Neufahrner sollen bewusst wählen:Appell aus dem Landkreissüden

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde sieht sich und Nachbarn im Kreistag unterrepräsentiert

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Eigentlich ist es eine simple Rechnung: 180 000 Einwohner hat der Landkreis Freising, knapp 21 000 davon leben in Neufahrn. Legt man das auf den Kreistag um, müsste die an Einwohnern zweitgrößte Gemeinde in dem 70-köpfigen Kreistag mit acht Mandatsträgern vertreten sein. Tatsächlich sind es nur halb so viele. Neufahrn und der südliche Landkreis insgesamt fühlen sich deshalb gegenüber dem "starken Norden" deutlich unterrepräsentiert.

Das soll nach dem 15. März anders werden. Deshalb wenden sich die im Neufahrner Gemeinderat vertretenen Gruppierungen samt Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) jetzt mit einem parteiübergreifenden Appell, wie es ihn in dieser Form noch nie gegeben hat, an die Öffentlichkeit: Wenn die Wähler ihre Kreuzchen machen, sollen sie "insbesondere auch lokale Gesichtspunkte berücksichtigen" und für Bewerber aus der Gemeinde stimmen - selbst wenn sie vielleicht nicht der sonst bevorzugten Gruppierung angehören. So soll die Zahl der Kreistagsmandate verdoppelt werden.

Für die Unterzeichner des Appells geht es um weit mehr als nur Kosmetik. Der Kreistag entscheidet über Themen wie den öffentlichen Nahverkehr, die Instandhaltung der Kreisstraßen, weiterführende Schulen und Landschaftsschutz. Innerhalb des Landkreises gebe es "große strukturelle Unterschiede", heißt es in dem Aufruf, da sollten "unsere Blickwinkel und Anliegen stärker als bisher vertreten sein". Gefehlt hat das den Neufahrnern zum Beispiel bei der MVV-Tarifrefom: Als klar war, dass diese Neufahrn benachteiligen würde, haben die Gemeinde wie auch andere betroffenen Kommunen protestiert. Tatsächlich wurde im gesamten Verbandsgebiet nachgebessert. Aber als es darum ging, wo das im Landkreis Freising geschehen solle, "sind wir außen vor geblieben", resümiert der Verkehrsreferent des Neufahrner Gemeinderats, Florian Pflügler (ÖDP). "Man hätte sich besser auf die Hinterbeine stellen können", findet auch Beate-Frommhold -Buhl (SPD).

Josef Eschlwech (Freie Wähler) ist überzeugt, dass Straßen- und Radwegprojekte ebenfalls schneller verwirklicht werden könnten, wenn Neufahrn und der Landkreissüden im Freisinger Kreistag stärker repräsentiert wären. Auch innerhalb der "Nord-Allianz", zu der sich die südlichen Landkreisgemeinden mit vier Kommunen aus dem Landkreis München zusammengeschlossen haben, fällt es Bürgermeister Heilmeier auf: Gehe es etwa um die Einrichtung von MVG-Stationen oder um "S-Bahn-Themen", dann gebe es je nach Landkreiszugehörigkeit "zwei verschiedene Geschwindigkeiten". Jetzt will man im Freisinger Kreistag für eine stärkere Lobby und damit mehr Tempo bei den Anliegen des Landkreis-Südens sorgen. Zumal gerade aus den finanzkräftigeren Gemeinden im Süden über die Kreisumlage viel Geld in den Kreishaushalt fließe, wie Heilmeier anmerkt.

"Wir wollen vermitteln, dass das Denken in Gruppierungen kreistagstechnisch nicht unbedingt das ist, was der Gemeinde hilft", erklärt auch CSU-Gemeinderat Burghard Rübenthal und fügte hinzu: "Es ist wichtig, über seinen Schatten zu springen und gemeindetechnisch andere Wege zu gehen."

Ein zusätzlicher Appell kommt von Beate Frommhold-Buhl, die sich selbst als "seltenes Exemplar" bezeichnet - zum einen als Vertreterin Neufahrns im Kreistag, zum anderen nämlich als Frau in dem Gremium. Frauen seien dort nämlich ebenfalls unterrepräsentiert, betont sie und ruft Wählerinnen und Wähler deshalb dazu auf, auch diesen Umstand am 15. März zu ändern.

© SZ vom 24.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: