Die ersten Kranzberger haben schon gefragt, ob sie sich im Laden umschauen können, sie sind ganz ungeduldig. Auch bei Inhaber Reinhard Haberl ist die Vorfreude groß. Am Samstag kann er den Dorfladen "Zum Rauschecker" wieder eröffnen, um 6 Uhr früh geht es los. Nach einem Brand am zweiten Weihnachtsfeiertag blieb das Geschäft an der Oberen Dorfstraße wegen der Renovierungsarbeiten drei Monate lang geschlossen. Künftig bietet Haberl einen Lieferservice im Gemeindegebiet an - nicht nur wegen Corona. Das habe er schon länger vorgehabt.
Nach dem Brand "hat der Schock sehr tief gesessen", erzählt Haberl. Durch einen Schmorbrand waren Räume, Geräte und Waren am 26. Dezember zerstört worden. Doch schon als die Feuerwehr vom Hof gefahren ist, habe er für sich gewusst, dass er weitermachen werde. "Mit 62 bin ich zu jung, um auf der Couch zu liegen", sagt er und lacht. Der Laden liege ihm sehr am Herzen.
Die letzten Tage vor der Eröffnung "sind voller Freude, aber auch voller Stress", sagt Haberl. Er erstelle gerade die Regaletiketten. Eine Herausforderung in Krisenzeiten sei die Warenbestellung. Auf dem Markt gebe es keine Nudeln, keine Hefe, keinen Reis, kein Mehl. "Was machen die Leute mit Tonnen Mehl?", fragt Haberl angesichts der Tatsache, dass viele diese Waren offensichtlich zu Hause horten. Auch 20 Säcke Klopapier habe er bestellt - "das sind 15 000 Rollen - er hofft, dass er Anfang der Woche wenigstens ein Drittel davon bekommt. Etwas Sorgen bereitet ihm noch das neue Kassensystem. Erleichterung werde sich erst einstellen, wenn am Samstag alles funktioniert, sagt Haberl.
Im Dorfladen gibt es künftig eine warme Theke mit Leberkäse, Schnitzel und Fleischpflanzerl. Außerdem hat Haberl frische Wurst einer Metzgerei aus Petershausen im Angebot, Käse, Feinkostsalate, Backwaren der Bäckerei Hermann aus Fahrenzhausen, zwei Mal in der Woche außerdem Original-Holzofenbrot und Öko-Brot. "Eigentlich haben wir alles, was ein großer Supermarkt auch hat, nur nicht so viele Sorten", sagt Haberl. Bestellungen für den Lieferservice werden täglich von 9 bis 11 Uhr angenommen. Ausgeliefert wird laut Haberl am gleichen oder am folgenden Tag. Ab einem Warenwert von 20 Euro fallen keine Extra-Kosten an.
Damit die Kunden in Zeiten von Corona einen Sicherheitsabstand halten, sind alle eineinhalb Meter rote Striche am Boden angebracht, dazwischen ist jeweils ein großes X. Zehn Leute haben im Dorfladen auf diese Weise Platz. Reinhard Haberl und seine Mitarbeiter werden Schutzmasken und Gummihandschuhe tragen.
Auch im Rathaus freut man sich über die Eröffnung und den Lieferservice. Mancher stehe eventuell unter Quarantäne oder sei erkrankt, sagt Bürgermeister Hermann Hammerl. "Nun kann diesen betroffenen Bürgern schnell und unkompliziert geholfen werden."