Premiere:Eine unmenschliche Gesellschaft

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Das Stück "Ella und Schorsch" führt die Echinger Theaterwerkstatt auf. Nach der Pause steht Oskar Weissthanner auf der Bühne. (Foto: Theaterwerkstatt Eching)

Die Theaterwerkstatt Eching inszeniert im Bürgerhaus mit "Ella & Schorsch" zwei Monologe

Von Klaus Bachhuber, Eching

Das Gruppenbild zum Schlussapplaus wird bei der Theaterwerkstatt Eching heuer ziemlich übersichtlich. Vor der Pause steht Diana Leitner auf der Bühne und nach der Pause Oskar Weissthanner. Bei der diesjährigen Produktion, die an diesem Donnerstag im Bürgerhaus Premiere hat, muss schon der Titel "Ella & Schorsch" mit Fußnote gelesen werden: Das Stück heißt nicht so, sondern versammelt die Titel von zwei Monologen, die sich die Truppe heuer vorgenommen hat.

Für ein Amateur-Ensemble ist das ein Wagnis. Claudia Borst hat heuer eine besondere Rolle: Sie assistiert Regisseurin Sigrid Hollik - und sie ist Souffleuse. "Es stehen ja nicht mehrere Schauspieler auf der Bühne, die sich gegenseitig die Stichworte zuwerfen können", erläutert sie die ungewöhnliche Situation. Sowohl Leitner als "Ella" wie auch Weissthanner als "Schorsch" müssen das jeweilige Stück alleine stemmen. Die Proben, immer zu dritt, mit Regie, Souffleuse und dem jeweiligen Solisten, waren denn heuer auch ungewöhnlich lang angesetzt. Seit Januar wird geprobt. In Videoeinspielungen sind noch weitere sechs Akteure der Theaterwerkstatt an den Stücken beteiligt, auf der Bühne live agieren nur die zwei Routiniers. Diana Leitner ist seit 1995 dabei, Oskar Weissthanner seit 2001. Mit den dramatischen Monologen "Ella" von Herbert Achternbusch und "Schorsch oder bis zur letzten Sau" von Leonhard Michael Seidl bleibt die Theaterwerkstatt ihrem Fokus auf bayerische Theaterliteratur treu. 2009 und 2010 wurde diese Linie mit "Heimatabenden" mit Stücken von Oskar Maria Graf begonnen und dann 2015 mit den "Heimatfetzen" fortgeführt, einer ungewöhnlichen Zusammenstellung von Stücken von Graf, Kroetz und Valentin. 2016 war "Servus Kabul" von Jörg Graser geplant, musste aber kurzfristig abgesagt werden, nachdem zwei Akteure ausfielen. Die "Ella" zu inszenieren, ist seit Langem ein Traum von Regisseurin Hollik. Als mit dem "Schorsch" eine kongeniale Ergänzung aufgetan war, wurde das Projekt gestartet. Die beiden zeitgenössischen Werke thematisieren Unbarmherzigkeit und Unmenschlichkeit der Gesellschaft ihren hilflosesten Mitgliedern gegenüber. Souffleuse Borst geht davon aus, dass sie bei den Aufführungen beschäftigungslos bleiben wird: "Die stemmen das!"

Premiere ist am Donnerstag, 11. Mai, weitere Aufführungen sind am Samstag, 13. Mai, Donnerstag, 18. Mai, und Freitag, 19. Mai, jeweils um 20 Uhr.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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