Planung hinkt hinterher:Langsam wird es Zeit

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Auch der Hollerner See - hier eine Archivaufnahme - ist durch Grundwasser gespeist und aktuell zu voll. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Hollerner See hat sein Gesicht verändert, es ist eine einzige Seefläche entstanden. Das Kieswerk zieht im Herbst endgültig weg, wegen der folgenden Rekultivierung sollte bald klar sein, wie das Nordwestufer aussehen soll

Von Klaus Bachhuber, Eching

Während das Rathaus immer noch über den finalen Entwicklungsplänen für den Hollerner See brütet, entwickelt sich dieser in Riesenschritten weiter. Mit dem Durchstich zwischen den bisher separaten Ost- und Westhälften wurde jetzt eine Seefläche geschaffen, an deren Ufer das größte Badegelände im Landkreis entsteht. Beim ehemaligen Kieswerk am Nordufer beutet die Münchner Kies-Union noch die letzten Kiesgründe aus, parallel dazu hat die Gestaltung der östlichen Flächen als Badestrand begonnen.

In diesem Sommer bietet der Hollerner See freilich noch die gleichen Bademöglichkeiten wie in den Jahren davor. Der Kiesabbau, die anschließende Modellierung des Geländes und die Gestaltung von Badebuchten, Liegewiesen und Wegen ist so umfangreich, dass der Badebetrieb am Ost- und mittleren Nordufer erst 2019 freigegeben wird. Anfang 2015 ist das Kieswerk in den Süden Echings an die Garchinger Straße abgezogen, seither wird auch die Uferfläche abgetragen, auf der das Kieswerk stand. So ist der Durchstich zwischen den beiden Seehälften entstanden. Die früher schon verfüllte südliche Zunge des Werksgeländes bleibt als Insel erhalten. Die einstige Zufahrt zum Werk von der Staatsstraße her, die auch die Parkplätze erschließt, wird am Ende der Abbauarbeiten ab Höhe Parkplätze ebenfalls verschwinden.

Durch die Vereinigung der Seehälften hat sich die Wasseroberfläche sichtbar nivelliert. Im Ostteil, also auch an den Stränden am Südufer, ist das Wasserniveau jetzt um 50 Zentimeter höher, im Westteil ist es folglich gesunken. Das nördliche Seeufer wurde im Mittelteil im Zuge des Durchstichs bereits modelliert. Der östliche Teil folgt erst, wenn das Kieswerk im Herbst nach über 30 Jahren Kiesabbau abgezogen ist. Dann leistet das Unternehmen noch die nötige Rekultivierung im Ostteil. Immer noch keinen Plan hat Eching dagegen für das Nordwestufer. Langsam drängt die vom Rathaus seit Jahren verschleppte Entscheidung, weil mangels Vorgaben dann eine Rekultivierung umgesetzt wird, die später eventuell teuer wieder korrigiert werden muss. Alle Pläne, die der frühere Bürgermeister Josef Riemensberger geschmiedet hat, die Therme, der Caravan-Stellplatz, die neue Zufahrt von der Bundesstraße 13 im Westen, alles hat sich weitgehend zerschlagen.

Der jetzige Bürgermeister, Sebastian Thaler, hat jetzt erstmals Position bezogen, nachdem er bislang weitgehend die eingeleiteten Prozesse am See moderierte und analysierte. Er spricht sich für eine "möglichst naturnahe" Gestaltung des Sees aus. Als zusätzliche Attraktion sähe er ein Wassersportangebot irgendwo am Nordwestufer, das als einziger Bereich noch frei ist. "Ein kleines Eck' würde ja reichen", sagt er, "das bringt Leben an den See und tut niemandem weh." Im Rathaus hätten sich bereits diverse Betreiber mit Vorschlägen gemeldet.

Die dort einst geplante Therme ist Geschichte, und auch die abgespeckte Variante See-Sauna lässt sich mit Unterschleißheim nicht realisieren, weil das dafür vorgesehene Grundstück im Co-Eigentum von Unterschleißheim ist. Für Thaler ist das Projekt mit dem ausdrücklichen Votum des dortigen Stadtrats abgehakt. Allerdings hätte er "nichts gegen eine kleine, überschaubare See-Sauna in einem Bereich, der schon erschlossen ist". So gibt es im Süden bereits 300 Parkplätze, die laut Plan nach Osten verdoppelt werden können. Die erschlossenen Grundstücke gehören freilich fast alle dem Münchner Erholungsflächenverein, der keine kommerzielle Nutzung erlaubt. Anfragen aus dem Rathaus zwecks eines Rücktauschs von Flächen habe der Verein bisher "komplett abgeblockt", so Thaler. Nach den Pfingstferien aber wird der Geschäftsführer des Erholungsflächenvereins eine Gemeinderat kommen.

Kurz vor den Ferien hat ein potenzieller Betreiber eines Caravan-Stellplatzes dem Gemeinderat seine Kalkulationen vorgestellt - und das Gremium radikal ernüchtert. Die erreichbare Pacht scheint wenig Enthusiasmus übrig gelassen zu haben, von der Aussicht auf relevante Gewerbesteuer gar nicht zu reden. Der Stellplatz sollte als Gedankenspiel südöstlich des Sees errichtet werden.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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