Ortsumgehung Hallbergmoos:Auf eigene Faust

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Eine Nordumfahrung von Hallbergmoos könnte die Ludwigsstraße im Ortskern vom Schwerverkehr entlasten. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Gemeinde Hallbergmoos will die Nordumfahrung des Ortes in jedem Fall bauen. Eventuell muss sie dem Landkreis Freising aber Zuschüsse ersetzen, die entfallen, weil die Straße ein Gewerbegebiet erschließen soll

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Nach 25 Jahren des Diskutierens und Wartens will die Gemeinde Hallbergmoos jetzt den Sprung nach vorne tun bei der Nordumfahrung - zur Not auch ohne staatliche Zuschüsse. Erst einmal aber hat der Gemeinderat Hallbergmoos das Thema wieder vertagt. Noch im Vorjahr schien das seit Jahren geplante Straßenstück zwischen dem "Mövenpick-Kreisel" und dem Betonwerk in greifbare Nähe gerückt. Gemeinde und Landkreis planten einen für beide Seiten gewinnbringenden Handel. Demnach baut der Landkreis die Nordumfahrung und stuft sie zur Kreisstraße FS 11 auf, dafür übernimmt die Gemeinde den jetzt noch innerörtlich verlaufenden Abschnitt der Kreisstraße und saniert sie auf eigene Kosten. Der Vorteil: Für den Landkreis gibt es staatliche Fördermittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro.

So weit der Plan. Am Dienstag aber sind im Hallbergmooser Gemeinderat massive Zweifel laut geworden. Denn die Zuschüsse gibt es nur, wenn die neue Straße kein Baugebiet erschließt. Genau das aber soll sie nach Ansicht vieler Gemeinderäte tun.

Einen toten Ast hat der "Mövenpick-Kreisel" auf der Ludwigstraße schon, in Bälde soll hier die Nordumfahrung einmünden. Und von der soll es aus Sicht vieler Gemeinderäte am liebsten auch in die Einfahrten von Firmen und Betrieben gehen, die sich südlich der Nordumfahrung ansiedeln. Denn dort gibt es einen großen Acker, der schon vor Jahren Standort eines Hotels werden sollte, seit vier Jahren ist allgemeines Gewerbegebiet vorgesehen. Der Großinvestor von damals steht wohl nicht mehr parat, aber Anfragen für die Fläche gibt es immer wieder, und so läuft ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren für das "Gewerbegebiet südlich der Nordumgehung" im Hallbergmooser Rathaus. Das aber müsste man jetzt stoppen, wenn die Staatszuschüsse für die Nordumgehung fließen sollen. Und deshalb stand im Gemeinderat am Dienstag eigentlich die Einstellung des Verfahrens an. Denn laut der Förderrichtlinien für überörtliche Straßen darf die geförderte Straße zehn Jahre lang kein Baugebiet erschließen.

Einen so langen Stopp beim Gewerbegebiet aber lehnt aber nicht nur Gemeinderat Bernhard Neumüller (Freie Wähler) ab. Man solle, plädierte er, die Nordumgehung jetzt einfach ohne die staatlichen Zuschüsse bauen, "wir blockieren uns zu stark". CSU-Gemeinderat Marcus Mey stieß in dasselbe Horn: "Die 1,2 Millionen Fördergelder haben wir mit dem entsprechenden Unternehmen in dem Gewerbegebiet doch in drei Jahren wieder drin." Und weil das auch andere im Rat so sahen, stimmte eine große Mehrheit Meys Vertagungsantrag zu, gegen die Stimmen von Bürgermeister Harald Reents (CSU) und Stefan Kronner (SPD).

Bauen will die Gemeinde freilich auf jeden Fall, die Entlastung für die Anwohner der Ludwigstraße vom Schwerverkehr in und aus Richtung Schwaig steht außer Zweifel. Die Frage, über der die Gemeinderäte nun brüten, ist nur, ob Hallbergmoos das Gewerbegebiet so wichtig ist, dass es die dann verlorenen Fördergelder für den Landkreis ersetzen will, oder nicht. Würde man die Anwohner der Ludwigstraße fragen, wären sie vermutlich vor allem dafür, dass der anvisierte Termin des Spatenstichs bei 2017 bleibt. Denn die bisherige Planung der Gemeinde sieht für Theresien- und die Freisinger Straße, wie die FS 11 in Hallbergmoos heißt, nicht nur eine Verkehrsberuhigung vor. Auch mehr Grün und einen Schutzstreifen für Radler auf der Straße soll es geben.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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