Nur Sozialarbeiter fehlen noch:Schlüsselfertig

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Über den Winter ist in der Moosburger Neustadt fleißig gebaut worden. Inzwischen ist die neue Unterkunft für 150 Flüchtlinge so gut wie fertig. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Unterkunft für 150 Asylbewerber an der Neuen Industriestraße in Moosburg ist fertiggestellt. Die ersten Flüchtlinge werden aller Voraussicht nach spätestens Ende April dort einziehen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Einen definitiven Termin hat Thomas Kaukal, stellvertretender Sachgebietsleiter für die Unterbringung von Flüchtlingen bei der Regierung von Oberbayern, nicht nennen können. Aber spätestens Ende April werde man mit der Belegung der Gemeinschaftsunterkunft für 150 Asylbewerber an der Neuen Industriestraße in Moosburg beginnen, sagte er am Donnerstag bei einem Infoabend in der Aula der Mittelschule. Während einige Bürger ihre Bedenken und Ängste äußertem, machten sich andere Gedanken, wie man die Flüchtlinge unterstützen könnte. Bei der Betreuung, das wurde klar, hakt es nach derzeitigem Stand wohl an der einen oder anderen Stelle.

So hat die Regierung bislang noch keinen Sozialverband gefunden, der die Asylsozialberatung in der Unterkunft übernimmt. Es könne durchaus sein, dass die ersten Flüchtlinge ankämen und die Stelle noch nicht besetzt sei, räumte Kaukal ein, "da spielen wir mit offenen Karten". Völlig sich selbst überlassen seien die Bewohner dennoch nicht. Neben dem Asylsozialberater soll es zwei weitere Vollzeitkräfte geben, die montags bis freitags "zu den üblichen Bürozeiten" in der Unterkunft arbeiten: ein Hausmeister und ein Verwaltungsleiter, bei dem alle Fäden zusammenlaufen.

Beide werden von der Firma European Homecare gestellt, die als privater Betreiber im Auftrag der Regierung für die Unterkunft verantwortlich ist. Allerdings ist auch der soziale Dienstleister mit Sitz in Essen noch auf der Suche nach dem passenden Personal. Ein bisschen Zeit bleibe ja noch, zumal der Vertrag erst ab 30. März gelte, sagte Homecare-Mitarbeiterin Renate Walkenhorst.

Das Betreuungsmodell mit einem privaten Betreiber gibt es in Bayern erst seit ein paar Monaten. Die Gesamtverantwortung verbleibt bei der Regierung. Sie nimmt diese durch den Unterkunftskoordinator Stephan Hoff wahr, in dessen Zuständigkeitsbereich auch das Moosburger Wohnheim fällt. Dies sei eine reguläre Gemeinschaftsunterkunft und keine Erstaufnahmeeinrichtung wie in der Realschulturnhalle, betonte Kaukal. Vorgesehen sei eine gemischte Belegung "mit verschiedenen Nationalitäten, Familien, Alleinstehenden, Alten und Jungen". In Moosburg würden überwiegend Menschen aus Syrien, Afghanistan sowie aus Afrika, etwa aus Nigeria, Eritrea und Somalia untergebracht. In der Regel blieben die Bewohner drei Jahre.

European Homecare sucht bei seiner Arbeit den engen Kontakt zu den ehrenamtlichen Helfern. "Wir haben selber ja nicht viel Personal am Ort und sind sehr auf den Helferkreis angewiesen", betonte Renate Walkenhorst. Besagter Helferkreis zeigt sich derzeit allerdings ein bisschen verschnupft, weil er eine E-Mail an die Regierung geschrieben hatte, um sich über die neue Unterkunft zu informieren. Diese blieb jedoch unbeantwortet, weshalb die Sprecher dem Info-Abend demonstrativ fern blieben. Das berichtete Hans Reif, der dem Helferkreis ebenfalls angehört und am Donnerstag als Migrationsreferent anstelle der Bürgermeisterin die Stadt vertrat.

Kritische Stimmen gab es auch generell zu der neuen Unterkunft. Sie sehe "viel Konfliktpotenzial und sei stocksauer", sagte eine Frau: "Bei der Realschule waren junge Männer, die haben sich Sixpacks gekauft, Halli-Galli gemacht und sind junge Mädchen angegangen, das brauchen wir bei uns nicht." So etwas sei ein "No go", sagte Renate Walkenhorst: "Wenn so etwas vorkommt, können Sie sich jederzeit an den Verwaltungsleiter wenden." Der Helferkreis werde bei einer Infoveranstaltung den direkten Kontakt zu den Flüchtlingen ermöglichen, "um Bedenken und Ängste abzubauen, denn Angst ist der schlechteste Berater", sagte Reif. Klaus Reichel ist Flüchtlingshelfer im alten Normstahlgebäude und betonte: "Dort funktioniert alles reibungslos". Außerdem lebten in Moosburg derzeit "Menschen aus 100 Nationen - das zeigt doch, dass irgendeine Art von Integration hier offenbar möglich ist".

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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