Nüchterne Erkenntnis:Dämpfer für Geschichtsverein

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Auch wenn das Mesnerhaus wieder instand gesetzt ist, wird es dort kein Heimatmuseum geben. Dafür sei Neufahrn "zu klein", sagt Vorsitzender Ernest Lang. Im Dachgeschoss soll dafür ein multifunktionaler Raum entstehen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das durch ein Feuer schwer beschädigte Mesnerhaus an der Dietersheimer Straße soll noch vor dem Winter ein neues Dach bekommen - "die Hoffnung ist da", sagte Bürgermeister Franz Heilmeier in der Jahreshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins. Unterdessen kristallisiert sich zunehmend heraus, was unter dem Dach passieren soll. Im Obergeschoss könnte ein multifunktionaler Raum entstehen, so Heilmeier. Ausstellungen, Gesprächskreise und Treffen von Mutter-Kind-Gruppen könnten dort stattfinden, im Erdgeschoss wäre eine Büronutzung vorstellbar, erklärte Vereinsvorsitzender Ernest Lang. Die Hoffnung mancher Mitglieder, dass ein Heimatmuseum eingerichtet wird, wird sich eher nicht erfüllen. Dafür sei Neufahrn "zu klein" und habe "zu wenig zu bieten", meinte Lang. Große Besucherzahlen wären da auch nicht zu erwarten.

Auch Bürgermeister Heilmeier ist es aber wichtig, "dass dieses Haus belebt ist." In der Vergangenheit hatte es auch Überlegungen gegeben, etwa das Standesamt dorthin zu verlegen. Würde die Gemeinde aber "Dinge, zu denen sie ohnehin verpflichtet ist", ins Mesnerhaus auslagern, würde das Fördermittel gefährden, erklärte Heilmeier. Speziell geht es dabei um Geld aus dem Städtebauförderungsprogramm, in das die Gemeinde inzwischen aufgenommen wurde. Man habe schon die Zusage, dass die Sanierung des denkmalgeschützten Mesnerhauses als erste Maßnahme anerkannt werde, sagt Bürgermeister Heilmeier.

Nach dem Brand 2015 wurde das Gebäude von Planen verhüllt. (Foto: Marco Einfeldt)

Beim früheren Mesnerhaus neben der Alten Kirche handelt es sich um das älteste profane Gebäude in der ehemaligen Neufahrner Dorfmitte. Es stammt im Kern aus dem 17. Jahrhundert, seit einigen Jahren steht es leer. Bei einem Brand im vergangenen Herbst wurde das Gebäude, vor allem der Dachstuhl, schwer beschädigt. "Das hat sich auch bei uns tief eingebrannt", stellte Schriftführerin Erika Hinterberger fest.

Die Erhaltung des Mesnerhauses war einst die Haupttriebfeder für die Gründung des Heimatvereins gewesen. Der Brand, dessen Ursache bis heute nicht geklärt ist, war dann "ein ziemlicher Schock", sagte auch Ernest Lang: "Damit wurden alle unsere Planungen vom zeitlichen Rahmen her über den Haufen geschmissen." Aus der Schockstarre haben sich inzwischen freilich Verein wie Gemeinde gelöst, und alle scheinen sich einig, dass das Gebäude trotz allem erhalten und wieder hergerichtet werden soll.

Weil es denkmalgeschützt ist, müssen allerdings spezielle rechtliche, finanzielle und fachliche Fragen geklärt werden, und das Landesamt für Denkmalpflege redet dabei ein gewichtiges Wort mit. Intensiv diskutiert wird laut Heilmeier momentan noch die Frage, inwieweit das Gebäude entkernt werden darf. Die Gemeinde würde dabei gerne "so weit wie möglich" gehen, um mehr Freiheiten beim Umbau zu haben. Die Denkmalschützer seien laut Bürgermeister dagegen deutlich zurückhaltender, "das ist noch Verhandlungsgegenstand." Möglicherweise müsse man die Experten auch auf andere Beispiele andere denkmalgeschützter Bauten hinweisen, bei denen eigentlich nur die Fassade erhalten worden sei, meinten Vereinsmitglieder, die dabei das Dom-Gymnasium Freising und das Gärtnerplatztheater in München nannten. Das "Einvernehmen" mit den Denkmalschützern sei jedenfalls wichtig "für Zuschüsse verschiedener Stellen", betonte Lang, es könnte beispielsweise auch einen fünfstelligen Zuschuss vom Bezirk Oberbayern geben. "Man muss halt reden", sagte der Vereinsvorsitzende, der dafür auch seine Kontakte als Beiratsmitglied des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege nutzen will.

Mit der Planung der Sanierung hat die Gemeinde inzwischen einen erfahrenen Freisinger Architekten beauftragt. Dieser soll auch die Umsetzung begleiten und das Nutzungskonzept erstellen, wobei der Heimat- und Geschichtsverein weiter miteinbezogen ist. Der Gemeinderat wird sich im Juli erneut mit dem Thema befassen.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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