Ortsentwicklung:Zu schnell zu groß

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Der Echinger Ortsteil Dietersheim boomt. Nun stellt der Gemeinderat das fünfte Neubaugebiet infrage

Von Klaus Bachhuber, Eching

Dass der Gemeindeteil Dietersheim "sprunghaft" wachsen solle, ist seit geraumer Zeit ein Grundsatz der Echinger Ortsentwicklung. Aber wie weit darf der Sprung denn sein? Während gerade vier Neubaugebiete in dem gerade 2000 Einwohner zählenden Ort in unterschiedlichen Phasen der Realisierung sind, hat sich an der Ausweisung des fünften nun eine Grundsatzdebatte im Gemeinderat entzündet. Dabei handelt es sich um das Neubaugebiet am westlichen Ortsrand.

Das Baugebiet Südost am Mühlenweg mit über 60 neuen Häusern ist baureif, die Erschließung hat begonnen, Grundstücke im vergünstigten Wohnbaumodell der Gemeinde werden Anfang 2020 vergeben. Das Baugebiet Südwest beim Johannisweg wurde gleichzeitig gestartet - aber eine Realisierung steht in weiter Ferne, weil keine Einigung im Umlegungsverfahren zur Ermittlung der Gemeindeanteile in Sicht ist.

Am Anger ist momentan das Leitplanverfahren auf der Zielgeraden. Definierte Planungsansätze gibt es auch noch für eine kleine Parzelle mit etwa zehn Häusern am Auweg. Nach einer restlosen Bebauung all dieser Flächen könnte sich die Einwohnerzahl in Dietersheim locker verdoppeln. Der langfristige und unstrittige Plan im Rathaus sah das in etwa auch so vor.

Doch jetzt hat die Gemeindeverwaltung vorgeschlagen, am westlichen Ortsrand, südlich der Echinger Straße, noch ein Baugebiet auszuweisen. Die Fläche am sogenannten Straßenfeld mit rund 1,6 Hektar könnte nach einem vereinfachten Baurechtsverfahren ausgewiesen werden, das aber nur bis Jahresende gültig ist. Entsprechend empfahl das Gemeindebauamt, die Ausweisung unbedingt zu beschließen, um die Vergünstigungen fürs Verfahren mitzunehmen; die Umsetzung könne dann frei terminiert werden.

Die CSU aber wollte für Dietersheim jetzt erst mal eine Verschnaufpause. "Die sprunghafte Entwicklung wird gerade schon sehr sprunghaft", mahnte ihr Sprecher Georg Bartl. Angesichts des entstehenden Bevölkerungszuzugs könne man "fast schon von einer Überfremdung sprechen, argumentierte er". Gemeinderätin Annette Uebach (CSU) aus Dietersheim fragte sich, "ob das der kleine Ort wirklich so verkraftet?". Mit vier und möglicherweise dann fünf Neubaugebieten habe man sich "schon große Hausnummern vorgenommen, sagte sie.

Überhaupt keine Bedenken hatte Hans Grassl (FW), ebenfalls Dietersheimer. "Mit den Neubürgern haben wir noch nie Probleme gehabt", sagte er, "warum sollen wir keine Menschen aufnehmen in Dietersheim?". Angesichts des Wohnraumdrucks im Ballungsraum könne ein Ort in der Lage "keine grüne Oase bleiben". Otmar Dallinger (FW) erinnerte ebenfalls, dass dieses Wachstum "ausdrücklich beschlossen" worden sei. Und der Charme der neuen Ausweisung läge darin, dass man auf der Parzelle in Gemeindeeigentum "alles in der eigenen Hand" habe.

Wenn schon so sprunghaft, dann wäre aber auch "ein Ortsentwicklungskonzept für Dietersheim nötig", mahnte Siglinde Lebich (Grüne) an. Eine Verdopplung der Bevölkerung erfordere auch neue Gemeinbedarfseinrichtungen.

Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) verwies darauf, dass für Erweiterungen von Kindertagesstätte und Friedhof bereits Vorkehrungen getroffen seien, selbst für ein Schulhaus wäre im Baugebiet Südwest schon ein Platz reserviert. Und da die jetzt akute Fläche in Gemeindehand sei, "könnten wir Dinge der Infrastruktur dort wunderbar umsetzen", argumentierte Anette Martin (SPD).

Thaler kalkulierte, dass die Blockade im Baugebiet Südwest derzeit nicht lösbar scheine, so dass dieser Wachstumssprung quasi wieder herausgerechnet werden müsse. Sollte Südwest wider Erwarten doch zügig erschlossen werden, könne man Neubaugebiet Nummer fünf etwas zurückstellen.

Unter der Prämisse stimmten dann drei CSU-Räte doch für den Aufstellungsbeschluss zur Wahrung der Vergünstigungsfrist, der mit 12:1 Stimmen gefasst wurde. Thaler merkte auf Bartls Einlassung noch an, dass er selbst auch "zur Überfremdung von Dietersheim beigetragen habe", als er nach seiner Wahl von München in den Ort zog.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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