Party am Samstag:Erfolgsmodell für Neufahrn

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Das Tagesmütterprojekt feiert sein 25-jähriges Bestehen

Von Birgit Grunder, Neufahrn

Neufahrn ist eine ebenso junge wie teure Gemeinde: Rund 650 Kinder sind unter drei Jahre alt, und viele Eltern können es sich schon mit Blick auf die Mietpreise gar nicht leisten, längere Zeit auf ein Einkommen zu verzichten. Umso wichtiger sind Betreuungsangebote wie das Tagesmütterprojekt, das gefragt ist wie nie. Aktuell kümmern sich 19 Tagesmütter in ihren eigenen Räumen um 76 Mädchen und Buben. Träger der Einrichtung ist seit 1998 die Nachbarschaftshilfe, und dort wird an diesem Samstag von 15 bis 17 Uhr auch das Jubiläum gefeiert: Das Tagesmütterprojekt wird heuer 25 Jahre alt.

Gegründet wurde es einst durch den - inzwischen aufgelösten - Diakonieverein. Mit den Jahren wurde das Angebot immer umfangreicher und professioneller. So müssen neue Tagesmütter zum Beispiel für ihre Grundqualifizierung 160 Unterrichtseinheiten absolvieren. Pädagogische Themen stehen ebenso auf dem Stundenplan wie zum Beispiel Erste Hilfe und Lebensmittelhygiene. Die Eltern sollen sich darauf verlassen können, dass ihr Kind qualifiziert betreut wird, und auch sonst sollen alle Beteiligten vom Tagesmütterprojekt profitieren.

Die Eltern können sich darauf verlassen, dass im Krankheitsfall eine andere Tagesmutter organisiert wird. Es werden richtige Verträge abgeschlossen, und es gibt genau festgelegte Gebühren - derzeit zum Beispiel monatlich 184 Euro bei 20 Wochenstunden und 368 Euro bei 40 Wochenstunden. Die Tagesmütter wiederum haben ein festes Einkommen und eine Altersvorsorge, und sie werden vom Tagesmütterprojekt fachlich wie rechtlich unterstützt.

Einen weiteren Pluspunkt soll die Großtagespflege bieten, die im nächsten Jahr eingerichtet wird. Der Neufahrner Gemeinderat hat dazu bereits grünes Licht gegeben, nach dem bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz ist die Gemeinde zum Ausbau der Kindertagespflege verpflichtet. Voraussetzung für eine Umsetzung im konkreten Fall ist aber, dass zunächst die Kinderkrippe "Zwergenland" vom Lohweg in ihren Neubau am Keltenweg umzieht. Denn erst dann bekommt die Nachbarschaftshilfe ihre früheren Erdgeschossräume zurück und kann die Großtagespflege unterbringen.

Bei der Großtagespflege handelt es sich um einen Zusammenschluss von zwei Tagesmüttern, die dann in Räumen außerhalb ihres eigenen Haushalts eine Kindergruppe mit bis zu acht Kindern in Zusammenarbeit betreuen. Dort kann dann auch eine Ersatzbetreuung für den Fall, dass eine Tagesmutter erkrankt, organisiert werden. Die betroffenen Kinder müssen künftig nicht mehr getrennt und auf mehrere Tagesmütter verteilt werden.

Möglicherweise lassen sich damit auch neue Mitarbeiterinnen gewinnen. Martina Bock, Leiterin des Tagesmütterprojekts, berichtete erst vor kurzem, dass sich bereits jüngere Frauen mit entsprechender Qualifikation gemeldet hätten, die gerne in öffentlichen Räumen als Tagesmütter arbeiten würden. Bei sich zuhause würden sie das dagegen "wegen der Wohnsituation und wegen der Abgrenzung zur eigenen Familie" ausschließen.

Tagesmütter bekommen derzeit 5,40 Euro je Kind und Stunde. Sind sie ausgebildete Kinderpflegerin oder Erzieherin, gibt es 5,85 Euro. Ein kritisches Thema ist für Martina Bock die Regelung, dass Tagesmütter im Urlaubs- oder Krankheitsfall das Pflegegeld nur für vier Wochen bekommen.

Eine Verlängerung der Frist bei Erkrankungen sei beim dafür zuständigen Jugendamt bisher nicht durchzusetzen gewesen, obwohl das in den meisten anderen Landkreisen anders gehandhabt werde, schilderte sie. In Freising sei man da "sehr rigoros". Das führe dann dazu, dass Tagesmütter auch krank arbeiten müssten und schnell "kurz vor dem Ruin" stehen könnten, kritisierte Bock: "Das missfällt uns."

© SZ vom 25.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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