fragte im Fundamt nach und bekam einen Ehering überreicht. Darin standen ihr Vorname und das Hochzeitsdatum, und so hatte sie die endgültige Gewissheit, dass ihr Mann wirklich am Freisinger Bahnhof gestorben war.

"Auf der Suche nach der Kindheit" lautet der Arbeitstitel von Film und Buch, mit dem der Erfinder der "Sendung mit der Maus" tief in seine Vergangenheit eintaucht. Wann die einstündige Dokumentation in der ARD zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass es ein Feiertag sein wird. Für Ernst Keller war das Treffen eine "tolle Sache", wie er erzählte, "das war eine echte Bereicherung für mich, und die waren wirklich alle sehr nett". Was ihn besonders amüsiert, ist, dass Fürholzen nun schon in der zweiten ARD-Dokumentation vorkommt.

Zu sehen ist der Film nächstes Jahr

Das zweite Filmteam kommt demnächst und will die Geschichte von Robert Lembke erzählen, der während des Zweiten Weltkriegs als Halbjude eine Zeitlang in dem Dorf versteckt war. Der Titel des Dokudramas der beiden ARD-Sender NDR und SWR lautet "Lembke - Wer bin ich?" Zu sehen ist der Film voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres. Die ARD war auf Ernst Keller zugekommen, nachdem ein Artikel der Freisinger SZ über Lembkes Zeit in Fürholzen auch online zu lesen war. "So ein Zufall, dass wir jetzt zwei Fernseh-Produktionen haben, die im Landkreis Freising spielen", freut sich Ernst Keller.

© SZ vom 09.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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