Ottenhofen:Unter Hochspannung

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In Ottenhofen regt sich Widerstand gegen geplante Stromleitung

In Ottenhofen hängt an der öffentlichen Anschlagtafel gleich neben der Ankündigung vom Sommerfest ein Plakat. Das Luftbild hat eine örtliche Bürgerinitiative angebracht und es zeigt zwei blaue Trassen: Die Streckenvarianten 4a und 4b für den Ersatzneubau der 380 Kilovolt-Stromleitung im Gemeindegebiet. Für beide Strecken hat die Regierung Grünes Licht gegeben. Die BI kämpft für 4b, Netzbetreiber Tennet favorisiert 4a. Das Unternehmen bereitet die Planfeststellung vor, Ende 2023 soll es ins Verfahren gehen. Insgesamt erstreckt sich die Planung auf 50 Kilometer, es geht dabei auch durch die Landkreise Dachau und Freising. Auch dort wurde eine Bürgerinitiative aktiv.

Johann Auerweck ist Sprecher der BI "Starkstromleitung ja, aber mit Abstand zu Ottenhofen und Neuching/Lausbach". Er ist einer von besonders betroffenen zwölf Anwesen, denen die von Tennet geplante Trasse sehr nahe kommt. Nur 44 Meter würde die Starkstromleitung an seinem Wohngebäude vorbeilaufen, betont Auerweck. An einem anderen Wohnhaus betrage der Abstand sogar nur 30 Meter. Wegen der Nähe zur St2580/Flughafentangente Ost könnte auch nicht weiter abgerückt werden. "Wir sind gefangen," sagt der BI-Sprecher.

Auerweck und seine Mitstreiter fürchten um ihre Gesundheit. Die Alternativvariante "Finsinger Holz" der BI führe in größerem Abstand an den Anwesen vorbei und hätte weitere Vorteile gegenüber Variante St2580: Sie sei kürzer und damit verringere sich der Flächenverbrauch. Zugleich würde Platz geschaffen für eine Vergrößerung des Ottenhofener Bannwalds. Das Raumordnungsverfahren ist bereits abgeschlossen. Die Regierung von Oberbayern hält beide Trassen für "raumverträglich".

Für das Planfeststellungsverfahren werden die Pläne nun im Detail ausgearbeitet, Tennet plant, die Unterlagen Ende 2023 einzureichen. Träger öffentlicher Belange und Privatpersonen können dann erneut Einwendungen vorbringen. Ottenhofen werde die BI unterstützen, erklärt Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD). Ihr Amtskollege Max Kressirer (WGE) aus Finsing ist von der BI-Alternativstrecke, die über Finsinger Grund führen soll, nicht begeistert. Im Landkreis Freising waren für die Gemeindebereiche von Eching und Haimhausen (Landkreis Dachau) zwei Varianten vorgeschlagen: Haimhausen Nord und Haimhausen Süd. Eine Haimhauser Bürgerinitiative kämpfte mit der Gemeinde gegen die Variante Nord. Tatsächlich stufte die Regierung diese im Raumordnungsverfahren als "nicht raumverträglich" ein.

Auf der Projektwebsite www.tennet.eu/oba-ott bietet Tennet neben allgemeinen Informationen auch neue Karten und ein interaktives Tool, auf denen man die derzeitige Grob-Trassierung und Maststandorte sehen kann.

© SZ vom 09.06.2022 / regi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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