Ohne Wettkämpfe entspannen:Auf Robin Hoods Spuren

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Hans Michael Field, ein echter Lord of Sherwood, ist Gründer und Vorsitzender des Bogenschießvereins, der regelmäßig in der Dietersheimer Vereinshalle trainiert. Der Sport ist für ihn Spaß und Stressabbau

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wenn's hart auf hart ginge, würde Lord Michael of Sherwood wahrscheinlich für Robin Hood Partei ergreifen, nicht für den Sheriff von Nottingham. Ganz sicher aber wäre er bestens gerüstet für eine Auseinandersetzung! Denn seinen Umgang mit Pfeil und Bogen übt der wackere Schütze regelmäßig in der Dietersheimer Vereinshalle. Lord Michael, in Eching auch bekannt als "Hanzi", hat vor neun Jahren den Bogenschießverein "Sherwood Forest" begründet, dem er seither vorsteht.

Hans Michael Field ist ein realer Lord of Sherwood, als Grundeigentümer dort darf er den Titel führen. 1996 hat es den Sohn eines Engländers und einer Deutschen - daher die Vornamen - in den Münchner Norden verschlagen, zunächst nach Garching, seit 2000 nach Eching. Im Garchinger Forschungscampus war er für IT-Sicherheit zuständig, inzwischen betreibt der 64-Jährige in Eching ein Tonstudio.

Mit dem Bogenschießen begann Field als 15-Jähriger in England noch in der Schule. Im Süden von Manchester, wo er aufwuchs, ist das Pflichtunterricht. "Wenn ein Krieg kommt, hat man dann immer gute Bogenschützen", erläutert er die Tradition augenzwinkernd.

Im Norden von München aber, wo die Übung dieser Schlüsselqualifikation über die Jahrhunderte irgendwann mal abgerissen sein muss, fand "Hanzi" ausschließlich Bogenschützenvereine, die nach sportlichen Regeln trainieren und schießen. Für seine Art des Umgangs mit Pfeil und Bogen gründete er daher 2009 einen eigenen Verein, den "Sherwood Forest e. V.", wo ausschließlich das sogenannte Instinktivschießen mit Lang- und Recurvebögen gepflegt wird. Es gibt keine Elektronik, keine Visiere wie an den modernen Sportbögen, die Bögen sind leichter - und vor allem: Es gibt keine Wettkämpfe. Nicht mal interne Meisterschaften schießen die "Sherwood Forest"-Schützen aus. Das Bogenschießen solle "Spaß und Stressabbau" bringen, betont Hans Field, und das schließe Wettkämpfe einfach aus.

An die hundert Mitglieder hat der Verein schon, Altersspektrum acht bis 80 Jahre. "Großes Interesse" an dem Sport registriert der Vorsitzende. Vorbeikommen und mitmachen kann jeder. Es gibt eine kurze Einweisung, das reicht. "Die Basis hat man in einer Stunde gelernt", schildert Field, "wie man steht, wie man atmet, wie man den Bogen hält". Der Verein bietet meist noch Begleitung bei den ersten fünf, sechs Besuchen an. "Aber dass man sicher trifft", ergänzt der erfahrene Lord of Sherwood, "das dauert ein Leben lang".

Die ersten fünf Jahre war "Sherwood Forest" in der Riemensberger-Halle beim Sportgelände des TSV. Mit dem Aufbau der Dietersheimer Vereinshalle wurde 2015 ein Umzug möglich, der mehr Platz und geringere Kosten bedeutete. Bis zu zehn Leute können dort gleichzeitig schießen. Innovation ist das "Kinoschießen", wo auf bewegte Bilder geschossen werden kann. Eine Schießanlage im Freien hatte der Verein zunächst am Hollerner See, zog damit dann aber auch nach Dietersheim. Aktuell ist der Betrieb outdoor von der Gemeinde wegen angeblicher Beschwerden untersagt, ein klärendes Gespräch steht noch aus.

Das Vereinsleben bei "Sherwood Forest" ist geprägt von zahlreichen Festen und der Beteiligung an öffentlichen Ereignissen. So werden Bögen und Zielscheiben auch wieder beim Echinger "Kartoffelfest" am Samstag und Sonntag, 8. und 9. September, parat sein. Jeden Sonntag gibt es von 11 bis 14 Uhr ein Familien-Schießen. Für den zehnten Geburtstag im kommenden Jahr ist ein mittelalterliches "Sherwood Forest"-Fest geplant.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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