Parkturm in Freising:Ein moderner Paternoster für acht Autos

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Innovatives Konzept: Der Parkturm am Südring in Lerchenfeld soll in Kürze in Betrieb gehen. (Foto: Marco Einfeldt)

In Lerchenfeld hat das Start-up Vepa einen Parkturm für acht Fahrzeuge errichtet, der demnächst in Betrieb gehen soll. Bald soll es auch in anderen Städten vertikale Parkhäuser geben.

Von Moritz Frimberger, Freising

Vielleicht hat es sogar das Potenzial für ein neues Wahrzeichen von Freising. Mit der Fertigstellung des Parkturms im Herbst vergangenen Jahres jedenfalls hat Lerchenfeld einen ungewöhnlichen Blickfang bekommen. An der Erdinger Straße erhebt sich das Gebäude auf dem Parkplatz zwischen dem Tierbedarfsladen Fressnapf und dem Rofu-Kinderland.

Die Besonderheit: Vorbild für die technische Umsetzung sind die aus der Mode gekommenen Paternosteraufzüge, was die Konstruktion platzsparend macht. Sobald die Abnahme durch den TÜV erfolgt sei, könne der Prototyp nach mehreren Verzögerungen in Betrieb genommen werden, sagt Simon Schubnell, Mitbegründer der jungen Münchner Firma Vepa Vertical Parking, die den Turm entwickelt hat.

Die Idee für den Turm hatten Simon Schubnell und David Schön, die sich bereits von ihrer vorherigen Anstellung her kannten und feststellten, dass sie als Duo harmonieren und gut zusammenarbeiten. Dabei, sagt Schubnell, "sind wir auf das Thema Parktürme gestoßen und haben uns entsprechend entschieden, Gespräche mit Städten, Gemeinden und Projektentwicklern zu führen."

Mit dem Parkturm könnte nicht nur das Problem gelöst werden, dass es insbesondere in Städten immer weniger Parkraum gebe. Auch die umweltschädliche Bodenversiegelung werde reduziert. In Gebieten, wo Fläche eingeschränkt zur Verfügung stehe, ist sich Schubnell jedenfalls sicher, "wird sich die Technologie des vertikalen Parkens durchsetzen".

Nachdem die beiden Entwickler positive Resonanz erhalten hatten, wagten sie im Mai 2021 den Schritt in die Selbständigkeit. Mittlerweile ist das Team auf 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen.

Der Turm bietet Platz für acht Fahrzeuge bis zur SUV-Größe. Abgestellt werden die Gefährte im Inneren auf dafür vorgesehenen Plattformen. Ein Elektromotor treibt diese an und sorgt dafür, dass die Plattformen über eine Kette wie bei einem Paternosteraufzug umlaufend in beide Richtungen rotieren können. Wollen Nutzerinnen und Nutzer das vertikale Parkhaus befahren, halten sie einen entsprechenden Chip an den Turm. Dann öffnet sich ein Rolltor, die nächste freie Plattform bewegt sich nach unten und das Fahrzeug kann abgestellt werden. In der Folge muss der Parkvorgang von außen bestätigt werden.

Ausgelegt ist der Turm auf eine Standzeit von mindestens 20 Jahren

Wer sein Auto wieder holen möchte, muss vor dem geschlossenen Tor maximale 90 Sekunden warten. Durchschnittlich dauere es nur halb so lange, bis das Fahrzeug wieder zur Verfügung steht, sagt Schubnell, "weil die Steuerung so programmiert ist, dass der Turm immer den kürzesten Weg nach unten sucht". Der Aufwand für die Instandhaltung sollte sich in überschaubarem Rahmen bewegen. Eine Wartung sei nur einmal im Jahr notwendig. Ausgelegt ist der Turm auf eine Standzeit von mindestens 20 Jahren.

Als erster Investor war das Bauunternehmen Adldinger in das Start-up involviert. Überzeugt von der Idee, erwarb die in Kranzberg ansässige Firma den Prototypen und ließ ihn auf dem betriebseigenen Grundstück errichten. Schubnell spricht von einer "geschlossenen Nutzergruppe", die Stellplätze können nur Mieterinnen und Mieter der Firma Adldinger verwenden. Das soll sich beim nächsten Projekt von Vepa ändern: Im Münchner Werksviertel ist der Bau eines zweiten Parkturms geplant, der öffentlich nutzbar sein wird. Das Unternehmen will nicht nur in der Entwicklung tätig sein, sondern auch als Betreiber.

Künftig soll eine Buchung per App möglich sein

Außerdem soll bei künftigen Türmen eine verbesserte Technik zum Einsatz kommen. Geplant sind zum einen Lademöglichkeiten für elektrobetriebene Fahrzeuge. Die komplexe Entwicklung dieser Struktur war laut Schubnell besonders anspruchsvoll, auch ein Patent reichte das Start-up dafür ein. Zum anderen wird in Zukunft die Einfahrt mittels automatischer Kennzeichenerkennung oder vorheriger Buchung per App möglich sein.

Dank modularer Bauweise können die Parktürme "in unterschiedlichen Ausführungen und mit unterschiedlicher Anzahl an Stellplätzen gebaut werden", sagt Schubnell. Neben der Freisinger Variante mit acht Plätzen seien auch Türme mit zehn oder zwölf Parkmöglichkeiten realisierbar. Längerfristig sollen auch in anderen Teilen Deutschlands Parktürme entstehen, unter anderem in Berlin. Angesprochen auf die größte Herausforderung meint der Co-Geschäftsführer, "dass wir zwei Welten miteinander vereinen müssen": Der Bau des Parkturms als Gebäude einerseits und als Maschine andererseits sei an eine Vielzahl rechtlicher Vorgaben geknüpft.

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