"Super-Angebot":Für alle, die wirklich Deutsch lernen wollen

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Erstmals absolvieren zehn Asylbewerber aus der Unterkunft an der Wippenhauser Straße einen Deutschkurs für Fortgeschrittene. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa)

Einen Deutschkurs für Fortgeschrittene, finanziert aus Spenden, bietet der Helferkreis für Flüchtlinge an der Wippenhauser Straße an. Die Teilnehmer brauchen aber eine Empfehlung

Von Gudrun Regelein, Freising

Zehn Asylbewerber aus der Flüchtlingsunterkunft an der Wippenhauser Straße drücken derzeit beim Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" an vier Tagen in der Woche die Schulbank. Ihr Ziel: den Deutschkurs auf dem Niveau A2.1 - der für Anfänger mit Vorkenntnissen gedacht ist - zu bestehen. "Ermöglicht wurde der Kurs mit viel Einsatz und Spendengeld", sagt Gabriele Bauer, Mitbegründerin des Arbeitskreises Deutschkurse. Es sei der erste Sprachkurs auf diesem Niveau, der vom Helferkreis für Flüchtlinge an der Wippenhauser Straße finanziert wurde.

Viele der Bewohner der Unterkunft sind zwar bereits in Sprachkursen untergebracht - beispielsweise in Integrationskursen. Viele besuchen auch die Berufsschule, andere nehmen an Maßnahmen vom Arbeitsamt teil. "Für diejenigen aber, die noch keine Anerkennung oder eine schlechte Bleibeperspektive haben oder zu alt für die Berufsschule sind, gibt es keine Angebote. Nur die ehrenamtlichen Deutschkurse", schildert Bauer. Die durch Spendengeld finanzierten Kurse seien für diese Menschen derzeit die einzige Möglichkeit, Deutsch intensiv auf einem fortgeschrittenen Niveau zu lernen.

Zunächst gilt es den Eignungstest zu bestehen

"Wir haben die Teilnehmer sehr sorgfältig ausgewählt", berichtet Bauer. Alle haben bereits regelmäßig an ehrenamtlichen Deutschkursen teilgenommen und wurden von ihren Deutschlehrern empfohlen. Außerdem mussten sie einen Eignungstest bestehen.

Der Arbeitskreis Deutschkurse, der im vergangenen Jahr gegründet wurde, habe viel erreicht, bilanziert Bauer. Seit August 2015 unterstützen ehrenamtliche Deutschlehrer die Flüchtlinge bei ihren ersten Lernschritten in der fremden Sprache. Momentan sind etwa 80 Teilnehmer auf elf unterschiedliche Kurse verteilt. Im Team unterrichten etwa 40 ehrenamtliche Lehrer abwechselnd dreimal pro Woche ihre Schüler. "Und das mit großer Geduld und unermüdlichem Engagement", sagt Bauer. Auch wenn es nicht immer leicht sei, die Schüler auf dem für manche nicht einfachen Weg der sprachlichen Integration zu begleiten. Insgesamt aber laufe es gut. Die Sprachkurse seien ein "Super-Angebot" für alle, die die Sprache wirklich lernen wollen, betont Bauer.

So besuchen viele der ehemaligen Teilnehmer inzwischen die Berufsschule. Dort lernen sie in den sogenannten Berufsintegrationsklassen intensiv Deutsch und werden auf eine Ausbildung vorbereitet. "Das allerdings stellt uns vor neue Aufgaben", berichtet Bauer. Denn ohne bei den Hausaufgaben unterstützt zu werden, sei es für viele Flüchtlinge enorm schwierig, den Unterrichtsstoff zu meistern. Der Helferkreis möchte deshalb ab Mitte November an zwei Nachmittagen eine Lernhilfe bei den Hausaufgaben anbieten. "Aber noch mangelt es dafür an ehrenamtlichen Helfern", sagt Bauer.

Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Interessierte, die als Lehrer in einem Deutschkurs oder bei der Hausaufgabenbetreuung mithelfen möchten, im Internet: www.fluechtlinge-willkommen-in-freising.de.

Mehr zum Thema: Für zehn Euro ins Netz

Seit Ende Oktober gibt es in der Unterkunft an der Wippenhauser Straße Wlan. "Das zu realisieren, hat fast ein Jahr gedauert", sagt Christine Wimmer vom Organisationsteam des Helferkreises. Grund für den langen Vorlauf seien vor allem technische Probleme gewesen. Für zehn Euro pro Gerät im Monat können die Flüchtlinge nun unbegrenzt surfen. "Es läuft sehr gut", berichtet Wimmer. Bereits 180 Bewohner würden dieses Angebot nutzen. Zuvor hatten viele nur ein begrenztes Datenvolumen zur Verfügung.

Wlan sei auch deshalb so wichtig, weil sich die Flüchtlinge nun Lernmaterial aus dem Netz herunterladen oder auch Deutschkurse online besuchen könnten. Das sei sehr wichtig, betont Wimmer, "denn die Sprache ist der Schlüssel zur Integration". regu

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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