"Normale Schwankungen":Deutlicher Anstieg der Straftaten

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Bei der Neufahrner Polizei sieht man den Anstieg der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr durchaus noch entspannt. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Vergleich der Halbjahres-Statistiken von diesem und dem vergangenen Jahr zeigt eine Zunahme um 300 Delikte. Doch den Neufahrner Polizeichef beunruhigt dies nicht

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Sorgen macht sich Hans-Peter Vogtleitner, der Leiter der Neufahrner Polizei nicht. Allerdings ist die Zahl der Straftaten im ersten halben Jahr 2015 im Vergleich zum Halbjahr 2016 deutlich gestiegen in seinem Zuständigkeitsbereich, der Eching, Neufahrn, Hallbergmoos und Fahrenzhausen umfasst. Man müsse bedenken, betont der Dienststellenleiter, "dass die Zahlen von 2014 auf 2015 stark gefallen sind." 2015 fielen im ersten Halbjahr 875 Delikte an, heuer waren es 1182. Trotzdem ist Vogtleitner überzeugt: "Das sind alles die üblichen Schwankungen."

Deutlich zugenommen haben im ersten Halbjahr 2016 die Sachbeschädigungen an Autos, von 45 auf 72. In diese Statistik fließt auch der Reifenschlitzer ein, der seit Ende Januar den Neufahrner Süden unsicher macht. 1000 Euro sind auf Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen. "Momentan ist Ruhe, vielleicht wirkt das ja", sagt Vogtleitner. Die Gesamt-Aufklärungsquote der Neufahrner Polizei lag im ersten Halbjahr 2016 bei 59,5 Prozent, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 57,7 Prozent. Am meisten Probleme machen Diebstähle aus Autos, hier liegt die Aufklärungsquote bei null Prozent - wie auch im Vorjahr.

Angestiegen ist die Zahl der Rauschgiftdelikte, von 58 auf 139. Allerdings, betont der Polizeichef, "ist das ein Kontrolldelikt. Wenn wir initiativ tätig werden, finden wir mehr, angezeigt wird so was selten." Größtenteils sind es Marihuana-Konsumenten, die den Beamten ins Netz gehen, seltener finden sie synthetische Drogen, ganz selten Heroin und Kokain.

Ebenfalls zugenommen hat die Zahl der Wohnungseinbrüche am Tag, hier waren bis Ende Juni acht Delikte zu verzeichnen, im Vorjahr nur drei. Die Zahl sei insoweit ungewöhnlich, sagt Vogtleitner, als normalerweise die Tages-Einbrüche in der dunklen Jahreszeit überwiegen, das heißt, die Hoch-Zeit beginnt jetzt erst. Dafür sind weniger nächtliche Einbrüche zu verzeichnen, die Zahl nahm von 15 auf acht ab. Angestiegen ist der einfache Diebstahl, von 138 auf 156 Straftaten.

Bei den Rohheitsdelikten ist ebenfalls eine Steigerung zu verzeichnen, 127 waren es in den ersten sechs Monaten des Vorjahres, heuer 179. Darin enthalten sind vorsätzliche leichte Körperverletzungen, die von 65 auf 94 zunahmen, sowie schwere Körperverletzungen mit 23 Delikten, im Vorjahr waren es elf. Immerhin kann die Neufahrner Polizei hier auf eine hervorragende Aufklärungsquote verweisen: satte 100 Prozent.

Es gibt auch Delikte, deren Zahl abgenommen hat, Autodiebstähle zum Beispiel. Da verzeichnete man im Halbjahr 2015 noch 20, heuer waren es 18. Dafür sind Betrügereien im Kommen. Im Vorjahr-Halbjahr zählte die PI Neufahrn hier 171 Delikte, heuer waren es 231. Fast die Hälfte war Tankbetrug (Vorjahr 91, heuer 103), aber auch Betrugsfälle mittels rechtswidrig erlangter Kreditkarten steigen, im ersten Halbjahr 2015 zählte man nur drei Delikte, heuer waren es schon 22.

Die 471 Flüchtlinge, die in den vier Gemeinden des südlichen Landkreises untergebracht sind, tauchen jedenfalls als Täter nur selten in der Verbrechens-Statistik auf. "Wir haben hier eine gute Unterbringung, und das merkt man, weil dann das soziale Konfliktpotenzial niedrig ist", erklärt Hans-Peter Vogtleitner. Das sei anders gewesen, als noch Asylbewerber in der Echinger Realschulturnhalle wohnten. Da habe es hin und wieder eine Schlägerei, Körperverletzungen oder einen Handydiebstahl gegeben. Einen großen Anteil daran, dass die Flüchtlinge so selten in der Kriminalstatistik auftauchen, davon ist Vogtleitner überzeugt, haben die Helferkreise: "Sie sind sehr engagiert und um eine harmonische Integration bemüht. Sie gehen gut mit den Leuten um, und das wirkt sich positiv aus."

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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