Pfarrerin von Hallbergmoos:Der Abschied fällt schwer

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Hinterlässt eine große Lücke: Juliane Fischer (Foto: Privat)

Die evangelische Kirchengemeinde lässt die junge, experimentierfreudige Pfarrerin Juliane Fischer nur ungern ziehen. Sie kümmert sich künftig in München um die Modernisierung der Landeskirche

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Die Nachricht war ein Schock für die evangelische Kirchengemeinde: Pfarrerin Juliane Fischer hört auf. Zum 1. Januar verlagert die 39-Jährige ihren beruflichen Schwerpunkt von Hallbergmoos nach München ins Landeskirchenamt. Ihr Thema: Der Zukunftsprozess der bayerischen Landeskirche namens "Profil und Konzentration", kurz PuK.

Der Aufgabenbereich zumindest ist keine Überraschung, hat Juliane Fischer in den sechs Jahren ihres Wirkens als Pfarrerin von Hallbergmoos doch vieles, was für die Landeskirche noch Neuland ist, umgesetzt. "Neuer Wein in neuen Schläuchen" - unter diesem Motto hatte ihr Vorgänger, Pfarrer Thomas Bachmann, einen Modernisierungsprozess in der Hallbergmooser Kirchengemeinde gestartet, mit Juliane Fischer kam nun eine Frau, die wie gemacht zu sein schien, das Projekt weiterzuführen: jung, offen und experimentierfreudig. Sie taufte in Badewannen im Pfarrgarten, führte einen monatlichen Kinoabend in der Kirche ein, setzte die Tradition der Glaubenskurse fort, ließ Lobpreis-Bands und den Modern Gospel Chor bei Gottesdiensten spielen, ein Bistro-Team kochte nach den Gottesdiensten, die Gläubigen saßen nun immer noch ein wenig beisammen, und immer dabei war eine Kinderkirche.

Dazu entwickelte Fischer das "Gottesdienst anders"-Konzept weiter: mit barrierefreier Liturgie, wie sie es nennt, also mit wenig hochkirchlichen Formeln. Die Gottesdienste stehen stets unter einem Motto, es wird auf Lebensfragen eine Glaubensantwort gegeben und zum Nachdenken angeregt. Videoclips, Gebetsaktionen, die Möglichkeit zur persönlichen Segnung oder Live-Umfragen fließen mit ein. "Das Ganze", sagt sie, "wäre ohne den Riesenstamm an Ehrenamtlichen aber alles nicht gegangen. Es ist nicht gewöhnlich, dass man so viel Unterstützung für neue Wege im Kirchenvorstand erhält und Ehrenamtliche hat, die mitmachen. Und ich bin extrem dankbar, dass das so war." Was sie nicht sagt: Der Stamm Ehrenamtlicher kommt immer dann, wenn man ihm den Raum dafür gibt.

Fischer verhehlt nicht, dass sie in viele traurige Gesichter schaute, als sie die Nachricht von ihrem Weggang verkündete. "Und ich bin ja auch traurig", sagt sie. Dennoch bestätigten ihr auch viele in ihrem Umfeld, dass der neue Job die folgerichtige Weiterführung ihrer jetzigen Arbeit sei. "Was mir fehlen wird", sagt sie offen, "sind langfristige enge Beziehungen, das direkte Feedback, so etwas wächst nur in einer Gemeinde." Der seelsorgerische Teil werde weniger, dafür der supervisorische Teil wachsen. Denn zu ihren Aufgaben gehört es künftig, andere Gemeinden auf dem Weg der Modernisierung zu unterstützen.

Ein bisschen hinein geschmeckt hat sie schon in die neuen Aufgaben, als sie über ein Jahr lang in einer PuK-Arbeitsgruppe der Landeskirche mitarbeitete, die die Möglichkeiten der Kirche im digitalen Raum auslotete. Als dann im Herbst im Leitungsteam eine Stelle frei wurde, bewarb sich Juliane Fischer und wurde auf Anhieb genommen. "Vieles, was ich in Hallbergmoos die letzten sechs Jahre gemacht habe, hat mich erst dazu befähigt, mich jetzt an diesem strategischen Prozess der Modernisierung zu beteiligen", sagt sie.

Das letzte Mal in Hallbergmoos wird sie auch nach ihrem Umzug nicht sein, so viel ist sicher. "Ich bin mit Leib und Seele Predigerin und werde, wenn das gewünscht ist, sicher mal aushelfen und auch den aktuellen Konfikurs, inklusive Konfirmation, noch zu Ende führen."

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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