Neujahrsempfang in Eching:Die Fahrt "in einem sehr dreckigen Zug"

Lesezeit: 2 min

Echings Bürgermeister Thaler mahnt beim Neujahrsempfang, dass dauerndes Wachstum nicht mehr funktionieren kann. Dazu werden Franz und Irene Nadler sowie Klemens Seemüller mit der Echinger Bürgermedaille ausgezeichnet

Von Klaus Bachhuber, Eching

In diesem Jahr finden Kommunalwahlen statt, und so verwunderte es wenig, dass beim Neujahrsempfang der Gemeinde Eching am vergangenen Sonntag sich denn auch alle drei Bürgermeisterkandidaten für den Ort sehen gelassen haben, dazu paradierten diverse Gemeinderatsbewerber und auch ein paar Landratskandidaten im Bürgerhaus. In der Ansprache von Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) hingegen kamen der anlaufende Wahlkampf und der anstehende Urnengang überhaupt nicht vor, er setzte einen dezidiert anderen Akzent: die Klimaproblematik.

Mit dem kleinen Henry, der dem Bürgermeister auf der Bühne die Stichworte lieferte, inszenierte Thaler seinen Echinger "Sunday for Future". Auch wenn ein Ort wie Eching Folgen des Klimawandels noch nicht wirklich spüre, sei die Zuständigkeit zur Abhilfe doch global. Immerhin verbrauche der durchschnittliche Mitteleuropäer und damit auch der Echinger so viel Ressourcen, dass es drei Erden zur dauerhaften Befriedung seiner Bedürfnisse brauche.

"Unsere Generation hat die Verantwortung, das zu wissen und zu ändern", appellierte Thaler. Auch in Eching müsse man realisieren, "dass dauerndes Wachstum nicht mehr funktionieren kann". Ausgehend vom Sprichwort, wonach es gut ist, einen Zug zu wechseln, wenn er in die falsche Richtung fahre, diagnostizierte der Echinger Bürgermeister: "Teilweise sitzen wir in einem falschen und sehr dreckigen Zug."

Dreimal wurde in diesem Jahr die Echinger Bürgermedaille verliehen, an Persönlichkeiten, die sich "in besonderer Weise um die Gemeinde verdient gemacht haben". Fünf Jahre nach der großen Flüchtlingswelle ehrte die Gemeinde dabei mit Franz und Irene Nadler zwei Dietersheimer, die sich herausragend für die Flüchtlinge in der Dietersheimer Unterkunft engagiert haben.

"Mister Franz" sei den Menschen "Vater, Bruder, Helfer, Freund", zitierte der Bürgermeister in seiner Laudatio den Titel eines SZ-Berichts über Nadler. Der sagte, die Würdigung gebühre vielen Dietersheimern, die die Menschen "mit großer Toleranz und sehr viel Freundlichkeit aufgenommen haben". Irene Nadler ist zudem seit 45 Jahren ehrenamtlich im Ortsnachrichtenblatt "Echinger Forum" engagiert, lange Jahre auch als Vorsitzende.

Klemens Seemüller war 43 Jahre in der Feuerwehr Eching aktiv, davon 35 Jahre in Führungsgremien. 18 Jahre gehörte er für die CSU dem Gemeinderat an. Als ihn der Bürgermeister über die Ehrung informiert habe, sei er "ganz baff" gewesen, erzählte Seemüller in seiner launigen Art, aber nachdem er dann über seinen vielfältigen Einsatz für das Gemeinwesen nachgedacht habe, "hab ich mir gesagt: Vielleicht hat er doch recht".

Das Neujahrskonzert vor dem Empfang mit über 500 Besuchern gestalten das Salonorchester der Musikschule Eching unter Leitung von Georg Straßmann mit Soli der Nachwuchsmusiker Adrian und Maximilian Kleemann und Barbara Jakob sowie das Symphonische Blasorchester Eching unter Leitung von Fabian Schmidt, das die Carmen-Suite aufführte.

© SZ vom 14.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: