Petition:18 251 Unterschriften für Onkologen

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Mit der Petition an den Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern wird gefordert, dass der Arzt Christoph von Schilling Krebspatienten im Krankenhaus weiter ambulant versorgen darf.

Von Katharina Aurich, Freising

18 251 Menschen aus dem Landkreis Freising fordern in einer Petition an den Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), dass der Freisinger Klinikarzt und Onkologe Christoph von Schilling weiterhin Patienten im Krankenhaus ambulant versorgen darf. Der Ausschuss, der aus drei Ärzten und drei Vertretern der Krankenkassen besteht, hatte die Ermächtigung von Christoph von Schilling, ambulant Patienten versorgen zu dürfen, nicht mehr verlängert. Mitglieder der Krebsselbsthilfegruppe sowie die Familie Kammerloher übergaben gestern Landrat Josef Hauner Kopien der Listen, die Originale brachte dann Kammerloher zur Kassenärztlichen Vereinigung nach München.

Hauner versprach, sich dafür einzusetzen, dass von Schilling auch in Zukunft ambulant behandeln darf. Auch der Kreistag hatte bereits einstimmig eine derartige Resolution gefasst und von Schilling selbst wie auch das Freisinger Krankenhaus legten Widerspruch gegen die Entscheidung des Zulassungsausschusses ein. Die Klinik, die als GmbH zu hundert Prozent im Besitz des Landkreises ist, kann jedoch nur über den stationären Bereich entscheiden und habe keinen Einfluss auf die ambulante Versorgung, erläuterte Hauner. Hintergrund des Ärgers ist eine gesetzliche Bestimmung, nach der Krankenhausärzte nicht ambulant, sondern nur stationär behandeln dürfen, es sei denn, es gibt keine niedergelassenen Kollegen, die die ambulante Versorgung übernehmen könnten. Dies war in Freising für Krebspatienten so lange der Fall, bis sich im September eine ambulanten onkologischen Praxis im Freisinger Klinikum (wir berichteten) einmietete. Damit sei die ambulante Versorgung nun gesichert, argumentiert die KBV.

Krebspatienten müssen sich oftmals lang andauernden, verschiedenen Behandlungen unterziehen. Sie werden operiert, erhalten eine Chemotherapie oder Bestrahlung. Dabei wird versucht, dass sie möglichst auch während der Behandlung zu Hause bleiben können. Nach einer OP wird die Chemotherapie, wenn die Gesundheit des Patienten es zulässt, ambulant im Krankenhaus verabreicht - bisher auf der Station von Christoph von Schilling. Wenn der Patient Probleme bekommt, etwa wegen der reduzierten Abwehrkräfte, wird er stationär aufgenommen und kann bei seinem vertrauten Arzt bleiben.

Zwei Ordner mit 18 251 Unterschriften überreichen Vincent Kammerloher, Günter Schreiner und Edith Kronawitter an Landrat Josef Hauner (2. v. re). (Foto: Marco Einfeldt)

Für Krebspatienten sei diese Kontinuität und das Vertrauen in ihren Arzt besonders wichtig, sie sollten selbst entscheiden können, von wem sie sich bei dieser existenziell bedrohlichen Krankheit behandeln lassen, argumentiert Günter Schreiner, Leiter der Selbsthilfegruppe. Christoph von Schilling sei für sie nicht nur ein Arzt, sondern auch menschlich eine große Stütze, sagen Jacob und Elisabeth Kammerloher, deren Sohn Vincent an Krebs erkrankt ist. Auch die Familie Kammerloher engagierte sich für die Petition und sammelte Unterschriften.

"Wir sind sehr stolz darauf, dass sich so viele Menschen mit unserer Sache solidarisiert haben", bekennt Schreiner. Die Krankheit "Krebs" berühre offensichtlich viele Menschen und wecke Verständnis. Entweder, die Unterzeichnenden seien selbst betroffen oder hätten im Familien- oder Freundeskreis Krebspatienten, erläutert Schreiner. Er berichtete von einer älteren Dame, die mit dem Rollator in Marzling unterwegs war und zweieinhalb Listen voller Unterschriften gesammelt hat. Ihr Mann sei an Krebs verstorben, sie wisse, wie wichtig ein vertrauter Arzt sei und wolle dieses Anliegen unterstützen. In Bäckereien, Metzgereien und in Apotheken haben die Listen ausgelegen, auch auf dem Freisinger Wochenmarkt wurden Passanten informiert.

Zusätzlich initiierte Edith Kronawitter eine Internetpetition an die Präsidentin des Landtags, Barbara Stamm, die von 2800 Menschen unterzeichnet wurde. Gefordert wird von der Politikerin, sich dafür einzusetzen, dass der Zulassungsausschuss die Ermächtigung von von Schilling, die Ende März ausläuft, verlängert. Als Kompromiss sollten wenigstens die Patienten, die jetzt von dem Onkologen behandelt werden, bei ihm bleiben dürfen. Grundsätzlich brauchten Patienten Wahlfreiheit des Arztes, betonen die Mitglieder der Selbsthilfegruppe. Die dicken Ordner mit den Unterschriftenlisten muss Kammerloher übrigens an der Pforte des KVB-Gebäudes in München abgeben. Auch nach mehreren Telefonaten habe sich niemand für die Annahme der Listen zuständig erklärt, bedauert die Familie.

© SZ vom 10.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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