Öffentlicher Nahverkehr:Senioren sind die Verlierer

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SPD analysiert Vor- und Nachteile der MVV-Tarifreform

Von Till Kronsfoth, Moosburg

Mit den Auswirkungen der MVV-Tarifreform auf Pendler aus Moosburg und dem Landkreis Freising hat sich der SPD-Ortsverein am Mittwoch auf einer Infoveranstaltung im Staudinger Keller beschäftigt. Dabei wurde klar: Im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf konnten in der noch mal überarbeiteten Fassung viele angedachten Preiserhöhungen wieder rückgängig gemacht werden. Dennoch ist längst nicht alles gut. Vor allem für Senioren bringt die Reform auch Nachteile.

Victor Weizenegger vom SPD-Kreisvorstand gab zunächst einen Überblick über die verwirrende Chronologie der verschiedenen und teilweise wieder verworfenen Konzepte seit dem Sommer 2018. "Das erste Konzept wurde verkündet, als sei die Tarifreform das Paradies auf Erden für Pendler", so Weizenegger. Doch schon bald habe sich herausgestellt, dass dieses Reformkonzept die Münchner auf Kosten der Pendler aus dem Umland entlasten würde. So hätte eine Tageskarte im Außenraum doppelt so viel gekostet wie zuvor. Nachdem klar geworden war, dass die Kreistage aus dem Umland ihre nötige Zustimmung verweigern würden, habe Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der heißen Phase des Landtagswahlkampfes das Thema für sich entdeckt und einen kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr gefordert. "Dies gab uns die nötige Argumentationsgrundlage", sagte Weizenegger. Parteiübergreifend wurde in den Kreistagen erfolgreich für ein neues Konzept gestritten.

Wie dieses aktuelle Konzept konkret für Bahnfahrer aus dem Kreis Freising aussieht, darüber brachte Werner Mertl, Mitarbeiter im Reiseservice am Bahnhof Moosburg, die Zuhörer auf den neuesten Stand. "Nach dem alten Tarif kostete eine Single-Tageskarte 13 Euro. Wäre das erste Reformkonzept durchgegangen, hätte sie zukünftig 16 Euro gekostet. Jetzt bleibt es bei 13 Euro." Ähnlich verhält es sich mit der Gruppentageskarte. Diese kostete ursprünglich 24,30 Euro und sollte auf 30 Euro erhöht werden. Nun bleibt es bei 24,30 Euro. Bei der Frage, was sich für die Pendler innerhalb des Landkreises ändere, musste Mertl ein wenig Wasser in den Wein gießen. Die Einzelfahrt von Moosburg nach Freising habe früher 2,90 Euro gekostet und liege zukünftig bei 3,20 Euro. Die Isar-Card pro Woche verbillige sich dafür von 59 auf 58 Euro. Der laut Mertl vielleicht größte Erfolg der Proteste: Die Isar-Card für alle Ringe der Tarifzone werde nun rund 70 Euro pro Monat günstiger. "Zudem bekommen Pendler aus dem Moosburger Umland, die beispielsweise aus Gammelsdorf kommen, die Busfahrt zum Moosburger Bahnhof praktisch geschenkt. Denn sie zahlen genauso viel wie jene Pendler, die direkt in Moosburg starten."

In der Diskussion wies eine Zuhörerin auf einen für sie entscheidenden Nachteil hin: "Das vergünstigte Seniorenticket gibt es in Zukunft erst ab 65 Jahren statt wie bisher ab 60. Für mich, die dazwischenliegt, ist das ein großer Nachteil." "Senioren sind die großen Verlierer dieser Reform", stimmte Mertl zu. Auch die Tatsache, dass die Isar-Card für Senioren zu den Spitzenzeiten zwischen sechs und neun Uhr weiterhin keine Gültigkeit haben wird, stieß auf einigen Unmut. Ein Zuhörer sprach die Verspätungen an. Ihn trieb die Frage um, ob man nicht veranlassen könne, dass verspätete Züge künftig überholt würden: "Moosburg ist immerhin dreigleisig." Mertl antwortete, dass dies aufgrund der Taktung der Züge nicht möglich sei. Anerkennend zur Kenntnis genommen wurde hingegen, dass der zusätzlich eingeführte Flughafenexpresszug zu einiger Entlastung beim Problem der überfüllten Züge geführt habe.

Zum Schluss verriet Mertl noch einige Tricks, wie man Ticketkosten sparen kann. Pendler, die nur an drei Tagen pro Woche nach München müssten, könnten eine Citytour-Card erwerben. Die sei eigentlich für Touristen gedacht und koste für drei Tage 36 Euro. Bei der Isar-Card bezahle man für drei Tage 39 Euro. Mertl: "Natürlich könnte man sagen: Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, je mehr Geld wir pro Ticket einnehmen, desto besser. Aber die Menschen müssen auch gerne mit der Bahn fahren. Nur so erreicht man das Ziel, Autos von der Straße zu bekommen."

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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